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Bahnlinie Verona-Bozen Bahnhof Neumarkt-Tramin

Bahnlinie Verona-Bozen Neumarkt-Tramin - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand:
Der Bahnhof und das Magazin sind im wesentlichen im ursprünglichen Bauzustand erhalten. Allerdings hat das Bahnhofsgebäude um 1965 einen hässlichen – und heute sinnlosen! - Vorbau für die Fahrdienstleitung erhalten Das Bahnhofsgebäude wurde 2001 renoviert, ein freistehendes Gebäude mit Schaltanlagen wurde nördlich an der Stelle eines alten Magazins errichtet, Überdachungen für die Bahnsteige erstellt und die Außenanlagen mit Parkplätzen neu gestaltet. Ein neues Gebäude für Schaltanlagen wurde nördlich des Aufnahmsgebäudes 2002 errichtet. Das ausnahmsweise in Massivbauweise errichtete Lagerhaus mit seinen weitauskragenden Überdachungen – befindet sich im Abstand von ca. 300 m südlich des Aufnahmsgebäudes. Das hölzerne Magazingebäude wurde abgerissen.

Bauzustand:
Der Bahnhof Neumarkt-Tramin mit samt seinen Freianlagen ist in gutem Zustand. Das Magazingebäude bedarf der Renovierung.

Derzeitige Nutzung:
Das Aufnahmsgebäude wird derzeit rund um die Uhr von einer Fahrdienstleitung bedient, jedoch ohne Fahrkartenverkauf und mit Vestibul und verkleinertem Wartesaal mit Fahrkartenautomaten für Bahnhofszwecke genutzt. Es enthielt im Erdgeschoß eine Wohnung, die 2003 in Technikräume umgewandelt wurde und im Obergeschoß zwei weitere benutzte Wohnungen. Das Frachtmagazin wird teilweise für Lager- und teilweise für Wohnzwecke verwendet.

Geplante Nutzung:
Für die Bahnhofsnutzung stehen mit Ausnahme des geplanten Entfalls der Fahrdienstleitung im Rahmen der völligen Automatisierung keine Änderungen an. Völlig offen ist die künftige Nutzung des Magazingebäudes.

Empfehlung des Kuratoriums:
Das Aufnahmsgebäude und das Frachtgebäude sollten sorgfältig erhalten werden. Für den Service der Fahrgäste sollte eine Bar und ein Kiosk vorgesehen werden. Außerdem sollte das Aufnahmsgebäude wieder seine ursprüngliche, warme Farbgebung erhalten. Die Wartehalle sollte wieder auf ihre ursprüngliche Größe erweitert werden. Besonders wichtig erscheint eine Neunutzung und Renovierung des besonders schönen Frachtgebäudes – es bietet sich eine öffentliche Nutzung gemeinsam durch die beiden Weinbaugemeinden für touristische Zwecke an.

Gesamtwertung (Prof. Arch. Andreas G. Hempel):
Als in den Jahren von 1854 bis 1859 die Bahnstrecke von Verona aus nach Bozen gebaut wurde, sind zahlreiche Bahnhöfe in ähnlicher Architektursprache – im italienischen Villenstil – errichtet worden. Einer Gestaltungsweise, die sich nicht im entferntesten irgendwelcher alpiner Dekors bedient hat und von hoher baulicher und ästhetischer Qualität ist. Die nachhaltige Bauweise zeigt sich schon darin, wie gut diese hochfrequentierten Bauten 150 Jahre überstanden haben.

Der Bahnhof Neumarkt-Tramin liegt westlich von Etsch und Autobahn und ist von beiden Orten relativ weit entfernt. Für das erhoffte erhöhte Fahrgastaufkommen wird der kürzlich errichtete kleine Parkplatz vor dem Bahnhof und die neue P+R Anlage ausreichen. Der Bahnhof erschließt zentral ein umliegendes Gewerbegebiet mit großflächigen Lager- und Produktionsanlagen und einem Hotel und ist deshalb von entsprechender Bedeutung, die sich künftig durch steigenden Nah- und Pendlerverkehr noch ausweiten wird.

