gfi gfi
Parcours:



Panorama
Technik
Geschichte
Kontakt
Meilensteine
Fotogalerie
Literatur
Artikel - Presse
Downloads
Links
Brennerbahn Bahnhof Schelleberg (ehem.)

Brennerbahn Bahnhof Schelleberg - Baubestand, Bauzustand und Nutzung
Heutiger Baubestand: Alle beschriebenen Gebäude bestehen noch.

Bauzustand:
Die Struktur und Grundsubstanz der Gebäude aus der altösterreichischen Zeit ist noch gut, der Ausbau jedoch durch Vandalismus verwüstet. Gleiches gilt für die beiden Nebengebäude. Auch das Wohngebäude unterhalb Schelleberg ist in seiner Substanz gut erhalten aber unbewohnt und wegen mangelnder Aufsicht ziemlich devastiert.

Derzeitige Nutzung:
Der Haltepunkt Schelleberg wurde 1978 aufgelöst. Die Bewohner des unterhalb gelegenen Wohngebäudes sind ausgezogen.

Geplante Nutzung:
Das ehemalige Aufnahmsgebäude und das ehemalige Wohngebäude würde sich nach Aussage des Dopolavoro FS Sterzing hervorragend für ein Sport- und Erholungsgebäude mit Jausenstation der FS eignen. Derzeit fehlen jedoch die Mittel dafür. Das Wasserrecht für die Wasserstation besteht noch und könnte für die Beschneiung einer Rodelbahn Schelleberg Gossensass genutzt werden. Die Gleise der alten Bahnstrecke sind entfernt worden und die Trasse sollte für den in Teilstücken bereits realisierten Fahrradweg Brenner-Bozen ausgebaut werden.

Empfehlung des Kuratoriums:
Das Aufnahmsgebäude in seiner klaren und soliden Baustruktur sollte kurzfristig vor weiterem Verfall geschützt werden und zusammen mit dem Wohngebäude einer öffentlichen Freizeitnutzung am Radweg Brenner-Bozen und als Ausgangspunkt für Bergwanderungen genutzt werden. Auch das zumindest äußerlich noch relativ gut erhaltene Wohngebäude südlich des ehem. Bahnhofgebäudes bildet mit diesem ein unbedingt erhaltenswertes Ensemble
Das ehemalige Wohngebäude unterhalb Schelleberg von Mazzoni sollte dringend renoviert und möglichst wieder Wohnzwecken zugeführt werden um das Gebäude in seiner hohen architektonischen Qualität zu erhalten.

Gesamtbewertung (Prof. .Arch. Andreas Gottlieb Hempel):
Der ehemalige Haltepunkt Schelleberg ist ein sehr schönes Beispiel der typologisierten Bahnhofsarchitektur Wilhelm von Flattichs. Das Wohnhaus aus altösterreichischer Zeit ergänzt das Ensemble in eigenständiger Ausprägung. Das Aufnahmsgebäude enthält sich aller alpiner Bauzitate und ist eine eigenständige Architektur von ruhiger Kraft, die auch dem aufmerksamen Reisenden von Autobahn auf der gegenüberliegenden Talseite aus auffällt.
Wenn der Radweg entlang der alten Trasse der Brennerbahn fertiggestellt sein wird, dann werden diese Gebäude eine ideale Jausen- und Raststation darstellen – immer unter der Voraussetzung, daß sie denkmalgerecht saniert werden. Der Gedanke eines Wanderweges nach Gossensass von Schelleberg aus mit Jausenstation usw. sollte entweder von der Gemeinde selbst oder von der Dopolavoro FS aufgegriffen und realisiert werden. Es lohnt sich an dieser sonnigen Stelle des Südhanges Giggelberg die schönen alten Gebäude wieder öffentlich zugänglich zu machen.
Völlig unverständlich ist es, daß das solide gebaute zweigeschossige Wohngebäude aus dem Jahre 1928 von Angiolo Mazzoni in schönster Sonnenlage unbewohnt verrottet. Könnten hier nicht wenigstens junge Familien mit geringem Einkommen untergebracht werden?


