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Bahnlinie Verona-Bozen Bahnhof Branzoll

Bahnlinie Verona-Bozen Bahnhof Branzoll - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand:
Während das schöne hölzerne kleinere Magazin zugunsten eines gesichtslosen Schaltgebäudes abgerissen wurde, blieb das große Frachtgebäude erhalten.
Das Aufnahmsgebäude wurde 2001 renoviert und transparente Bahnsteigüberdachungen sowie eine Unterführung (allerdings ohne Lift) zu den Mittelgeleisen der Schnellstrecken gebaut.

Bauzustand:
Der ursprüngliche Bauzustand des Aufnahmsgebäudes wurde bei der Renovierung weitgehend erhalten. 2002 wurden das nördliche kleine Magazin durch ein neues Gebäude für Schalttechnik ersetzt. Weiterhin wurden ein kleiner Anbau, Überdachungen für die Bahnsteige und eine Gleisunterführung hinzugefügt und das Gebäude leider mit einem verfehlten kalt-bläulichen Farbton renoviert.

Derzeitige Nutzung:
Von der ausgedehnten Nutzung als wichtigster Bahnhof der österreichischen Südfront ab 1915 ist ausser dem umfangreichen Geländebestand nichts mehr zu erkennen. Das Hauptgebäude wird als Haltepunkt mit Vestibul und Wartesaal mit Fahrkartenautomaten mit derzeit noch ständig besetzter Fahrdienstleitung genutzt. Die Wohnung im Erdgeschoß wurde im Herbst 2003 in Technikräume umfunktioniert, im Obergeschoß befinden sich zwei genutzte Wohnungen.

Geplante Nutzung:
Von neuen Nutzungen ist derzeit nichts bekannt. Allerdings müsste die große Frachthalle umgehend gesichert werden. Sie befindet sich in sehr schlechtem, geradezu baufälligem Zustand, der eine neue Nutzung fraglich erscheinen lässt. Um den Reisenden mehr Service zu bieten sollte ein Kiosk mit Cafébar im Aufnahmsgebäude vorgesehen werden.

Empfehlung des Kuratoriums:
Gemäß seiner Bedeutung als wichtigster Kriegsbahnhof der Südfront im 1. Weltkrieg sollte der Bahnhof von Branzoll etwas von dieser Vergangenheit dokumentieren. Vorgeschlagen wird die Einrichtung einer Fotodokumentation in Vestibul und im Wartesaal, der wieder auf seine ursprüngliche Größe ausgedehnt werden sollte. Dabei muß auch eine Bar mit Kiosk eingerichtet werden – möglicherweise an Stelle der ehemaligen erdgeschossigen Wohnung. Die ursprüngliche warme Farbgebung in Ockertönen sollte bei der nächsten Aussenrenovierung wieder hergestellt werden. Es sollte schnellstens untersucht werden, ob das ehemalige Lagergebäude baulich noch zu retten ist und einer neuen Nutzung zugeführt werden kann. Auch die Gestaltung der Bahnhofsvorfahrt entspricht nicht der Baugestalt und historischen Bedeutung des Bahnhofes – hier sollte im Zusammenhang mit den P+R-Plätze eine angemessene Gestaltung angestrebt werden.

Gesamtbewertung:
(Prof. Arch. Andreas G. Hempel): Als die Eisenbahnlinie Verona nach Bozen 1859 in Betrieb genommen wurde, bedeutete dies zunächst den Ruin des Ortes Branzoll, der als Hafen von Bozen (ab hier war die Etsch mit Flößen schiffbar) Zoll auf die eingeführten Waren erhob und alle mit den Flößen verbundenen Berufe aufwies. Es blieb nur die Landwirtschaft und viele Einwohner wanderten aus. Bald aber wurde auf Obst- und Weinbau umgestellt - Produkte für deren Transport man die Eisenbahn ebenso gut gebrauchen konnte, wie für den Abbruch und den Versand von Porphyrgestein als Pflastermaterial in die gesamte K.K. Monarchie. Ab 1915 nahm der Bahnhof eine bedeutende militärische Funktion ein. Zwischen den Kriegen wurden die Gleisanlagen für Lade und Militärzwecke ausgebaut, auch eine Panzerladerampe wurde in den fünfziger Jahren errichtet.

Der Bahnhof liegt günstig an der Ortsmitte und wird vor allem für den Pendlerverkehr nach Bozen benutzt, da die Stadt mit dem Zug wesentlich schneller erreicht werden kann, als über die meist verstopfte Landstraße. Insofern wurden P+R Plätze angelegt, der Bahnhof renoviert und die Bahnsteige überdeckt. Die mittig im Gebäude gelegene Schalterhalle hat auch heute noch diese Funktion - allerdings nur mit Fahrkartenautomaten und ohne Bar und Kiosk, die dem Bahnhof etwas Leben verleihen würden, abgesehen vom erforderlichen Service für die zahlreichen Pendler nach Bozen.

