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Die Mendelstraße

Eine Straße mit glanzvoller Geschichte
Die Mendelstraße führt von Eppan auf den Mendelpass mit 1363 m Höhe. Die 1885 fertig gestellte Straße war Voraussetzung für die Entwicklung des Tourismus auf der Mendel, der vor allem von 1886 bis zum ersten Weltkrieg blühte. Die Mendel als Höhenluftkurort wurde Ziel der gesellschaftlichen Noblesse Europas, doch auch Einheimische nutzen den herrlichen Ort mit seiner traumhaften Aussicht auf das Überetsch und die Dolomiten zur Sommerfrische. Die Mendelstraße bildet heute eine Verkehrsverbindung zwischen Etsch- und Nonstal, die nicht mehr wegzudenken ist. Die Wirtschaft und Bevölkerungsentwicklung des Mendelgebietes hängen wesentlich von der Mendelstraße, wie auch der Mendelbahn ab. Die Mendel ist heute noch ein beliebter Ferienort und Anziehungspunkt für Sportler und Bergwanderer.




Aktueller Zustand:
      betriebstüchtig
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Baubeginn: 18-08-1880
      Inbetriebnahme: 14-05-1885
      AuftraggeberIn: Die Österreich-ungarische Monarchie
      Projektant/Erfinder: Oberbaurat Ingenieur Ignaz von Feder, Innsbruck
      Erbauer/Konstrukteur: Costantino Sarcletti aus Casez
Panorama

Am Fuße der Mendel liegt das Überetsch mit den Gemeinden Eppan und Kaltern. Das Mendelgebirge bildet für das Überetsch gegen Westen einen breiten schützenden Kamm. Die Mendel ist der Hausberg der Kalterer, weshalb sie seit jeher einen besondere Beziehung zu dieser Bergwelt entwickelt haben.
Der Mendelzug beginnt im Süden am Engpass der Rocchetta bei Mezzocorona im Trentino. Er zieht sich in nordöstlicher Richtung bis zum Gantkofel, dann in nordwestlicher Richtung hin bis zum Gampenpass oberhalb von Prissian in Südtirol. Der rund 35 Kilometer lange Gebirgsstock wird von der Linie Gampenpass-Völlan-Lana und der Etsch in Südtirol sowie von den Flüssen Noce und Novella im Trentino umgrenzt. Gegen das Etschtal fällt das Gebirge schroff ab, stellenweise mit senkrechten Felswänden. Zum Nonstal hingegen senkt sich das Gelände als sanft abfallendes Plateau bis an den Rand der Schluchten von Noce, Novella und anderen Wasserläufen.






Anfahrt


Wegbeschreibung


Technik

Der Straßenbau kostete insgesamt 360.000 Gulden und wurde in der Zeit der Monarchie als k. k. Mendel-Tonale-Reichsstraße bezeichnet, die von der Talferbrücke in Bozen bis zum Tonalepass führte. Unter italienischer Verwaltung wurde die Mendelstraße Teil der Staatsstraße SS 42, welche in Brescia beginnt und über den Tonalepass und die Mendel in Bozen an der Meraner Kreuzung endet.

Die vielen Arbeiter waren durch das brüchige Steinmaterial großen Gefahren ausgesetzt. Das extreme Gelände des Mendelgebirges machte den Straßenbau sehr aufwendig und schwierig. Fels musste gesprengt werden. Dieses Material wurde größtenteils einfach in das Pfusser Tal geschüttet. So gelang rund 1000 Kubikmeter Material in das Pfusser Tal und drohte bei heftigen Regenfällen den Bach aufzustauen. Um die erforderlichen Bausteine und mehrere hundert Wehrsteine zu gewinnen, wurden gleich hinter dem Mendelpass Steinbrüche eröffnet. Kalköfen und Kohlenmeiler wurden gebaut. Für die Felssprengungen wurde Pulver im Wert von 6000 Gulden eingesetzt, 60.000 Kubikmeter Gestein wurde bewegt. Wasserläufe, und Stützmauern wurden errichtet. Mehrere hundert Meter Flechtzäune sollten die Straße vor nachrutschenden Geröll, Schneelawinen und Steinschlag schützen. Böschungen und beschädigte Waldflächen von 17,79 Hektar wurden mit 29000 Pflanzen begrünt.









Geschichte

Der Mendelpass oberhalb von Kaltern war schon seit frühester Zeit ein viel benutzter Übergang zwischen Etsch- und dem Nonstal. Doch erst in der Neuzeit, vor allem im 19. Jahrhundert, wurde das Straßennetz um die Mendel von der öffentlichen Hand zielstrebig ausgebaut. Man erkannte, dass gute Straßen den Handel fördern und die wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben.

