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Bahnlinie Verona-Bozen Bahnhof Auer

Bahnlinie Verona-Bozen Bahnhof Auer - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand:
Der Bahnhof der Strecke Salurn-Bozen wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, kurz danach aber in veränderter Form wieder aufgebaut. Er wurde nach Süden durch einen erdgeschossigen Flügel vergrößert. In den 80er Jahren erhielt der Mittelbahnsteig eine Überdachung und eine Unterführung. Abgesetzt von der Nordseite erhielt der Bahnhof 2002 ein neues Gebäude für Schaltanlagen und anstelle des abgebrochenen Frachtgebäudes (ca. 200 m nördlich) auf dem alten Porphyrfundament ein neues, verkürztes und gemauertes Lagergebäude. Ein weiteres Frachtgebäude ist auf dem neu angelegten P+R Parkplatz erhalten.
Der Fleimstalbahnhof wurde 2002 für die Zwecke der Montessorischule innen umgebaut, blieb aber äußerlich unverändert. In die südlich angebaute erdgeschossige Lagerhalle zog bereits in den 90er Jahren des 20. Jhts. ein Gastronomiebetrieb nach entsprechendem Ausbau der Innenräume ein – auch hier blieb der Eindruck der großen, schützenden Walmdächer erhalten.

Bauzustand:
Der Bauzustand des Bahnhofes Auer ist sehr gut. Die Fassaden des Hauptgebäudes des Fleimstalbahnhofes müssen renoviert werden. Ansonsten ist der Zustand gut.

Derzeitige Nutzung:
Der ehem. Fleimstalbahnhof wird im mehrgeschossigen Hauptgebäude künftig von einer Montessorischule genutzt. Im erdgeschossigen, langgestreckten Anbau ist eine gut besuchte Bar untergebracht, die auch Veranstaltungen organisiert. Im Bahnhof Auer ist im Obergeschoß eine Wohnung von einem FS-Mitarbeiter bewohnt. Im Untergeschoß sind ein Vestibul, Warteraum mit Fahrscheinautomaten, WC und Diensträume untergebracht. Die Fahrdienstleitung ist derzeit noch ganztags tätig. Es ist jedoch für 2004 eine völlige Automatisierung vorgesehen. Das alte Magazin am Ende des P+R Parkplatzes ist verwahrlost und dient als offenstehender Abstellplatz. Das neue Frachtgebäude auf den Fundamenten des ehemaligen abgerissenen Holzbaus wird zweckentsprechend benutzt.

Geplante Nutzung:
Weitere oder andere Nutzungen sind derzeit nicht geplant aber für den Bahnhof Auer nach der personalfreien Automatisierung erforderlich.

Empfehlung des Kuratoriums:
Der sehr schöne ehemalige Fleimstalbahnhof muß erhalten und sensibel gepflegt werden. Dies muß vor allem für die schöne Jugendstilfassade gelten. Die bestehenden Nutzungen sind an dieser Stelle sehr zu begrüßen. Für den Bahnhof Auer besteht die Befürchtung, daß er bei Automatisierung und ohne Aufsicht dem Vandalismus preisgegeben ist. Deshalb muß ebenfalls eine neue Nutzung gesucht werden, die im Erdgeschoß zumindest einen Kiosk enthalten sollte. Für die weiteren Flächen sollte eine öffentliche Nutzung bevorzugt werden.

Gesamtbewertung: (Prof. Arch. Andreas G. Hempel):
Nur fünf Jahre brauchte die K.K. Südtiroler Staatseisenbahn von 1854-1859 um die Eisenbahnstrecke von Verona nach Bozen zu errichten. Dabei sollte der Bahnhof Auer eine besondere Bedeutung in der weiteren Entwicklung der Südtiroler Bahnen erhalten: noch im ersten Weltkrieg (1916-1918) wurde aus militärischen Gründen für die Dolomitenfront die Bahnlinie Auer-Predazzo ins Fleimstal gebaut. Diese Strecke wurde zwar 1963 wieder geschlossen, der schöne Ausgangsbahnhof Auer in direkter Nachbarschaft zum Bahnhof der Verbindung Verona-Bozen blieb aber erhalten.

Beide Bahnhöfe bilden zusammen ein einmaliges bauhistorisches Ensemble, das allerdings in neuester Zeit durch einen gesichtslosen technischen Neubau und einen überdimensionierten Verkehrskreisel im Vorfeld empfindlich gestört wird.

