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Bahnlinie Verona-Bozen Bahnhof Magreid-Kurtatsch

Bahnlinie Verona-Bozen Bahnhof Magreid-Kurtatsch - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand:
Die Anlage ist in ihrer ursprünglichen zwar Form erhalten, im Zuge der Bahnsteigüberdachung und des Umbaus der südlichen Freiflächen für einen P+R Parkplatz mit überdeckten Fahrradständern ist das schöne und bis 2002 noch gut erhaltene und in Betrieb befindliche Magazinabgebrochen worden. Das Bahnhofsgebäude – bereits in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit einem Stahl-Glasvorbau für die Fahrdienstleitung entstellt, erhielt einen verfremdenden, kalt-bläulichen Anstrich. Als Abstellraum für Gartengeräte der Bewohner erhalten blieb der kleine Magazinbau direkt nördlich des Aufnahmsgebäudes. auf der gegenüberliegenden Seite der rückwärtigen Straße ist mit dem „Jägerstüberl“ ein sympathischer kleiner Gasthof entstanden.

Bauzustand:
Bis auf einen untergeordneten Anbau und die Umnutzung der Innenräume ist der Bahnhof in der ursprünglichen Form zusammen mit einem kleinen Magazin erhalten. Als der neue Parkplatz mit überdeckten Fahrradständern in den letzten Jahren erstellt wurde ist auch der Bahnhof renoviert worden. Er macht einen gepflegten Eindruck.
Der kleine Bahnhof ist nach Renovierung, Umbau und Ausbau in gutem Zustand, auch wenn der Entfall des schönen und völlig intakten Magazinbaus zugunsten von Asphaltflächen, Fahrradständern und völlig verfehlter Bepflanzung sehr bedauert wird. Warum hat das Magazin nicht als Fahrradabstellraum erhalten werden können? Und warum ist diese bläulich-grüne Farbgebung zusammen mit dem hässlichen Violett der Bahnsteigüberdachung anstelle der früheren warmen Farbgebung in Ocker und Brauntönen gewählt worden? Der Planungsabteilung der FS muß leider mangelnde Sensibilität im Umgang mit diesen Zeitzeugen der ersten Verkehrsbauten vorgeworfen werden.

Derzeitige Nutzung:
Das Bahnhofsgebäude hat keine besetzte Fahrdienstleitung mehr und nur noch einen ziemlich ungepflegten ca. 25 qm großen Warteraum mit Fahrkartenautomaten. Die Wohnung im Erdgeschoß wurde umfunktioniert und mit Schaltaggregaten ausgebaut. Im Obergeschoß sind zwei benutzte Wohnungen untergebracht, die beide Gartenzugang im Erdgeschoß haben und sich mit hohen Maschendrahtzäunen gegen den öffentlichen Bereich abgeschirmt haben.

Geplante Nutzung: Es sind keine Veränderungen bekannt.

Empfehlung des Kuratoriums:
Das Bahnhofsgebäude mit seinen sehr unterschiedlich ausgeprägten Längsseiten und seiner hierarchischen Raumanordnung ist ein gut erhaltenes Baudenkmal welches es sensibel zu pflegen gilt. Statt der in die Wohnung im Erdgeschoss Räume für Technik einzubauen, hätte eine öffentliche Nutzung wie eine Bar mit Zeitungskiosk untergebracht werden können. Bei der nächsten Fassadenrenovierung sollte der ursprüngliche Anstrich mit warmen Farben wieder hergestellt werden. Der später hinzugefügte gleisseitige Anbau für die Fahrdienstleitung muß wieder entfernt werden um die Gesamtwirkung der klassisch ausgeprägten Fassade wieder herzustellen.

Gesamtbewertung: (Prof. Arch. Andreas G. Hempel):
Auf der zwischen 1854 und 1859 gebauten Eisenbahnstrecke Verona-Bozen war die Verlegung der Trasse zwischen der Salurner Klause und Neumarkt wegen des damals noch sumpfigen Geländes mit besonderen Schwierigkeiten verbunden: es musste ein vier bis fünf Meter hoher Schotterdamm auf dem Torfuntergrund aufgeschüttet werden. Auf ihm wurde auch der Bahnhof errichtet, der deshalb keinen bedeutenden Geländeumgriff hat.

