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Josef Madersperger - Erfinder der Nähmaschine

Josef Madersperger hat ein Verfahren erfunden, das bereits die wesentlichen Merkmale unserer heutigen Nähmaschinen enthielt. Mit dieser Nähmaschine stellte er Doublestoffe her, als deren Erfinder er auch anzusehen ist. 




Technik

In den ersten Jahren des vorigen Jahrhunderts begann der Schneider Madersperger mit Versuchen, eine Maschine zu bauen, die ihm die mühsame Tätigkeit des Nähens erleichtern könnte. Zuerst versuchte er, die Bewegungen der Hand mit maschinellen Mitteln nachzuahmen, erkannte aber bald, dass er auf diese Weise sein Ziel nie erreichen werde.

Um das Jahr 1807 ging er dazu über, eine Nadel zu verwenden, die an beiden Enden Spitzen und das Öhr in der Mitte hatte; diese Nadel wurde von zwei Greifern abwechselnd von oben und von unten durch den Stoff gezogen, wobei sie den ca. einen halben Meter langen Faden nachzog. Wenn dieser verbraucht war, musste ein neuer Faden eingefädelt werden. Da ihn auch dieses Modell nicht befriedigte, suchte er nach einer besseren Lösung und fand diese, indem er das Öhr an die Spitze der Nadel verlegte, diese nur mehr von einer Seite durch den Stoff stach und auf der anderen Seite einen Kettfaden durch die sich bildende Fadenschlinge schob.

Damit hatte er ein Verfahren erfunden, das bereits die wesentlichen Merkmale unserer heutigen Nähmaschinen enthielt; für dieses Verfahren suchte er am 26.4.1814 um die Verleihung eines k. k. Privilegiums an. Mit der neuen Nähmaschine stellte er Doublestoffe her, als deren Erfinder er ebenfalls anzusehen ist.



Geschichte

Die Familie Madersperger stammt aus Osttirol, wo Josefs Vater Georg auf dem Steigerhof in Mattersberg (Gemeinde Matrei) zur Welt kam und dort das Schneiderhandwerk erlernte. Nach seinen Wanderjahren erwarb er in Kufstein von den Erben des Schneidermeisters Egger die „Schneidermeisterschaftsgerechtigkeit“ und ein Haus in der Schmiedgasse, in welchem Josef am 6. Oktober 1768 geboren wurde. Dieser erlernte bei seinem Vater die Schneiderei, ging auf die Wanderschaft und ließ sich schließlich in Wien nieder, wo er 1799 den Bürgereid ablegte.

Für sein später entwickeltes Verfahren für Nähmaschinen, suchte er am 26.4.1814 um die Verleihung eines k. k. Privilegiums an. Es ist nicht uninteressant, dass aus Anlass dieses Ansuchens die rechtlichen Grundlagen unseres heutigen Patentrechtes geschaffen wurden. Die „Kunstverständigen“ hatten seine Idee zwar als neu befunden, hatten aber an seiner Konstruktion noch „Unvollkommenheiten“ festgestellt, weshalb die Vereinigte Hofkanzlei eine ablehnende Erledigung beantragte; es bestehe, so begründete sie, sonst Gefahr, dass sich Geldgeber verlocken ließen, für eine noch nicht in allen Teilen ausgearbeitete Erfindung Mittel zur Verfügung zu stellen, die dann verloren gehen könnten.

Der Referent des Staatsrates, Freiherr v. Switzen, nahm jedoch dagegen Stellung und erklärte, die Staatsverwaltung habe bei Erteilung eines Privilegiums nur darauf zu achten, ob die Erfindung neu ist, eventuelle Verbesserungen können später zu neuen Privilegien führen. Zur Anregung weiterer Erfindertätigkeit sei es notwendig, dass nicht nur Madersperger das angesuchte Privileg erhalte, sondern dass künftig grundsätzlich für Erfindungen, die neu sind, Privilegien erteilt werden, ohne auf deren Vollkommenheit Rücksicht zu nehmen.
Als Kaiser Franz am 10. Februar 1815 das Privilegium in diesem Sinne bewilligte, hat er damit gleichzeitig die Grundlage für das spätere Patentrecht geschaffen. Leider hat Madersperger wie viele andere Tiroler, es nicht verstanden, sein Privilegium kommerziell zu verwerten. Die neue Nähmaschine wurde nur in Maderspergers eigener Werkstätte verwendet. Insbesondere stellte er mit diesen Doublestoffen her. Auf der „Ersten Gewerbeproduzenten-Ausstellung Österreichs“ im Jahre 1835 zeigte er der Öffentlichkeit solche Doppelstoffe, als deren Erfinder er ebenfalls anzusehen ist. Im Jahre 1839 schenkte der 71jährige seine Nähmaschine dem k. k. Polytechnischen Institut, wohl in der Hoffnung, dass er damit seine Idee doch noch werde verwerten können.

Dieses veranlasste deren Überprüfung durch den N. Ö. Gewerbeverein, der Madersperger dafür mit einer Bronze-Medaille auszeichnete, aber nichts unternahm, um dem in bitterster Not lebenden Mann zu helfen. So ist seine Erfindung ungenutzt geblieben und allmählich in Vergessenheit geraten. Madersperger musste schließlich mit seiner Frau in das Wiener Bürger-Versorgungshaus gehen, in dem er am 2. Oktober 1850, also 4 Tage vor seinem 82. Geburtstag, starb. In einem Schachtgrab des St. Marxer Friedhofes wurde er – ebenso wie einst Mozarts sterbliche Hülle – zur letzten Ruhe gebettet.

Am Versuch, eine Nähmaschine zu bauen, hatten außer Madersperger viele gearbeitet. Wirtschaftlichen Erfolg konnte erst der Amerikaner Howe ernten, nach dessen Patent vom Jahre 1846 – das im Wesentlichen den Gedanken Maderspergers entsprach – J.M. Singer die industrielle Nähmaschinenerzeugung aufnahm. Heute wird Madersperger allgemein die Priorität der Nähmaschinen-Erfindung zuerkannt. Denkmale erinnern in Wien und Kufstein an ihn; in vielen Orten sind Straßen nach ihm benannt

Die österreichische Postverwaltung hat zu seinen Ehren anlässlich seines 100. Todestages eine Gedächtnisbriefmarke mit seinem Bild herausgegeben. Sein „Nähgerät“, das er einst dem Wiener Polytechnikum schenkte, gehört heute zu den meistbeachteten Schaustücken des Wiener Technischen Museums; es wurde auf der in Kufstein anlässlich seines 100. Todestages veranstalteten internationalen Nähmaschinenschau nähend vorgeführt und erregte dort allgemein größte Bewunderung. (aus  „Tiroler Pioniere der Technik“, Ernst Attlmayr, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck-München, 1968) 



Fotogalerie

madersperger denkmal.jpgDenkmal
?Tiroler Pioniere der Technik?, Ernst Attlmayr, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck-München, 1968