In den Jahren 1944/45 wurden die Etschbrücke und der Bahnhof Auer wiederholt bombardiert und zerstört. Der Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg vergrößerte das ursprüngliche, zweigeschossige Bahnhofsgebäude in massiver Bauweise erheblich und verlängerte es mit einem eingeschossigen Anbau nach Süden. In den 80er Jahren kamen ein zweiter Bahnsteig mit Bahnsteigdach und Unterführung dazu. Nach 2000 wurde der Bahnhofsvorplatz umgestaltet und ein P+R Platz angelegt. Wegen der beiden Bahnhöfe steht insgesamt ein relativ ausgedehntes Gelände zur Verfügung.

Schon die städtebauliche Situation des Gegenübers und Miteinanders der beiden so unterschiedlichen Bahnhofsbauten der Fleimstalbahn und der Brennerstrecke ist sehenswert: Trotz Kriegszeiten hatten sich die Österreicher für den Anfang der Fleimstalbahn noch ein vom Jugendstil beeinflusstes solides Landhaus als Bahnhof geleistet, dem altösterreichischer Charme nicht abzusprechen ist – die Architekten des Wiederaufbaus des Bahnhofs Auer nahmen dagegen das architektonische Vokabular der FS-Architekten im Faschismus auf. Gemütlichkeit steht hier gegen bedeutungsvolle Schwere, romantische Heiterkeit gegen gutbürgerlichen Rationalismus – ein anrührender Tanz architektonischer Geister.

Aber die bauliche Gegenwart hat diese beiden schönen und so gegensätzlichen Bahnhofsbauten längst umzingelt. Gesichtslose Wohnbauten der letzten Jahrzehnte, ein Hotel mit Restaurant und Biergarten und die riesigen Lagerhallen einer Kellerei umstehen einen absurden Verkehrskreisel mit obligatem Blumenschmuck.

Der sehr sorgfältig und solide wiederaufgebaute Bahnhof Auer greift auf das bewährte Muster eines zweigeschossigen Dienstgebäudes mit eingeschossigem Anbau und gleisseitiger Loggia als Warteplatz zurück. Ein Haupteingang und ein offener Durchgang erschließen die Schalterhalle bzw. den überdeckten offenen Bereich. Im Obergeschoss ist eine Wohnung untergebracht. Der zweite Bahnsteig ist leider ohne Aufzug über eine Treppenanlage mit Unterführung erreichbar und mit einem schweren Betondach überdeckt. Aber alles erscheint in gutem Zustand.

Die Architektursprache baut auf den zwei klaren und gut proportionierten Bauteilen auf. Gut gesetzte Öffnungen im glatt verputzten Mauerwerk, diese und das etwas pathetisch wirkende dreiteilige Eingangsportal sind dann aber mit fein scharriertem Porphyr gefasst. Dagegen wurden Hausecken, Sockel und Loggiastützen mit grob gespitzten Porphyrblöcken „eingesargt“ - diese massiven Natursteinteile geben der eigentlich eleganten Architektur im Stile des italienischen Rationalismus doch eine etwas provinzielle Schwere.

Insgesamt aber ein bemerkenswertes und ordentlich gehaltenes Gebäude. Leider wurde ihm gleisseitig ein entstellender Erker angepappt und ein schwachbrüstig wirkendes Technikhaus neuesten Datums beigesellt – funktionell sicher richtig und erforderlich aber keine Glanzleistung der FS-Architektur unserer Tage.

Der ehem. Fleimstaler Bahnhof unter mächtigem Walmdach mit dem langgezogenen Anbau für die früheren Warteräume und dem türmchenbekrönten Hallenabschluss spricht eine gänzlich andere Architektursprache. Dem klaren kreuzförmigen Grundriss wird mit versetzten Loggien, Bögen und Portalen spielerisch die Symmetrie genommen. Obwohl ebenfalls ein schwerer und massiver Mauerwerksbau, gibt ihm die delikate Behandlung des Putzes – unterschiedlich in der Behandlung und Struktur für Erd- und Obergeschosse - sowie die zarte Farbgebung und die graphisch eleganten Schriftzüge eine für dies technische Bauwerk unerwartete romantische Anmut.