Das Bahnhofsgebäude enthält im Obergeschoss Wohnungen. Das Erdgeschoss ist den Bahnhofsnutzungen vorbehalten und die zentrale Eingangshalle ist nach wie vor funktioneller Mittelpunkt, allerdings mit Fahrkartenautomaten, keinem weiteren Service, keiner Bar oder Kiosk. Nördlich des Aufnahmegebäudes wurde anstelle eines alten Magazins ein Schaltgebäude gebaut. Die Bahnsteige sind nur über Treppenanlagen ohne Aufzüge in Unterführungen erreichbar, aber haben transparente Überdachungen erhalten.

Der neugestaltete Bahnhofsvorplatz soll mit Bänken und Brunnen zum Verweilen einladen. Die ehemalige aus massivem Mauerwerk erbaute Güterhalle mit ihren weit auskragenden Vordächern wartet auf eine neue Nutzung.

Der architektonische Eindruck des breit hingelagerten Bahnhofsgebäudes mit seinen zwei Geschossen unter dem flachen Walmdach weist die wohlproportionierte Eleganz eines villenartigen Palazzo auf. Der Baukörper ist zum Bahnhofsplatz hin symmetrisch gegliedert, der dreiachsige Mittelteil mit den drei Eingangsportalen dominiert. Beidseitig davon springt flach jeweils eine Achse vor um mit jeweils einer weiteren Achse rückspringend abzuschließen. Diese Symmetrie mit dem leicht zurückversetzten dreiachsigen Hauptbaukörper und den jeweils einachsigen Seitenteilen wird gleisseitig wiederholt – nur die kurzen, einachsigen Seitenflügel der Gebäudeenden sind hier stark zurückversetzt. Die Dachlinie geht über alles durch und verstärkt die lang hingestreckte elegante Wirkung. Die Putzfassade ist bis auf das kräftigere Dachgesims fein profiliert, im Erdgeschoss mit einer Rustikastruktur und mit Umfassungsprofilen der Fenster. die im Obergeschoss knappe Traufgesimse erhalten haben.

Ein beachtlicher Sonderfall ist das in Massivbauweise errichtete Frachtgebäude, ziemlich weit südlich vom Aufnahmsgebäude abgesetzt. Es hat eine dem Aufnahmsgebäude vergleichbare Qualität mit einer Rustikastruktur im Erdgeschoß und den weit auskragenden Dachteilen über den Rampen. Diese ehemalige Lagerhalle, heute für zwei Wohnungen und Abstellräume zweckentfremdet, sollte am besten für eine öffentliche Nutzung zugänglich gemacht werden.

Leider hat dieses schöne Bahnhofsensembe keinerlei qualitative Ausstrahlung auf seine Umgebung gehabt: Ungeschlachte Volumina aus Fertigbauteilen prägen die anschließende übliche Gewerbesteppe, das vergeblich gestalterisch ambitionierte Hotel aus den 90er Jahren in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs bläht sich in seiner architektonischen Provinzialität ungebührlich auf und steigert dadurch – sicherlich ungewollt – die Noblesse einer Eisenbahnarchitektur vergangener Zeiten, die es unbedingt zu pflegen und zu erhalten gilt

Leider haben Renovierung und Erweiterungen durch die FS bei weitem nicht die Qualität des Altbaus. Die neuen seriellen Überdachungen der Geleise mit ihrem violettroten Anstrich stören die Symmetrie des Bahnhofes ebenso empfindlich wie der gleisseitige Vorbau der Fahrdienstleitung. Mit Schaltgebäuden ist keine Weltarchitektur zu machen – aber müssen solche Zubauten in drei Meter Abstand zum Hauptbau so armselig wirken? Dafür geschah in der Vorplatzgestaltung wieder zuviel Gutgemeintes aber Verfehltes: Das unmotivierte, natursteinbelegte Oval mit der kümmerlichen Möblierung aus Brunnen, Bank und Abfallkörben hat nicht einen Hauch der symmetrischen Kraft des Gebäudes übernommen.

Wir können dieser architektonischen Gegenwart nur die qualitative Zukunft der Vergangenheit wünschen! Diese könnte in der notwendigen Renovierung und Umnutzung des ehemaligen Lagergebäudes durch qualifizierte Planung unter Beweis gestellt werden. Dieser kraftvolle zweigeschossige Block wäre einer besonderen Nutzung wert – öffentlich oder privat z.B. als Vinothek der umliegenden Gemeinden mit Gleisanschluss für die sichere Heimfahrt mit dem Zug nach der Weinprobe und gastronomischen Spezialitäten des Unterlands.