Aktueller Zustand:
      nicht funktionstüchtig
Denkmalgeschützt mit LAB Nr.:
      Bp. 109/1, E.Zl. 269/II, K.G. Brenner
Für Publikum zugänglich:
      Ja
Baudaten:
      AuftraggeberIn: K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
      Projektant/Erfinder: Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
      Erbauer/Konstrukteur: Karl von Etzel
Panorama

Südtirol - Eisacktal
Schelleberg Nr. 7 und 9
Gemeinde Brenner - Gossensass
I - 39041 Brenner






Technik











Geschichte

Ursprünglicher Baubestand:
Die Haltestation Schelleberg, acht Kilometer vom Brenner entfernt, wurde kurz vor der Einfahrt in die innovative enge Kehrschleife der Brennerbahn mit ihrem erheblichen Gefälle nach Gossensass und zur Wasseraufnahme für die Dampflokomotiven errichtet – aber auch um die (ehemalige) Kornkammer des oberen Eisacktales anzuschließen. Die Strecke zwischen ihr und dem Bahnhof Gossensass, die in der Luftlinie gerade einmal einen Kilometer beträgt, weist einen Höhenunterschied von fast 250 m auf und stellte damit die Planer der Brennerbahn vor eine schwierige Aufgabe.
Von Schelleberg schwenkt die Bahntrasse nach Westen ab und führt etwa 4 km in das Pflerschtal. Bei den Höfen Ast wurde ein halbkreisförmiger, 761 m langer Tunnel für eine Kehre mit einem Radius von 750 m angelegt, der die Trasse 34 m tiefer in östlicher Richtung durch das Pflerschtal zurückführte. Dieser Tunnel war der erste in seiner Art und galt weltweit als Modell für ähnliche Fälle. Leider gestaltete sich der Bau des Tunnels äußerst schwierig und kostete zahlreiche Arbeitern in der Bauzeit von Mai 1864 bis Dezember 1866 das Leben.
Die Nähe der Haltestation Schelleberg zum Bahnhof Gossensass veranlasste seinerzeit viele Reisende in Schelleberg auszusteigen und über einen Wanderweg Gossensass zu erreichen und dort wieder in den inzwischen eingetroffenen Zug zuzusteigen. Genauso machte es am 10. August 1873 der Schah von Persien, Nasir ad-Din, der von Innsbruck nach Italien reiste.
Der Streckenabschnitt Schelleberg vermittelte ein besonderes – in alten Reiseführern nachzulesendes - Erlebnis für die Reisenden, eröffnete er doch den ersten eindrucksvollen Blick auf die Bergpanoramen südlich des Alpenhauptkammes. Zudem war er im Winter bis in die jüngste Zeit wegen zahlreicher Lawinenabgänge auf die Geleise besonders gefürchtet.
Die Haltestation entspricht als Kombination von Wasserstation und Aufnahmsgebäude dem einfachsten Typus der Entwurfssytematik des Architekten Wilhelm von Flattich. Es wurde mit Grauwacke statt mit Granit gemauert (entsprechend der Station in Gossensass), Die Station erhielt ein Ziegeldach über der Wasserstation, die an den vier Seiten mit einer Holzschalung zwischen gemauerten Eckrisaliten verkleidet wurde und eine Stegfalzblecheindeckung über den beiden Seitflügeln mit je vier Fensterachsen. Im Nordflügel befand sich eine Wärterwohnung und im Südflügel die Fahrdienstleitung mit Magazin und Werkstatt. Im Erdgeschoss der Wasserstation waren Toiletten für die Reisenden und das Kohlelager untergebracht, im Obergeschoß befanden sich zwei Wasserbehälter auf Stahlsäulen, französische Fabrikate des Herstellers Rothschild, die während der Fotoaufnahmen durch Walter Niedermayer 1992 noch vorhanden waren und heute noch vermutlich vorhanden sind obgleich der Zugang durch Sperrmüll so verstellt ist, das dies zur Zeit nicht überprüfbar ist.
In altösterreichischer Zeit wurde ca. 50 m südlich der Station ein teilweise verputztes und teilweise verschindeltes Wohngebäude mit zwei Wohnungen errichtet. In den 20er Jahren des vorigen Jhts. kam ein Geräteschuppen aus der Betonfertigteilserie der FS dazu sowie 1995 ein kleines Gebäude mit Satteldach für eine neue Fahrdienstleitung – sinnigerweise fertiggestellt zwei Wochen vor der Eröffnung des neuen Pflerschtunnels und der damit verbundenen Stilllegung der Strecke über Schelleberg.
1928 errichtete die FS für ihre Mitarbeiter durch den Architekten Angiolo Mazzoni ein schönes, zweigeschossiges Wohngebäude auf halbem Weg von Schelleberg nach Gossensass.





