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Kraftwerk Wiesen

Kraftwerk Wiesen, Edison
Für die Nutzung des Pfitscherbaches wurden im Abschnitt zwischen dem unteren Ende der Pfitscher Hochebene und der Mündung in den Eisack beim Staatsbauamt in Trient zwei Ansuchen eingereicht: das erste (der Società Imprese Minerarie Trentine) für die Fassung bei der "Wehr"auf Kote 1365 m, mit einem Höhenunterschied von 360 m und der Wasserrückgabe in Wiesen am Eingang zum Pfitschertal, mit einem Wassereinzugsgebiet von 119 km²; das zweite (der Società Trentina di Elettricità) von der Wasserrückgabe des Kraftwerkes in Wiesen bis zur Mündung in den Eisack, mit einem Höhenunterschied von 30 m und einem Einzugsgebiet von 136 km².




Aktueller Zustand:
      betriebstüchtig
Denkmalgeschützt mit LAB Nr.:
      Nein
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Baubeginn: 00-05-1926
      Inbetriebnahme: 27-12-1927
      AuftraggeberIn: Società Idroelettrica del Vizze
      Projektant/Erfinder: Ing. Giuseppe Gavazzi
      Erbauer/Konstrukteur: Società Idroelettrica del Vizze
Panorama

Für den Betrieb des Kraftwerkes werden der Pfitscherbach und der Afenserbach abgeleitet.
Am unteren Ende des Pfitscher Hochtales befindet sich das Staubecken (der Wehrsee) mit einer Kapazität von 400.000 m³ und einem maximalen Pegel auf 1361,61 m über dem Meer.
Durch einen Freispiegelstollen gelangt das Wasser zum Wasserschloß oberhalb des Krafthauses. Vom Wasserschloß führen zwei parallel laufende sichtbare Druckleitungen aus genieteten Stahlrohren mit einem Durchmesser zwischen 1,50 und 1,05 m, welche direkt zum Krafthaus führen.
Ein kurzer Freispiegelkanal mit einer Länge von 14 m leitet das abgearbeitete Wasser vom Kraftwerk in den Pfitscherbach.

Während sich das Staubecken am Eingang des Pfitscher Hochtales befindet, liegt das Krafthaus in Wiesen an der Stelle wo die Strasse zum Eingang des Pfitschertales schon leicht ansteigt, am orographisch rechten Ufer des Pfitscherbaches.



An der Stelle, wo sich heute der Stausee für das E-Werk Wiesen-Pfitsch (der Wehrsee) befindet, erstreckte sich der ehemalige Pfitscher See. Im Gemeindebuch von Wiesen / Pfitsch wird darüber folgendes berichtet:

Der Bergsturz der "Wöhr" und seine Folgen.
Aus dem Bereich Leitner Wände - Überseil, auf der orographisch linken Talseite brach eine gewaltige Gesteinsmasse ab und schuf damit eine eindeutige Zweiteilung in Wiesen und Pfitsch. Die erste Folge dieses Bergsturzes war die Aufstauung des Baches und die Bildung eines großen Sees, der ursprünglich wohl bis in die Gegend des heutigen St. Jakob gereicht haben mag und hinter dem Damm an die 200 m tief war. Die breite, fast ebene Oberfläche des Bergsturzgeländes, Pfommes oder Pfannes genannt, wurde dank der leichten Verwitterbarkeit des Kalkphyllites bald von den Pflanzen erobert und bot damit die Voraussetzung für erste Besiedlung (heute leider aufgegeben).
Der Bergsturz hat auch bald die Aufmerksamkeit der Geologen gefunden. Als erster berichtete im Jahre 1845 A. v. Klipstein, im Jahre 1894 J. Damian und zu Beginn unseres Jahrhunderts 1908 A. Penck darüber. Nach Erreichen des Oberrandes der Bergsturzmasse begann der nun überfließende Bach sich in dem eher lockeren Geröll einen neuen Weg zu graben, brach wohl auch einige Male aus, wodurch der See etwas kleiner wurde und nur mehr bis zum Weiler Platz reichte. Nach einer Sage soll der See in der Nacht vom 18./19. März 1080 ausgebrochen, zum Tale "hinausgepfitscht" sein und dabei im inzwischen bereits besiedelten äußeren Tal, in Wiesen, schwere Verwüstungen verursacht haben.
Wann der letzte Ausbruch wirklich erfolgt ist, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Es ist wahrscheinlich, dass ein schweres Gewitter im Hochtal diesen letzten Ausbruch verursacht haben mag. Durch die große beeindruckende Durchbruchsschlucht wurde, wie Klebelsberg berichtet, zu Beginn der zwanziger Jahre ein einfacher Wanderweg angelegt, der einen guten Einblick in die Beschaffenheit der Bergsturzmasse ermöglichte, wovon sich der Verfasser dieses Berichtes einst selber überzeugen konnte. Bis zum Bau der neuen Straße musste der alte Fahrweg in steilem Anstieg die Höhe der Wehr ("Wöhr") erreichen.
Heute besteht ein künstlicher Stausee, der ursprünglich fast bis zum Weiler Burgum gereicht hat, inzwischen aber auch starke Verlandungserscheinungen aufweist.
Der alte Seeboden ist bereits früher weitgehend aufgefüllt worden, und auf dem feinkörnigen Sand und Schlamm mit geringem Wasserabfluß entstanden die Kematener Möser, die heute der Landwirtschaft dienen.
Anfahrt
Das Wasserkraftwerk Wiesen befindet sich im Wipptal. Von Sterzing ausgehend biegt man von der Staatsstraße in Richtung Pfitsch ab.

