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Pustertalbahn Bahnhof Toblach

Pustertalbahn Bahnhof Toblach - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand:
Außer daß Ende des 20. Jhts. ein zweigeschossiger Neubau mit Krüppelwalmdach und erdgeschossigen Bauteilen unter flachgeneigten Pultdächern gegenüber dem Westflügel des Aufnahmsgebäudes errichtet wurde, hat sich an der Baugruppe bis in das Detail fast nichts verändert. Das Aufnahmsgebäude hat allerdings eine neue Eindeckung in verzinkten Stegfalzblechen erhalten. Die Freiflächen wurden großräumig asphaltiert und erhielten eine spärliche Bepflanzung.

Bauzustand:
Das Aufnahmsgebäude und das hölzerne Magazin sind baulich in gutem Zustand. Dagegen wurden die übrigen Gebäude offensichtlich dem Verfall preisgegeben und würden nur unter großem Aufwand zu erhalten sein.

Derzeitige Nutzung:
Das Aufnahmsgebäude wird in seinem Mittelbau von einer Bergsteigerschule genutzt. Für die Fahrgäste steht ein Warteraum mit Fahrkartenautomaten zur Verfügung. Die Räume der Fahrdienstleitung sind nur temporär besetzt. Im westlichen Flügel des Baus befindet sich eine Bar, die Mittwochs geschlossen ist. Dann sind auch die Toiletten gesperrt. Die Wohnung im Ostflügel ist bewohnt, die Wohnung im Obergeschoß des Mittelbaus dient als vorrübergehende Unterkunft für Mitarbeiter der Bahn.
Das Magazingebäude wird als Holzlager und Abstellfläche genutzt. Diese Nutzung macht einen verwahrlosten Eindruck. Stellwerk- Werkstatt- und Lokremisengebäude sind seit langer Zeit nicht mehr genutzt. Die Schienenstränge zur Lokremise sind entfernt worden.

Geplante Nutzung:
Das Stellwerk, die Werkstatt und bedauerlicherweise auch die architektonisch bedeutsame Lokremise scheinen ohne erhebliche Investitionen nicht mehr sinnvoll nutzbar und sind wohl dem Abbruch bestimmt.
Für die Nutzung des schönen Aufnahmsgebäudes sind derzeit mehrere Möglichkeiten im Gespräch: Veränderung der Gaststätte, die auch in ihren Außendekorationen der Bedeutung des Bauwerkes nicht gerecht wird, Nutzung der Wohnungen im Obergeschoß durch eine Baufirma, Fahrradverleih und Fahrradwerkstatt für den Fahrradwanderweg Toblach-Maribor, der sich großer Beliebtheit erfreut, Büro für einen Mountainbikeservice und Nutzung von Teilen des Ostflügels für ein Geschäft des Kunsthandels. Abschlüsse könnten derzeit mit mindestens zwei der vorhandenen Interessenten getroffen werden, wenn die Immobiliengesellschaft der FS – Metropolis AG – beweglicher und entscheidungsfreudiger wäre.
Das gut erhaltene hölzerne Bauwerk des Magazins – der Bau befindet sich im Besitz der Gemeinde - könnte für die Malerakademie des Bildungszentrums im ehem. Grandhotel genutzt werden. Da der Grund jedoch der FS gehört konnte bisher keine vertragliche Lösung gefunden werden. Wieder scheinen die positiven Nutzungsüberlegungen an der Immobilität der Bahnverwaltung zu scheitern.

Empfehlung des Kuratoriums:
Der Bahnhof Toblach ist auf dem Sattelpunkt des Pustertales der reizvollste Bau der gesamten Bahnstrecke. Das rührt nicht zuletzt vom Gegenüber des ebenfalls von der Südbahngesellschaft errichteten Grandhotels her. Achsbezüge und Kontrapunktik der Baukörper machen den überaus beeindruckenden Reiz der Gesamtanlage aus.
Während die Bahnhofsanlagen vernachlässigt wurden ist das Grandhotel in ein Tagungszentrum umgewandelt worden. Der östliche Bauteil wurde zu einem Erholungsheim der katholischen Kirche. Nun muss auch nach einer sinnvollen öffentlichen Nutzung des schönen Bahnhofsgebäudes und des großen Magazins gesucht werden um dem Ensemble einen gleichen, ausgewogenen Wert zu verleihen. Dabei sollte möglichst rasch untersucht werden, inwieweit und ob die übrigen technischen Gebäude aus der Zeit noch zu halten und zu nutzen sind.
Das Aufnahmsgebäude ist es vor allem wert von den hässlichen und gedankenlosen Details (wie z.B. der Satellitenschüssel im Hauptgiebel) späterer Zeiten bereinigt zu werden. Dazu gehört auch eine architektonische Überarbeitung der Bar, die derzeit ein unangemessenes gestalterisches Eigenleben im Wildwest-Stil führt.