Der Bahnhof Magreid-Kurtatsch ist von beiden Orten relativ weit entfernt und liegt westlich von Autobahn und Etsch alleine gegenüber einem ländlichen Gasthof inmitten endloser Apfelplantagen. Ein P+R Parkplatz mit überdachten Fahrradständern wurde kürzlich angelegt um die Bahn auch als öffentliches Nahverkehrsmittel attraktiver zu machen. Dabei wurde leider die historische Wartehalle in Holzkonstruktion unnötigerweise entfernt.

Das Gebäude wird als ausreichend gepflegtes Wohnhaus mit zwei Wohnungen genutzt, für den Bahnhof stehen im Erdgeschoss ein Warteraum mit Fahrkartenautomaten und ein Bereich für die nicht ständig besetzte Fahrdienstleitung sowie Toiletten zur Verfügung.

Der gleisseitig durchgehende, glatte, mit sechs Fensterachsen gegliederte, zweigeschossige Baukörper mit flachem Walmdach weist straßenseitig einen weit vorspringenden dreiachsigen Bauteil mit Dreiecksgiebel auf, dessen Mittelachse mit größeren, umrahmten Fenstern geradezu edel wirkt. Ansonsten ist er horizontal sparsam und flach reliefiert, die Stockwerke mit sind mit einer umlaufenden Lisene gegliedert., bahnseitig sind die Fenster nur im Erdgeschoß mit einer bogenförmigen Verdachung betont.

Es könnte ein Landhaus von zurückhaltender Noblesse sein, gut proportioniert und von ausgewogener, eher bescheidener Eleganz. Damit reiht sich der kleine Haltepunkt in die Reihe ähnlich gestalteter Bahnhöfe zwischen Salurn und Bozen ein. Eine heile Welt – wenn da nicht von den Bewohnern ein Salett in den Winkel zwischen Zentralbau und rechten Seitenflügel gesetzt worden wäre, das die klare Symmetrie empfindlich stört. Noch schlimmer, geradezu gewalttätig, wirkt der gleisseitige Vorbau im Erdeschoß, der gemeinsam mit weiteren unsensiblen Details (Schaltkästen, Fahrkartenentwertern, Papierkörben usw.) belegt, daß auch die FS, die als gleichsam öffentliche Einrichtung eine Verpflichtung zu guter Gestaltung haben sollte, diese nicht erfüllt. Eine Verpflichtung, die, außer kreativer Überlegung nicht mehr kosten muß. Hier sollte künftig etwas geschehen um dem architektonischen Wert des Bahnhofes zu entsprechen – Schönheit und gute Gestaltung kommen letztlich den Reisenden zugute, die dadurch umso bereitwilliger die Bahn nutzen würden.

Auch die Außenanlagen entsprechen trotz des bemühten Blumenschmucks nicht der architektonischen Qualität des Gebäudes: ein kürzlich angelegter, liebloser Asphaltsee, Betonkübel und -bänke und ein hässlicher Maschendrahtzaun, mit dem die Bewohner ihren Gartenanteil schützen.

Dennoch bleibt – wenn man nicht so genau hinsieht – der Gesamteindruck eines feinen italienischen Landhauses zwischen Apfelbäumen. Ein Denkmal früher Eisenbahnkultur, dem man als Haltepunkt des wichtigsten öffentlichen Verkehrsmittels auch künftig sorgfältige Pflege wünscht.