Ähnlich wie in Salurn, Magreid und Neumarkt wurde die Architektursprache in Anlehnung an die italienische Villenarchitektur entwickelt. Ein kompakter, längsgestreckter, zweigeschossiger Baukörper, der straßenseitig leichte Vor- und Rücksprünge, gleisseitig jedoch starke Plastizität aufweist, wird unter einem flachen Walmdach über kräftiger Traufe zusammengefasst. Eine klare Symmetrie – ausgehend von einem dreiachsigen Mittelbauteil über drei gewölbten Eingangsportalen – bestimmt die Gestaltung je zwei weiterer einachsiger versetzter anschließender Bauteile. Das gemauerte Gebäude ist glatt verputzt, im Erdgeschoss mit einer Rustikastruktur, mit umlaufendem Gesims zwischen den Geschossen und Fensterverdachungen im Obergeschoss. Es ist die elegante Erscheinungsform eines Herrenhauses entstanden – allerdings mit Gleisanschluss und wenig anziehenden Außenanlagen.

Den FS-Bauleuten unserer Zeit blieb es vorbehalten, die klare Symmetrie empfindlich durch den gleisseitigen Anbau eines erdgeschossigen Lagerraumes, die Veränderung der Bogenfenster zum Bahnsteig hin und die immer wieder rotviolett gestrichenen Bahnsteigüberdachungen sowie einen trostlosen Technikbau zu stören. Hinzu kommt die übliche Gedankenlosigkeit beim Aufstellen von Möblierung, Schaltkästen und Fahrkartenautomaten.

Die hohe Qualität des über 150 Jahre alten Bahnhofgebäudes als Monument einer frühen Verkehrskultur und späteren Kriegsnutzung würde eine angemessene Innenraumgestaltung bis ins sorgfältige Detail rechtfertigen. Dazu gehören auch urbane Nutzungen in der unmittelbaren Ortsmitte wie etwa ein elegantes Restaurant mit gestalterischen Bezügen auf die frühere Reisekultur oder eine Darstellung der Vergangenheit im 1. Weltkrieg.


Aktueller Zustand:
      betriebstüchtig
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Inbetriebnahme: 00-00-0000
      Betriebsende: 00-00-0000
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südliche Staats-Lombardisch-Venetianische und Centralitalienische Eisenbahngesellschaft (1859)
      Projektant/Erfinder: Architekt: Alois von Negrelli mit Moriz Löhr und Ernst Hranatsch
Panorama

Südtirol - Unterland
Bahnhofstrasse
I-39051 Branzoll






Technik











Geschichte

Ursprünglicher Bauzustand:
Das Aufnahmsgebäude wurde in der architektonischen und funktionalen Systematik der österreichischen Bahnhofsarchitektur jener Jahre errichtet: klare Funktionstrennung von Passagieren, Fracht und Betrieb, bauliche Symmetrie durch einen gebäudemittigen Eingang über ein „Vestibule“, in dem Fahrkartenverkauf, Gepäckaufgabe und Zugang zu den nach Klassen unterschiedenen Warteräumen organisiert war. Die Symmetrie drückte sich im klassizistischen Gebäudeaufbau aus. Wieder wurde in der siebenachsigen Fassade das Eingangsatrium durch drei enger zusammenstehende Achsen – leicht zurückversetzt – charakterisiert. Gleisseitig wurde ein weit vorstehendes Mittelrisalit zwischen den beiden einachsigen Seitenflügeln ausgebildet.
Nördlich des Aufnahmsgebäudes wurde ein Magazin mit den schönen Holzgiebeln errichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde vor allem für die Lagerung von Militärmaterial ein gemauertes dreistöckiges Frachtmagazin mit westseitig durchgehender Holzveranda gebaut – das voluminöseste Frachtgebäude an der Bahnstrecke vor Bozen





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0472-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südliche Staats-Lombardisch-Venetianische und Centralitalienische Eisenbahngesellschaft (1859)
Ab 1862 K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft, unter Alois von Negrelli (1854 u. 1856-1858), Luigi Tatti (1855) und Karl von Etzel (1859).



Fotogalerie

imgMGoZy7.jpgBahnhof Branzoll, Gleisseite
Herrenhaus mit Gleisanschluß.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgWIRW41.jpgBahnhof Branzoll, Eingang Straßenseite

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgAu9Ajx.jpgBahnhof Branzoll, Magazin

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004


Literatur

Bahnhof Branzoll
Informationen und Zitate aus:
Laura FACCHINELLI ?Die Eisenbahn Verona-Brenner? Athesia Bozen 1995
Elisabeth BAUMGARTNER ?Kleinodien alt-österreichischer Eisenbahnarchitektur: Die Hochbauten der Brennerbahn? in Christoph BERTSCH (Hrg) ?Industriearchäologie; Nord-,Ost-, Südtirol und Vorarlberg?, Innsbruck, Haymon Verlag 1992
Elisabeth BAUMGARTNER ?Eisenbahnlandschaft Alt-Tirol? Innsbruck, Haymon Verlag, 1990
Hans Jürgen und Carlo ROSENBERGER ?Die Eisenbahnen in Südtirol? Bozen; Athesia Verlag, 1993
?Nutzungskonzept für verwaiste Bahnhöfe? Text: Elisabeth Baumgartner, Koordination: Wittfrieda Mitterer.
Erscheinungdatum: 00-00-0000