Gesamtbewertung (Prof. Arch. Andreas Gottlieb Hempel):
Der Bahnhof von Toblach ist ein wichtiger Bestandteil eines in dieser Form wohl einmaligen Ensembles der Alpen. Ohne jede falsche Anbiederung an bäuerliche Bauformen oder vermeintlich alpine Bautraditionen wurde auf dem höchsten Punkt des Pustertales, der Wasserscheide zwischen Drau und Rienz, eine touristische und verkehrstechnische Anlage des ausgehenden 19. Jhts, der industriellen Blütezeit der österreichischen Monarchie, wie aus einem Guss geplant und gebaut.

Großbürgerliche Vorstellungen vom luxuriösen Reisen und Erholen wurden in beeindruckender Weise geradezu symbolhaft verwirklicht. Hier hat eine Steigerung der landschaftlichen Situation zwischen den sanft geschwungenen Bergen der Nordseite des Pustertales, des Ortes Toblach mit seiner großen Barockkirche und der atemberaubenden Kulisse der Sextener Dolomiten durch eine außerordentlich kraftvolle Architektur stattgefunden. Man mag im Vergleich gar nicht daran denken, welchen massentouristischen Bausünden in den schönsten Ferienlandschaften wir in unserer Zeit ausgesetzt werden!

Manche dieser architektonischen Missgeburten sind sogar in direkter Nachbarschaft zu diesem ehemals so noblen Grandhotel entstanden. Irgendjemand hat es sogar fertiggebracht, direkt vor dem eleganten Westflügel des Bahnhofes ein ungestaltes Gebäude so zu platzieren, dass die spannende visuelle Kommunikation zwischen dem Bahnhof und dem Grandhotel auf peinlichste Weise beeinträchtigt. Niemand hat wohl darüber nachgedacht, ob die Vereinsnutzungen statt in einem Neubau nicht auch im Bestand der Bahnhofsbauten hätten untergebracht werden können.

Das Aufnahmsgebäude von Toblach ist nicht nur wegen dieses grandiosen Gegenübers das „beste Stück“ unter den Bahnhofsbauten im Pustertal, sondern auch deshalb, weil es auf geistvolle Weise die Typenentwürfe Wilhelm von Flattichs in einen individuell und ganz persönlich erscheinenden Entwurf integriert. Trotz der auch hier durchexerzierten Funktionalität, Sparsamkeit in Ausführung und Unterhalt macht sich ein dem Grandhotel entsprechender Luxus in Andeutungen durch besondere Details bemerkbar.

Da ist nicht nur der Wechsel im Material: Die bossierten Granitsteine der Eckrisalite fassen unterschiedlich behandelte Wandflächen aus Nagelfluh und strukturiertem Putz ebenso ein, wie die drei Hauptbauteile zwischen sich zwei weit aufgeglaste hölzerne Loggien zu den Bahnsteigen hin umschließen. Da sind auch besondere Ausbildungen in den Giebelfassaden des Eingangsbauwerkes mit flach reliefierten Mittelrisaliten, Mittelerkern und Fenster mit Umrahmungen, die der Architektur vornehmer Palazzi entnommen sind. Der wohlhabende Gast des Grandhotels wurde auch architektonisch standesgemäß am Bahnhof empfangen.

Auch wenn heute zwischen dem Haupteingang des Bahnhofes – der innen jedoch gleich nach links in nur noch einen kargen Wartesaal mit Ticketautomaten führt – und dem Gartenportal des Parks vor dem Grandhotel eine mit Porphyr gepflasterte Verbindung führt, gähnt den Besucher doch die Ödnis eines asphaltierten Parkplatzes mit mickrigen Büschen an. Eine etwas verlorene Tanne fristet dazu ein assymetrisches Dasein vor der Eingangsfassade des Aufnahmsgebäudes mit dem reich gearbeiteten Holzwerk im befensterten Giebel.