Wegbeschreibung
Man fährt durch das Ortszentrum von Wiesen, am Wiesener Hof und an der Pfarrkirche vorbei. Am Ende der Tiefebene, wo die Straße zum Eingang des Pfitschertales schon leicht ansteigt, befindet sich an der orographisch rechten Seite des Pfitscherbaches das Krafthaus. Es ist normalerweise für Besichtigungen nicht offen.

Technik

Das Stauwerk besteht aus einer Mauer mit Überlaufschwellen. Sie ist 7,63 m hoch und an der Krone 76 m lang. Die Mauer schafft ein Staubecken (den Wehrsee) mit einer Kapazität von 400.000 m³ und einem maximalen Pegel auf 1361,61 m über dem Meer. Außer den drei Überlaufschwellen enthält die Staumauer vier manuell zu bedienende Schleusen und zwei ebenfalls von Hand zu betätigende Schotterentnahmeschleusen.
Die Wasserfassung, auf Kote 1361,3 m befindet sich auf der orographisch rechten Seite und ist mit drei manuell zu bedienenden Schleusen versehen. An der linken Seite am Ende der Mauer befindet sich das Stauwächterhaus mit Wohnung.
Die Wassereinlässe sind mit Rechen versehen, welche das Treibgut zurückhalten, dahinter befindet sich das Beruhigungsbecken. Vor dem Zubringerstollen ist eine Schleuse mit motorisiertem Antrieb, der vor Ort und vom Kraftwerk aus bedient werden kann. Der Freispiegelstollen hat einen Querschnitt von 4,90 m², eine Länge von 3782,00 m und eine maximale Durchflussleistung von 11,10 m³ / sec.
An der Stelle wo der Stollen in einen Kanal mündet und das Tal des Afenserbaches überquert, wird auch dieser eingeleitet. Am Ende des Stollens ist ein Überlauf, gefolgt von einem Wasserschloss mit einer Kapazität von 8 000 m³; hier beginnen zwei parallel geführte Druckleitungen aus genieteten Stahlrohren mit einem Durchmesser zwischen 1,50 und 1,05 m und einer Länge von 531 m. Jede Druckleitung ist mit einem Ventil versehen, das automatisch schließt, wenn die Strömungsgeschwindigkeit zu hoch wird. Die Fallhöhe beträgt 359,58 m.
Ein kurzer Freispiegelkanal mit einer Länge von 14 m leitet das Wasser vom Kraftwerk in den Pfitscherbach.

Der Maschinenpark im ursprünglichen Zustand umfaßt:
- 2 Maschinensätze bestehend aus horizontalen Turbinen mit doppelten Laufrädern - Pelton der Firma Franco Tosi, koaxial mit Ansaldo - Generatoren,
4 200 / 3 650 Volt, 9 200 kVA und 16 2/3 Hz.
- 1 Maschinensatz bestehend aus horizontaler Turbine mit doppelten Laufrädern - Pelton der Firma Franco Tosi, koaxial mit Generator der Firma CGE,
6 000 / 6 600 Volt, 9 200 kVA und 42 - 50 Hz.
- 1 Maschinensatz bestehend aus Peltonturbine und Generator der Firma S. Giorgio, 6 000 / 6 600 Volt, 1 380 kVA und 42 - 50 Hz.
Die gesamte Turbinenleistung beträgt 42 250 PS, die Generatorleistung 30 600 kVA.
Die Abnahmeprüfung, durchgeführt am 1. Juli 1932 vom Staatsbauamt in Trient und das M.D. Nr. 4318 schreiben der Anlage folgende Merkmale zu:
Maximale Wasserableitung 11,00 m³/sec.
Mittlere Ableitung 5,43 m³/sec.
Fallhöhe 359,58 m
Leistung 26047,97 PS
Im Krafthaus installiert sind 2 Drehstromtransformatoren zu je 8700 kVA,
16 2/3 Hz, 4/65 kV
1 Drehstromtransformator zu 9000 kVA, 42-50 Hz,
6/65 kV.
Vom Krafthaus führten 2 Drehstrom-Freileitungen mit einer Spannung von
65 kV, 16 2/3 Hz für die Brennerbahn
1 Drehstrom-Freileitung mit 65 kV, 50 Hz, die über
den Jaufenpaß (2099 m) zum Umspannwerk Forst
(Meran) führte.
Das Kraftwerk hat eine mittlere Jahresproduktion von 55 GWh.
Im Jahre 1943 betrug die Produktion 71.346.000 kWh, die wie folgt verteilt wurden:
- Bahnstrom 26 452 079 kWh
- SAPEZ Bergwerk Ridnaun 3 122 936 kWh
- Montecatini (Forst) 41 544 388 kWh