1830 forderte das Landespräsidium in Innsbruck alle Gemeinden in Tirol auf, den Zustand der Straßen zu erheben. Die Gemeinde Kaltern verfasste am 30.01.1831 ihren Bericht: "Von Kaltern bis zur Mendel Bergweg und Saumschlag". Der Weg werde zum Transport von Brenn- und Weingartholz und zum Teil zur Lieferung von Getreide verwendet. Der Mendelweg befinde sich in einem schlechten Zustand. Die Gemeinde sei allein nicht in der Lage, ihn zu verbessern, und zwar wegen seiner Steilheit und wegen jener Stellen, die durch Felsen eingeengt sind. Der Weg sei 6 Schuh breit, habe ein Gefälle von 8 bis 16 Zoll, der Belag bestehe aus Lehm und Felsen. Für den Mendelweg wäre eine Erweiterung und Planierung wünschenswert.

Das Österreich-ungarische Militär drängte auf eine möglichst kurze Verbindung zwischen Tirol und der Lombardei, um bei Bedarf schnell Truppen aus Tirol in die unsichere lombardische Region zu schicken. 1849 führten die zuständigen Behörden erste Verhandlungen. Ingenieur de Claricini wurde 1851 beauftragt, das Gelände aufzunehmen und ein Projekt zu entwerfen. 1852 lag für die Strecke von der Sigmundskroner Etschbrücke bis Matschatsch ein fertig ausgearbeitetes Projekt vor.

Doch erst am 7. Dezember 1878 wurde Oberbaurat Ingenieur Ignaz von Feder von der Statthalterei Innsbruck und Oberbaurat Ingenieur Wawra Ritter von Hochstrass vom Innenministerium in Wien nach Bozen gesandt und das Projekt von Ing. de Claricini aus dem Archiv geholt. Mit kleinen Änderungen konnte man am 16. September 1879 die Projektaufnahme abschließen. Für die Gesamtstrecke von 18.550 Metern war ein Kostenvoranschlag von 282.600 Gulden errechnet worden. Das Innenministerium hieß das Projekt gut und erteilte am 31.Dezember 1879 den Auftrag, das Detailprojekt von Matschatsch bis zur Passhöhe, den schwierigsten Teil der Strecke, auszuarbeiten. Die Gemeinde Bozen bewilligte einen Beitrag von 14.000 Gulden, die Gemeinde Eppan 10.000 Gulden. Dem Unternehmen von Costantino Sarcletti aus Casez wurde die Ausführung übertragen, mit der Bauleitung wurde Ingenieur Johann Mairhofer betraut.

Am 18. August 1880, zum Geburtstag von Kaiser Franz Joseph, wurde der erste Spatenstich vorgenommen. Durch das steile Gelände und dem brüchigen Felsen gestaltete sich die Arbeit als sehr schwierig und gefährlich. Über die Tamorschlucht, der schwierigste Teil der Straße, wurde eine Brücke und einige Ausweichstellen angelegt. Meter um Meter musste in die fast senkrecht abfallenden Felswände die Straße gesprengt werden. Im Durchschnitt waren täglich 300 Arbeiter im Einsatz. Der Tageslohn belief sich auf einen Gulden. Erst im September 1882 war der Abschnitt der Mendelstraße bis unterhalb von Matschatsch fertig gestellt.

Anfang März 1884 wurden die Arbeiten für die Fortsetzung des Straßenbaus von Matschatsch über den Gandberg bis Sankt Michael in Eppan in Angriff genommen. Am 3. Dezember 1882 wurde die Ausführung für die Strecke Mendelpass- Ronzone wiederum der Firma Sarcletti übergeben, dieser Teilabschnitt war bereits im Oktober 1883 fertig gestellt. Im Frühjahr 1885 war auch die Teilstrecke vom Tröpfltal bis Sankt Michael-Eppan fertig. Nun konnte der Straßenzug von Eppan über den Mendelpass bis Fondo durchgehend befahren werden. Zu diesem Anlass fand am 14. Mai 1885 am Mendelpass eine Feier statt. Schließlich wurde noch die Strecke von Eppan durch das Warthtal zur Etschbrücke in Sigmundskron gebaut. Am 9. November 1886 war die gesamte Strecke Bozen-Mendel-Fondo fertig ausgebaut.

Militärisch gesehen spielte die Straße letzten Endes nie eine bedeutende Rolle. Im ersten Weltkrieg war sie Verbindung von Bozen zum Frontabschnitt am Tonalepass Am 4. November 1918 stand das italienische Heer bereits auf der Mendel. Über die Mendelstraße erreichte die Vorhut der italienischen Truppen am 7. November die Etschbrücke bei Sigmundskron und die Stadt Bozen.
Um 1949 wurden mehrere Stellen der Straße unterminiert, um so durch Sprengung die Verbindung zwischen Etschtal und Nonsberg jederzeit unterbrechen zu können.