Alles in allem: hier ist die Pracht vergangener Zeiten des Dolomitentourismus vor hundert Jahren zu bewundern. Dabei beschleicht den Betrachter das traurige Gefühl, daß wir dieser noblen Ästhetik kaum Gleichwertiges entgegenzusetzen haben – nein, wir sind offenbar nicht einmal im Stande sie ordentlich zu erhalten. Da hilft auch die bemüht moderne Gartengestaltung im Park des ehemaligen Grandhotels nicht weiter – wird doch dabei mit einem architektonisch in sich gar nicht so üblen Pavillon für eine Bar (es könnte auch eine Tankstelle sein) aufdringlich die schöne Fassade des Hotels genau in der Achse zum Bahnhofsmittelbau verstellt. Bravo!


Aktueller Zustand:
      betriebstüchtig
Denkmalgeschützt mit LAB Nr.:
      Bpp. 320, 321, E.Zl. 793/II, K.G. Toblach
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Baubeginn: 00-00-1866
      Inbetriebnahme: 00-00-1871
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
      Projektant/Erfinder: Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Panorama

Südtirol - Pustertal

Bahnhofstr. 3a
I-39034 Toblach




Anfahrt


Wegbeschreibung


Technik











Geschichte

Ursprünglicher Baubestand:
Der besonderen Situation entsprechend wurde ein individuell gestalteter Baukörper für das Aufnahmsgebäude entworfen, der dennoch auf den typisierten Elementen des Architekten beruht. Ein relativ großes Magazin wurde in Holzskelettbauweise auf einer Rampe mit Granitsteinmauer errichtet. Dazu kamen technische Gebäude: ein kleines Stellwerkgebäude in Sichtziegelmauerwerk, ein Werkstattgebäude in verputztem Mauerwerk und eine Lokomotivremise mit einem Stahlbetonskelett, dessen Zwischenräume mit verputztem Mauerwerk ausgefacht wurden.





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0471-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
Bauzeit 1866 –1871 von Franzensfeste bis Lienz. Fertigstellung: 1871 Heutige Eignerin: Italienische Staatsbahn FS (seit 1919 für die Strecke bis Innichen)

Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Wilhelm von Flattich (1826-1900), Hochbaudirektor der K.K. Privilegierten Südbahngesellschaft. Mitarbeit :Arch. Franz Wilhelm.



Fotogalerie

imguEigEC.jpgBahnhof Toblach, Blick durchs Tor
Der Clou - wo das Schönste auch am höchsten liegt.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgggMJGN.jpgBahnhof Toblach, Innenansicht

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgy9mpiG.jpgBahnhof Toblach, Magazin

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imguFWZqA.jpgBahnhof Toblach, Lokremise

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
img6hPrLd.jpgBahnhof Toblach, Eisenbahnerwohnungen

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004


Literatur

Bahnhof Toblach
Informationen: Francesco Pozzato ?Il Treno in Pusteria? Athesia Bozen, 1990
?Nutzungskonzept für verwaiste Bahnhöfe? Text: Elisabeth Baumgartner, Koordination: Wittfrieda Mitterer. Workshop vom 15. Mai 2003 in Bozen.
?Der Eisenbahnhochbau in seiner Durchführung auf den Linien der K.K.privilegierten Süd-Bahngesellschaft? von Wilhelm von Flattich und Franz Wilhelm, Atlas, Lehmann & Wenzel, Wien.
Hans Heiss ?Kurzer Höhenflug: Der Bau der Pustertalbahn 1871? in Mobilitätszentrum Bruneck, der Architekturwettbewerb für das Bahnhofsareal, 2001, Folio Verlag, Wien-Bozen.
Erich Irenberger, FS Brixen. Architekt Albert Willeit, ehem. Obmann des Heimatpflegerverbandes Pustertal,Bruneck. Architekt Bernhard Lösch, Beirat für Baukultur im Heimatpflegeverband und Vertreter Italiens bei Europa Nostra, Innichen, Josef Oberhofer, Geschäftsführer Heimatpflegeverband, Bozen. Helmuth Stampfer, Landeskonservator und Leiter der Abteilung Denkmalpflege der Landesverwaltung, Bozen. Bernhard Maier, BGM, Künigl.
Erscheinungdatum: 00-00-0000