Nach der Umstellung der Brennerbahnlinie auf Gleichstromantrieb wurde die Produktion von Bahnstrom mit 16 2/3 Herz eingestellt. Die Generatoren im Kraftwerk wurden in der zweiten Hälfte der Neunziger Jahre ausgetauscht und durch solche mit "Normalfrequenz" von 50 Hz ersetzt. Der einzige Transformator 6/130 kV speist die Sammelschiene, von der zwei 130 kV-Freileitungen ausgehen. Eine führt nach Wiesen zum Umspannwerk der ENEL AG, die andere über den Jaufenpaß zum Umspannwerk der ENEL AG nach St. Leonhard / Passeier und weiter nach Mezzocorona.



Geschichte

Die Konzession für die Wasserableitung wurde der Società Imprese Minerarie Trentine erteilt. Sie hatte als erste angesucht hat und konnte zudem die schnelle Verfügbarkeit von Elektroenergie für die siderurgische Verarbeitung von Blei und Zink sowie für den elektrischen Antrieb der Brennerbahn garantieren.
Am 13. März 1926 trat an Stelle der Società Imprese Minerarie Trentine die Società Idroelettrica di Vizze, welche am 15. Dezember 1925 in Mailand mit einem Gesellschaftskapital von 12.000.000 Lire gegründet wurde.
Während der Erhebungen im Oktober 1926 gab es zum Projekt 24 verschiedene Einwände, vertreten von Ing. F. Michela. Die Gemeinde Wiesen Pfitsch z.B. befüchtete als Eigentümerin eines wasserbetriebenen Sägewerkes mit einer Leistung von 16 PS und einer Mühle mit 20 PS, dass durch die Wasserableitung das Sägewerk und die Mühle nicht mehr funktionieren würden und verlangte eine entsprechende kostenlose Stromlieferung. Die gleiche Forderung stellten die Besitzer der Mühlen von Herrn Walter Josef, Herrn Trenkwalder Leopold und Frau Gschliesser Maria.
Die Einwände bezogen sich ausschließlich auf die Wahrung der Nutzungsrechte am Pfitscherbach, auf Eigentumsrechte und eventuelle Schäden am Eigentum. Diese Rechte fanden kraft der gesetzlichen Bestimmungen sowie durch die in der Konzession enthaltenen Auflagen weitgehende Berücksichtigung.
Am 3. Mai 1926 wurde der Società Idroelettrica del Vizze die provisorische Genehmigung Nr. 566 erteilt. Die definitive Konzession Nr. 7874 trägt das Datum des 28. Juli 1932. Die Bauarbeiten für die Anlage wurden im Mai 1926 begonnen und am 27. Dezember 1927 mit der provisorischen Betriebsgenehmigung abgeschlossen.

Das Krafthaus in Wiesen hat ein Volumen von 21.925 m³. Es handelt sich dabei um einen schlichten Zweckbau. Außer der Maschinenhalle und einigen Funktionsräumen ist dort nur noch die Schaltwarte untergebracht, die allerdings bedeutungslos wurde nachdem das Kraftwek von der Hauptschaltwarte in Bozen ferngesteuert und überwacht wurde.



Kontakt

Edison AG
Claudia Augusta Strasse 161
39100 Bozen
Tel: 0471 440645
Fax: 0471440635
Webseite: http://www.edison.it/home.htm


Fotogalerie

imgLMyx1p.jpgDas Krafthaus
Das Krafthaus während der Bauphase. Am Berghang im Hintergrund haben gerade die Bauarbeiten zur Verlegung der Druckrohrleitung begonnen.
AutorIn/Copyright:Archiv Montedison
imgmgjtfL.jpgDruckrohrleitung
Die Druckrohrleitung kurz nach ihrer Fertigstellung.
AutorIn/Copyright:Archiv Montedison
imgGY55t3.jpgDer Maschinenraum
Der Maschinenraum während der Installation der Peltonturbinen und der Generatoren. Im Bild wird gerade eine Welle eingebaut.
AutorIn/Copyright:Archiv Montedison
imgmQOaqp.jpgFreiwasserstollen
Vom Stausee im Pfitscher Hochtal führt ein Freiwasserstollen zum Beginn der Druckleitung oberhalb des Krafthauses. Das Foto wurde während der Bauarbeiten gemacht.
AutorIn/Copyright:Archiv Montedison
imgSl00oX.jpgPeltonturbinen
Arbeiter beim Einbau der Peltonturbinen und der Einlaufrohre.
AutorIn/Copyright:Archiv Montedison


Literatur

L'industria elettrica in Südtirol-Alto Adige dalle origini alla seconda guerra mondiale

AutorIn: Baghin Guido
Herausgeber/Zeitschrift: Diplomarbeit an der "Università degli Studi di Venezia-Cà Foscari"
Erscheinungsort: Venedig
Erscheinungdatum: 00-00-1993