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Pustertalbahn Bahnhof Bruneck

Pustertalbahn Bahnhof Bruneck - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand:
Der Bahnhof Bruneck besteht heute von Westen nach Osten betrachtet aus einem großen provisorischen P+R Platz anstelle der früheren Laderampe. Das kleine Wärterhäuschen und das Gütermagazin wurden abgebrochen. Neben dem Westflügel des vollkommen erhaltenen Aufnahmsgebäudes entstand anlässlich der Elektrifizierung der Pustertalbahnstrecke in den Jahren 1985-88 ein Transformatorenhaus in verputztem Mauerwerk mit Eckeinfassungen aus Porphyrplatten mit Satteldach.
An das Wärterhaus östlich der ebenfalls erhaltenen Wasserstation wurden mehrere aufeinanderfolgende, untereinander verbundene und verputzte erdgeschossige Werkstatt- und Lagergebäude mit Satteldächern angebaut. Der alte Lokschuppen in Holzfachwerkbauweise wurde durch einen Neubau mit einem flachgeneigten Dach in Holzleimbinderkonstruktion ersetzt. Nach Nord-Osten versetzt hinter dem originellen Stellwerkbau entstand ein erdgeschossiges Magazin in verputztem Mauerwerk mit Satteldach.
Die Wohnbauten Mazzonis wurden unter Beseitigung originaler Details renoviert.

Bauzustand:
Der Bahnhof von Bruneck zeichnet sich in allen Teilen durch einen sehr guten Bauzustand aus. Besonders die Bauteile aus der Anfangszeit sind durchweg gut erhalten.

Derzeitige Nutzung:
Wie bei allen Bahnhöfen der Pustertallinie sind auch in Bruneck die Bahnnutzungen und der Service für die Reisenden stark reduziert worden. Immerhin findet noch ein Fahrkartenverkauf neben den Automaten statt. Die Warteräume sind in Betrieb. Die Wohnung im Obergeschoß wird temporär von Bahnmitarbeitern genutzt. Daneben scheint es im Erdgeschoss einige ungenutzte Räume zu geben. Öffentliche WCs sind vorhanden. Die Bar/Gaststätte macht einen gemütlichen Eindruck. Die ehemalige Wasserstation enthält ebenfalls eine kleine Bar im Westflügel und Wohnungen, von denen die im Ostflügel derzeit nicht bewohnt erscheint. Alle Werkstatt- und Lagerbereiche werden von der FS benutzt, so daß der Bahnhof Bruneck derzeit voll funktionsfähig genutzt erscheint.

Geplante Nutzung:
Den Bahnhof Bruneck zu einem Mobilitätszentrum im Pustertal umzufunktionieren, an dem sich die Verkehrsmittel zusammenfinden, ist sicher ein sehr guter Gedanke – auch zur Aufwertung der Bahn. Im Jahr 2001 lobte deshalb die Autonome Provinz Südtirol, die Gemeinde Bruneck, die Italienischen Staatsbahnen und die Metropolis AG einen von der UIA genehmigten internationalen Architektenwettbewerb für ein Mobilitätszentrum auf dem Bahnhofsgelände Bruneck aus, der von der Südtiroler Transportstrukturen AG (STA), Bozen, durchgeführt wurde. In der Auslobung war jedoch der Abriss des bestehenden Bahnhofes freigestellt.
Es wurden in der ersten Stufe des Wettbewerbs 74 Projekte aus 39 Ländern eingereicht. Von den 17 Arbeiten, die von der international besetzten Jury in der zweiten Stufe beurteilt wurden, hatten nur drei Projekte den historischen Bahnhof einbezogen und erhalten. Mit dem 1. Preis (Peters +Keller, Stuttgart, D) wurde ein Vorschlag ausgewählt, der einen totalen Abriß des schönen Bahnhofes Wilhelm von Flattichs vorsieht. Da es sich bei dem prämierten Vorschlag jedoch um ein lineares Strukturkonzept handelt, wäre ein Erhalt des historischen Bahnhofes im Zusammenhang mit den erforderlichen neuen Nutzungen ohne weiteres denkbar und sinnvoll.
Z.Zt. ist aus finanziellen Gründen nicht absehbar, ob der Vorschlag für ein Mobilitätszentrum Bruneck überhaupt durchgeführt werden kann. Dennoch fanden zwischenzeitlich Gespräche zwischen dem Bürgermeister von Bruneck und den planenden Architekten (1. Preisträger) statt. Die Architekten erklärten sich bereit, ihr Projekt so zu überarbeiten, daß der historische Bahnhof in die Neubaumaßnahmen integriert werden kann. Der in diesem Sinne überarbeitete Vorschlag wurde im September 2004 durch den Stadtrat von Bruneck genehmigt. Der alte Bahnhof bleibt somit erhalten.