Die Nutzung des Seitenflügels mit einer gut geführten Bar, deren zusätzliche Veranstaltungsambitionen (Filmclub) dem topos geradezu urbanen Flair verleihen, ist ein Glücksfall. Im Herbst 2003 ist eine Montessorischule in die Obergeschosse des Hauptbaues eingezogen und im Erdgeschoss ist ein Zeitungskiosk und ein weiteres Geschäftslokal geplant. Im schräg gegenüberliegenden Hotel gibt es ein kleines Restaurant und einen Gastgarten.

Insgesamt entsteht um den Bahnhof Auer eine beispielhafte Nutzungsmischung. Diese sollte unbedingt durch die Renovierung der etwas nach Norden abgesetzten ehemaligen Lagerhalle etwa für einen Jugendclub o.ä. ergänzt werden. Auch dieses Gebäude ist von solider Grundsubstanz und bietet für die neue Nutzung den Vorteil ausreichender Stellflächen, die wechselweise mit dem P+R – Angebot verwendet werden können, das sich gerade im weiteren Ausbau befindet.

Insgesamt bietet das Bahnhofsensemble ein erfreuliches soziales, städtebauliches und funktionelles Entwicklungspotential für die Stadt Auer mit dem Vorteil einer hervorragenden überörtlichen Anbindung und Erreichbarkeit mit der Bahn – weg vom Auto!


Aktueller Zustand:
      betriebstüchtig
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Inbetriebnahme: 00-00-0000
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südliche Staats-Lombardisch-Venetianische und Centralitalienische Eisenbahngesellschaft (1859)
      Projektant/Erfinder: Architekt: Alois von Negrelli mit Moriz Löhr und Ernst Hranatsch
Panorama

Südtirol - Unterland
Bahnhofstr. 42 und 44
I-39040 Auer




Anfahrt


Wegbeschreibung


Technik











Geschichte

Ursprünglicher Baubestand:
Die beiden Bahnhöfe liegen direkt einander gegenüber. Der ehem. Fleimstalbahnhof ist bis heute erhalten. Der Bahnhof Auer wurde als wegen seiner wichtigen Lage zum Fleimstal ursprünglich als zweigeschossiges Gebäude auf quadratischem Grundriss angelegt. Das Erdgeschoss war in Porphyrsteinen, das Obergeschoß in Sichtziegeln gemauert, die Gebäudekanten mit bossierten Porphyrblöcken versehen. Das Dach war ein Walmdach. Gleichzeitig wurde ein großes Magazingebäude sowie ein kleineres hölzernes Abstellgebäude für die Betriebstechnik errichtet.





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0471-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südliche Staats-Lombardisch-Venetianische und Centralitalienische Eisenbahngesellschaft (1859)
Ab 1862 K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft, unter Alois von Negrelli (1854 u. 1856-1858), Luigi Tatti (1855) und Karl von Etzel (1859). Fertigstellung:1859. Zerstörung durch Bombardierung 1944/45. Wiederaufbau um 1947 in veränderter und erweiterter Form.

Architekt: Alois von Negrelli mit Moriz Löhr und Ernst Hranatsch
Wiederaufbau des zerstörten Bahnhofes nach Plänen von Roberto Narducci.



Fotogalerie

img8Xus1j.jpgBahnhof Auer, Platzseite

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgG4eeA0.jpgBahnhof Auer, Gleisseite

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgkAvcaw.jpgBahnhof Auer, Wartehalle außen

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgy2U6Dx.jpgBahnhof Fleimstalbahn (ehem.), Fassade

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgTttxvi.jpgBahnhof Auer, Bar

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004


Literatur

Bahnhof Auer
Informationen und Zitate aus:
Laura FACCHINELLI ?Die Eisenbahn Verona-Brenner? Athesia Bozen 1995
Elisabeth BAUMGARTNER ?Kleinodien alt-österreichischer Eisenbahnarchitektur: Die Hochbauten der Brennerbahn? in Christoph BERTSCH (Hrg) ?Industriearchäologie; Nord-,Ost-, Südtirol und Vorarlberg?, Innsbruck, Haymon Verlag 1992
Elisabeth BAUMGARTNER ?Eisenbahnlandschaft Alt-Tirol? Innsbruck, Haymon Verlag, 1990
Hans Jürgen und Carlo ROSENBERGER ?Die Eisenbahnen in Südtirol? Bozen; Athesia Verlag, 1993
?Nutzungskonzept für verwaiste Bahnhöfe? Text: Elisabeth Baumgartner, Koordination: Wittfrieda Mitterer.
Erscheinungdatum: 00-00-0000