Aktueller Zustand:
      betriebstüchtig
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Baubeginn: 00-00-0000
      Inbetriebnahme: 00-00-0000
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südliche Staats-Lombardisch-Venetianische und Centralitalienische Eisenbahngesellschaft (1859)
      Projektant/Erfinder: Architekt: nach der Systemplanung von Alois v. Negrelli mit Moriz Löhr und Ernst Hranatsch
Panorama

Südtirol - Unterland
Bahnhofstrasse
I-39040 Magreid-Kurtatsch







Technik











Geschichte

Ursprünglicher Baubestand:
Zum Zeitpunk der Einweihung der Eisenbahnstrecke Trient-Bozen folgte auf den Bahnhof Salurn als nächster Halt die Station Neumarkt. Die Entwicklung des Transportwesens für landwirtschaftliche Produkte und auch das Passagieraufkommen machte in der zweiten Hälfte des 19. Jhts. einen weiteren Haltepunkt zwischen den beiden genannten Bahnhöfen erforderlich Diese Station wurde entsprechend der funktionalen und architektonischen Planung der ursprünglichen Bahnhöfe erbaut. Es entstand ein Bahnhofsgebäude, ein Magazingebäude und ein kleines Abstellgebäude für betriebliche Erfordernisse. Die beiden letzteren wurden aus Holz konstruiert. Der Bahnhof wurde allerdings von Magreid 3 km und von Kurtatsch 7 km entfernt einsam in den Obstplantagen errichtet.
Das Aufnahmsgebäude, aus Stein gemauert und verputz folgt den üblichen funktionalen Vorgaben: Trennung von Lager- und Betriebsgebäuden, Wohnungen im Obergeschoß. In diesem Fall wurde allerdings im Erdgeschoss noch eine dritte kleine Wohnung vorgesehen. Warte- und Betriebsraum sind im Verhältnis zur Gebäudegröße relativ klein ausgefallen. Gleisseitig erscheint das Gebäude mit seinen sechs Fensterachsen zwar klassisch streng gegliedert aber es fehlt der gewohnte Mittelrisalit. Umso auffälliger ist der aus dem Treppenhaus bestehende Mittelteil der Fassade, der weit hervorspringt. Hier ist das Walmdach als Giebel ausgebildet. Es fällt auf, das diese „Rückseite“ auch im Detail reicher gegliedert erscheint als die Ansicht vom Bahnsteig.
Direkt neben der schmalen Nordseite wurde ein kleines hölzernes Betriebsgebäude als Abstellraum errichte. Im Süden entstand ein hölzernes Magazingebäude auf einem Granitbruchsteinsockel mit Außentreppe zum Ausgleich des Trassengefälles.





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0471-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südliche Staats-Lombardisch-Venetianische und Centralitalienische Eisenbahngesellschaft (1859)
Ab 1862 K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft, unter Alois von Negrelli (1854 u. 1856-1858), Luigi Tatti (1855) und Karl von Etzel (1859). Fertigstellung: Ende des 19.Jhts.



Fotogalerie

img4DxTTR.jpgBahnhof Magreid-Kurtatsch
Ein Landhaus zwischen Apfelbäumen.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgKlkXRc.jpgBahnhof Magreid-Kurtatsch

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgedVUDa.jpgBahnhof Magreid-Kurtatsch, Gleise

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
img461doq.jpgBahnhof Magreid-Kurtatsch, Salett

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004


Literatur

Bahnhof Magreid-Kurtatsch
Informationen und Zitate aus:
Laura FACCHINELLI ?Die Eisenbahn Verona-Brenner? Athesia Bozen 1995
Elisabeth BAUMGARTNER ?Kleinodien alt-österreichischer Eisenbahnarchitektur: Die Hochbauten der Brennerbahn? in Christoph BERTSCH (Hrg) ?Industriearchäologie; Nord-,Ost-, Südtirol und Vorarlberg?, Innsbruck, Haymon Verlag 1992
Elisabeth BAUMGARTNER ?Eisenbahnlandschaft Alt-Tirol? Innsbruck, Haymon Verlag, 1990
Hans Jürgen und Carlo ROSENBERGER ?Die Eisenbahnen in Südtirol? Bozen; Athesia Verlag, 1993
?Nutzungskonzept für verwaiste Bahnhöfe? Text: Elisabeth Baumgartner, Koordination: Wittfrieda Mitterer.
Erscheinungdatum: 00-00-0000