Empfehlung des Kuratoriums:
Das Aufnahmsgebäude des Bahnhofes von Bruneck stellt neben denjenigen von Toblach und Innichen eines der umfassenden und wertvollsten Bauten der Pustertallinie dar. Es ist deshalb unverständlich, warum gerade dieser bedeutende Bau des Bahnlinienensembles von 1871 in der Auslobung des internationalen Wettbewerbes von 2001 nicht als erhaltenswert angegeben wurde.
Durch die Umwidmung der ursprünglich in Staatsbesitz befindlichen Bauten der FS über andere Gesellschaftsformen (z.B. Metropolis AG) wurde der automatischen Denkmalschutz für staatliche Bauten mit einem Bestand, der älter als fünfzig Jahre ist, aufgehoben so daß die Bahnhöfe nun „ungeschützt“ dastehen.
Vermutlich waren die Teilnehmer – von denen sicherlich nur der kleinere Teil das Wettbewerbsgelände persönlich in Augenschein genommen hat! - nicht hinreichend über den historischen und architektonischen Wert des Bestandes informiert.
Die genaue Prüfung des ersten Preises ergibt, daß infolge des linearen Grundkonzeptes dieses Entwurfes zumindest das historische Aufnahmsgebäude unverändert in den Rahmen der erdgeschossigen Baustruktur entlang der Geleise aufgenommen werden kann und diesem Neubauteil ein ganz besonderes, unverwechselbares Gesicht vermitteln würde. Dies könnte entscheidend zur Annahme der Neubauten in das Gefüge der Stadt Bruneck unter dem Gesichtspunkt Identität stiftender Unverwechselbarkeit beitragen.
Das Kuratorium für Technische Kulturgüter Südtirol bittet diesen Vorschlag ernsthaft zu prüfen und unter dem Gesichtspunkt des einmaligen baulichen Wertes des Bestandes aber auch einer größeren Akzeptanz der Neubaumaßnahme durch die Bevölkerung durchzuführen. Ein ganz besonderes Augenmerk sollte auf den Erhalt (möglicherweise auch eine Umsetzung) des hölzernen Stellwerkbaus gelegt werden.