Aktueller Zustand:
      betriebstüchtig
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Inbetriebnahme: 00-00-0000
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südliche Staats-Lombardisch-Venetianische und Centralitalienische Eisenbahngesellschaft (1859)
      Projektant/Erfinder: Architekt: Alois von Negrelli mit Moriz Löhr und Ernst Hranatsch
Panorama

Südtirol - Unterland
Bahnhofstr. 21
I-39044 Neumarkt






Technik











Geschichte

Ursprünglicher Baubestand:
Der Bahnhof von Neumarkt hatte von Anfang an große Bedeutung vor allem für den Transport landwirtschaftlicher Erzeugnis und den Holzhandel mit dem Fleimstal. Er erhielt deshalb neben dem üblichen hölzernen Magazinbau noch ein weitaus größeres, zweistöckiges Lagergebäude, das massiv in Mauerwerk erstellt wurde. Beide Steinbauten fügten sich in die entlang der Bahnstrecke Trient –Bozen entwickelte Bahnhofsarchitektur – einem auf klassizistischen Formen beruhendem Villenstil in der freien Landschaft. Auch der Bahnhof von Neumarkt wurde 1km westlich des Ortes jenseits der Etsch angelegt.
Wieder kommen die systematisierten Entwurfsgrundlagen für die österreichischen Bahnhöfe der damaligen Zeit zur Ausführung: Ein zentrales „Vestibule“ erschließt das symmetrisch angeordnete Gebäude, die Funktionen werden in Passagier- Fracht- und Betriebsnotwendigkeiten getrennt. Im Eingangsbereich mit Fahrkartenschalter trennten sich die Wege zu den in Klassen aufgeteilten Warteräumen, der Gepäckaufbewahrung und den zwei Wohnungen für die Bahnbediensteten. Die WC’s wurde in das Gebäude integriert, waren jedoch wie üblich von außen zugänglich.
Der siebenachsige Baukörper springt eingangsseitig mit den drei Achsen des Mittelrisalits leicht zurück tritt aber dann bahnseitig mit 5 Achsen kräftig aus den beiden einachsigen Seitenflügeln hervor. Die Detailausbildung ist der klassizistischen Architekturauffassung gemäß straff und klar gehalten, das Erdgeschoss weist eine Rustikastruktur auf.





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0472-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südliche Staats-Lombardisch-Venetianische und Centralitalienische Eisenbahngesellschaft (1859)
Ab 1862 K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft, unter Alois von Negrelli (1854 u. 1856-1858), Luigi Tatti (1855) und Karl von Etzel (1859). Fertigstellung: 1859.



Fotogalerie

imgw9CATl.jpgBahnhof Neumarkt-Tramin, Gleisseite
Ein Palazzo in der Gewerbesteppe.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
img2Xidwt.jpgBahnhof Neumarkt-Tramin, Platzseite

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgbG1ZZj.jpgBahnhof Neumarkt-Tramin, alte Güterhalle

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgUIuJCi.jpgBahnhof Neumarkt-Tramin, Magazin
Ein steinernes Magazin als Ausnahme.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004


Literatur

Bahnhof Neumarkt-Tramin
Informationen und Zitate aus:
Laura FACCHINELLI ?Die Eisenbahn Verona-Brenner? Athesia Bozen 1995
Elisabeth BAUMGARTNER ?Kleinodien alt-österreichischer Eisenbahnarchitektur: Die Hochbauten der Brennerbahn? in Christoph BERTSCH (Hrg) ?Industriearchäologie; Nord-,Ost-, Südtirol und Vorarlberg?, Innsbruck, Haymon Verlag 1992
Elisabeth BAUMGARTNER ?Eisenbahnlandschaft Alt-Tirol? Innsbruck, Haymon Verlag, 1990
Hans Jürgen und Carlo ROSENBERGER ?Die Eisenbahnen in Südtirol? Bozen; Athesia Verlag, 1993
?Nutzungskonzept für verwaiste Bahnhöfe? Text: Elisabeth Baumgartner, Koordination: Wittfrieda Mitterer.
Erscheinungdatum: 00-00-0000