Die neue Straße bildete die Voraussetzung für die Entwicklung des Tourismus und der Sommerfrische auf der Mendel. Auch der Austausch von Wirtschaftsgütern und Arbeitskräften zwischen den beiden Tälern wurde so gefördert.

Die Fahrt auf der Kunststraße war und bleibt auch heute noch ein besonderes Erlebnis. Schon 1884 bot man jeden Mittwoch und Sonntag Stellwagenfahrten von Bozen aus an. Nach Fertigstellung der Mendelstraße fuhr man dreimal am Tag von Bozen auf den Pass. Auch als Wanderweg wurde die Straße gern benutzt, da sich von vielen Stellen aus eine herrliche Aussicht auf das Überetsch und die dahinter liegenden Dolomiten bietet. Schon vor 1900 fanden Rad- und Automobil-Fernfahrten statt. Immer noch ist die Straße für Rad- und Autofahrer eine Herausforderung. Bis 1988 wurden über vierzig Automobil-Bergrennen veranstaltet.

Die Straße von Eppan auf die Mendel bildet heute eine Verkehrsverbindung zwischen Etsch- und Nonstal, die nicht mehr wegzudenken ist. Die Wirtschaft und Bevölkerungsentwicklung des Mendelgebietes hängen wesentlich von den Verkehrsverbindungen mit dem Etschtal, der Mendelstraße und Mendelbahn ab.





Meilensteine

30-01-1831 - Die Gemeinde Kaltern verfasst einen Bericht zum Zustand der Mendelstraße, den sie dem Landespräsidium in Innsbruck vorlegt


00-00-1852 - Ingenieur de Claricini erarbeitet ein Projekt für einen Straßenbau von der Sigmundskroner Brücke bis nach Matschatsch, das aber lange Zeit im Archiv bleibt


16-09-1879 - Oberbaurat Ingenieur Ignaz von Feder und Oberbaurat Ingenieur Wawra Ritter von Hochstrass schließen die Projektaufnahme mit kleinen Änderungen des Entwurfs von Ing. de Claricini ab


18-08-1880 - Der erste Spatenstich wird vorgenommen


14-05-1885 - Die Strecke Eppan-Mendelpass-Fondo kann durchgehend befahren werden


09-11-1886 - Die Strecke Bozen-Mendel-Fondo ist fertig ausgebaut




Fotogalerie

imgkJDxQr.jpgDer Pass von der Nonsberger Seite mit Mendelhotels und anderen Villen

AutorIn/Copyright:Georg Lösch
imgMj8V6x.jpgIn fortlaufenen Kehren schlingt sich die Mendelstraße dem Hang hinauf

AutorIn/Copyright:Gotthard Andergassen
imgO41TCt.jpgEine gute Militärstraße führte ab 1868 von der Mostizzolobrücke auf den Tonalepass, Grenze zwischen Alt-Tirol und der Lombardei

AutorIn/Copyright:Ferruccio Mascotti
img06gRSn.jpgDie Strecke bei der Tamorschlucht war der schwierigste Teil der Straße

AutorIn/Copyright:Gotthard Andergassen
imgAaFfvH.jpgDie neue Straße wurde von Kutschen und Wanderern gerne benutzt

AutorIn/Copyright:Gotthard Andergassen
imgLmcXcp.jpgDie letzte Trasse der Mendelstraße führt durch das Warthtal bis zur Sigmundskroner Brücke

AutorIn/Copyright:Georg Lösch
imgc62sb0.jpgDer Stellwagen verkehrte regelmäßig zwischen Bozen und Fondo

AutorIn/Copyright:Georg Lösch
imgBerroz.jpgBereits 1898 fuhren Automobile auf die Mendel

AutorIn/Copyright:Foto Fränzl
imgIvn1t9.jpgDas Grand Hotel Penegal, ein beliebtes Ziel für Kuraufenthalte der noblen Gesellschaft

AutorIn/Copyright:Gotthard Andergassen
imgVSURNR.jpgDie bekannten Mendelrennen fanden bis 1988 statt

AutorIn/Copyright:Martin Sölva
imgPhwq1X.jpgMendelrennen 1958: ein Fiat 600 kurz vor dem Ziel

AutorIn/Copyright:Rennstall Dolomiti
imgIQbHSk.jpgDie Mendel und das Etschtal, im Hintergrund die Dolomiten

AutorIn/Copyright:Gotthard Andergassen


Literatur

Die Mendel, ein Pass mit glanzvoller Geschichte

AutorIn: Martin Sölva, Gotthard Andergassen
Herausgeber/Zeitschrift: Verein für Kultur und Heimatpflege Kaltern
Verlag: Athesia
Erscheinungsort: Bozen
Erscheinungdatum: 00-00-2003