Gesamtbewertung (Prof. Arch. Andreas Gottlieb Hempel):
Die Bahnlinie durch das Pustertal hat wesentlich dazu beigetragen, daß sich diese einmalig schöne Landschaft vor dem ersten Weltkrieg touristisch zum „Engadin Altösterreichs“ entwickeln konnte und damit – natürlich auch mit der sonstigen wirtschaftlichen Nutzung - die Grundlage des heutigen Wohlstandes dieser Südtiroler Region gelegt wurde.
Neben der wohlüberlegten Trassenführung im Einklang mit der Natur prägte auch die eigenständige Architektur von höchster Qualität der Bahnhöfe entscheidend das gebaute Erscheinungsbild des Pustertales mit. Insbesondere der Dreiklang der Bahnhöfe von Bruneck, Toblach und Innichen wirkte geradezu stilbildend. Die späteren Zubauten des römischen Architekten Angiolo Mazzoni für Wohnbauten der Eisenbahner sprechen eine beredte Sprache in der respektvollen Aufnahme und Fortführung dieser Qualitäten. Im Falle von Bruneck bilden diese sogar ein besonders harmonisches städtebauliches Ensemble um den Bahnhofsplatz herum – auch wenn sie durch eine unsensible Renovierung leider viel von ihrer originalen Gestaltqualität verloren haben.
Es ist einleuchtend, daß der Bahnhof mit seinen vielfach nicht mehr genutzten Geleisen und den Nebengebäuden, die ihre Funktion nicht im Sinne eines Mobilitätszentrums erfüllen können, allmählich zu einem Fremdkörper in der Stadt werden kann. Seine umfangreichen, stadtteiltrennenden Flächen könnten einer anderen, stadtverträglicheren Nutzung zugeführt werden. Dass dafür das Konzept eines Mobilitätszentrums entwickelt wurde, ist im Hinblick auf die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und für Alternativen zum privaten Kfz-Verkehr politisch weitsichtig. Dies kann aber kein Grund sein, die gewachsenen Baustrukturen des Bahnhofes vollständig zu ignorieren und zum Abbruch freizugeben. Dafür sind die überkommenen Bauten – vor allem das Aufnahmsgebäude – architektonisch zu wertvoll und Identität stiftend.
Die Baugruppe des Aufnahmsgebäudes mit seiner durch die Zubauten abgewandelten Typisierung stellt das unbedingt zu erhaltende Kernstück der Bahnhofsanlage dar: Sorgfältig detailliertes und nahezu unverwüstliches Granitmauerwerk in Verbindung mit originell gestalteten Holzbauteilen – auch des großzügigen Bahnsteigvordaches – formen ein einmaliges Ensemble unter den drei wichtigsten Bahnhöfen der Pustertallinie.
Es legt Zeugnis ab von einer Architekturhaltung für technische Bauten des 19. Jahrhunderts, die sich eigenständig, ohne pseudoalpine Anbiederungen, heute noch als hervorragende Beispiele dafür eignen, wie man in dieser traditionsreichen und empfindlichen Landschaft bauen kann. Mancher Projektant ungestalter Gewerbebauten oder unangemessen pompöser Hotels könnte sich von dieser beispielhaften und nachhaltigen Haltung (immerhin stehen diese Bauten über 130 Jahre, was wir von den anderen wirklich nicht hoffen!) einiges abschauen.
Schließlich kommt neben dem Stolz auf die damalige technische und ästhetische Leistung und ihre Auswirkung auf die Entwicklung des Pustertales noch die Identifikation der Bewohner mit ihrer gebauten Umwelt hinzu – diese einfach auszuräumen bedeutet auch schweren emotionellen Schaden.


Aktueller Zustand:
      betriebstüchtig
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      Baubeginn: 00-00-1866
      Inbetriebnahme: 00-00-1871
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
      Projektant/Erfinder: Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Panorama

Südtirol - Pustertal

Europastr. 1
I-39031 Bruneck




Anfahrt


Wegbeschreibung


Technik











Geschichte

Ursprünglicher Baubestand:
Das Aufnahmsgebäude basiert gemäß der Bautentypologie des Architekten von Flattich auf dem Typ 1. Klasse und wurde zeitgleich mit einem hölzernen Güterschuppen am Ende einer Militär- und Verladerampe westlich des Hauptgebäudes errichtet. Es ist eines der drei wichtigsten Aufnahmsgebäuden der Pustertallinie neben Toblach und Innichen. Zur Erstausstattung des Bahnhofes gehörten weiterhin eine Wasserstation mit zwei eingeschossigen symmetrischen Seitenflügeln östlich des Hauptgebäudes, zwei symmetrisch zum Aufnahmsgebäude angeordnete kleine Nebengebäude, ein Wärterhaus am westlichen Ende und ein kleines Bahnmagazin am äußersten östlichen Ende des langgestreckten Bahnhofsgeländes.
Mitten zwischen den Geleisen im Nord-Westteil wurde ein kleines hölzernes Stellwerkgebäude auf einem Sockel aus grob behauenen Granitsteinen errichtet. Die übrigen Gebäude wurden alle aus Granitstein und hölzernen Dachkonstruktionen- bzw. Verkleidungen errichtet. Eine Baumallee führte von der Stadtmitte direkt auf den zentralen Teil des Aufnahmsgebäudes zu.
Der große Erfolg der Pustertalbahn machte wohl eine rasche Erweiterung des Aufnahmsgebäudes erforderlich: an den erdgeschossigen Westflügel wurde ein Bauteil mit Satteldach für die Gepäckaufbewahrung und den Warenversand angebaut. Neben dem Ostflügel wurde ebenfalls ein erdgeschossiges Bauwerk mit Satteldach für eine Bar mit Gastraum und Zeitungskiosk errichtet. Der gesamte Gebäudekomplex erhielt eine angebaute Überdachung des Bahnsteiges in einer Stahl-Holzkonstruktion. Östlich der Wasserstation wurde ein zweigeschossiges Wärterhaus hinzugefügt.
Alle Zubauten wurden im Detail etwas anders ausgeführt als der Hauptbau: Das Granitmauerwerk erhielt im Westteil eine andere Struktur sowie Kunststeingewände für die Öffnungen, das Gaststättengebäude wurde ebenso verputzt wie Teilflächen des Hauptbaues unter der Bahnsteigüberdachung und das zweite, größere Wärterhaus – die Granitbauweise wurde lediglich mit bossiertem Eckmauerwerk und Fensterstürzen fortgeführt.
Nach der Übernahme durch die FS kam im Westteil des Bahnhofsgeländes noch ein Lokomotivschuppen in Holzbauweise dazu. Ebenfalls vom Baubüro der FS wurden 1928 im Osten des Bahnhofplatzes winkelförmig zueinander stehend zwei Wohnhausblöcke (zwei- u. dreigeschossig) vom römischen Architekten Angiolo Mazzoni geplant und gebaut.





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0471-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
Bauzeit 1866 –1871 von Franzensfeste bis Lienz. Fertigstellung: 1871. Heutige Eignerin: Italienische Staatsbahn FS (seit 1919 für die Strecke bis Innichen)

Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Wilhelm von Flattich (1826-1900), Hochbaudirektor der K.K. Privilegierten Südbahngesellschaft. Mitarbeit :Arch. Franz Wilhelm.



Fotogalerie

imgKVZ7rV.jpgBahnhof Bruneck, Straßenseite
Vor dem Abbruch gerettet.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel
imgXijbro.jpgBahnhof Bruneck, Gleisseite

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgR0ruVs.jpgBahnhof Bruneck, Wärterhaus

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgIhZz2a.jpgBahnhof Bruneck, Stellwerk

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgM0ksZQ.jpgBahnhof Bruneck, Eisenbahnerwohnungen

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
bahnhof brunneck 1.jpgBahnhof Bruneck
bahnhof brunneck 2.jpgBahnhof Bruneck
bahnhof brunneck 3.jpgBahnhof Bruneck
bahnhof brunneck 4.jpgBahnhof Bruneck
bahnhof brunneck 5.jpgBahnhof Bruneck
bahnhof brunneck 6.jpgBahnhof Bruneck
bahnhof brunneck 7.jpgBahnhof Bruneck
bahnhof brunneck 8.jpgBahnhof Bruneck
bahnhof brunneck 9.jpgBahnhof Bruneck
bahnhof brunneck 10.jpgBahnhof Bruneck


Literatur

Bahnhof Bruneck
Informationen:
Francesco Pozzato ?Il Treno in Pusteria? Athesia Bozen, 1990
?Nutzungskonzept für verwaiste Bahnhöfe? Text: Elisabeth Baumgartner, Koordination: Wittfrieda Mitterer. Workshop vom 15. Mai 2003 in Bozen.
?Der Eisenbahnhochbau in seiner Durchführung auf den Linien der K.K.privilegierten Süd-Bahngesellschaft? von Wilhelm von Flattich und Franz Wilhelm, Atlas, Lehmann & Wenzel, Wien.
Hans Heiss ?Kurzer Höhenflug: Der Bau der Pustertalbahn 1871? in Mobilitätszentrum Bruneck, der Architekturwettbewerb für das Bahnhofsareal, 2001, Folio Verlag, Wien-Bozen.
Erich Irenberger, FS Brixen. Architekt Albert Willeit, ehem. Obmann des Heimatpflegerverbandes Pustertal,Bruneck. Franco Nones, Gemeinderat ?Die Grünen?, Bruneck. Architekt Bernhard Lösch, Beirat für Baukultur im Heimatpflegeverband und Vertreter Italiens bei Europa Nostra, Innichen, Josef Oberhofer, Geschäftsführer Heimatpflegeverband, Bozen. Dr. Günther Waibl, Bozen/Bruneck. Klaus Kemenater, Geschäftsführer der STA, Bozen. Helmuth Stampfer, Landeskonservator und Leiter der Abteilung Denkmalpflege der Landesverwaltung, Bozen.
Erscheinungdatum: 00-00-0000