Kontakt

Ferrovia Statale FS - Direktion Region Bozen

39100 Bozen
Tel: 0039-0471-976077
Fax: 0039-0471-313786
Webseite: http://www.trenitalia.it


Meilensteine

K.K. Privilegierte Südbahn Gesellschaft (1862)
Bauzeit 1863 – 1867 von Innsbruck nach Bozen unter Karl von Etzel (gest. 1865) und Achilles Thommen, Wilhelm Pressel, Julius Lott und Wilhelm Hellwag. Heutige Eignerin: Italienische Staatsbahn FS (seit 1919 für die Strecke ab Brenner).

Architekt: Wilhelm von Flattich (1826-1900)
Wilhelm von Flattich (1826-1900), Hochbaudirektor der K.K Privilegierten Südbahngesellschaft. Mitarbeit: Arch. Franz Wilhelm.



Fotogalerie

imgLd5Tw8.jpgBahnhof Schelleberg, Wasserturm
Schon der Schah ging hier zu Fuß.
AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgGvg9b4.jpgBahnhof Schelleberg, Wasserturm II

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgN5I2pw.jpgBahnhof Schelleberg, Gesamtanlage

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004
imgcHzqC2.jpgBahnhof Schelleberg, Aufnahmsgebäude

AutorIn/Copyright:Andreas Gottlieb Hempel, Brixen 2004


Literatur

Bahnhof Schelleberg (ehem.)
Informationen und Zitate aus:
Wilhelm von FLATTICH ?Der Eisenbahn-Hochbau in seiner Durchführung auf den Linien der K.K. Priv. Südbahn-Gesellschaft? Wien, Lehmann&Wenzel, ohne Datum.
Elisabeth BAUMGARTNER ?Kleinodien alt-österreichischer Eisenbahnarchitektur: Die Hochbauten der Brennerbahn?; Fotos Walter NIEDERMAYER, in Christoph BERTSCH (Hrsg) ?Industriearchäologie, Nord-, Ost-, Südtirol und Vorarlberg?, Innsbruck, Haymon Verlag 1992, S. 49-77.
Elisabeth BAUMGARTNER; ?Eisenbahnlandschaft Alt-Tirol?, Innsbruck, Haymon, 1990.
Gerhard und Josef DULTINGER, ?Die Brennerbahn, Gestern ? heute ? morgen?, Thaur/Tirol, Wort und Welt Verlag, 2. Auflage: 1989
Laura Facchinelli ?Die Eisenbahn Verona-Brenner? Athesia Bozen 1995
MART Quaderni di architettura ?Angiolo Mazzoni ? Architetto Ingeniere del Ministero delle Communicazioni? Skira Editore, Milano 2003.
Wittfrieda MITTERER ?Zeitzeichen der Technik? Edizione Raetia, Bozen 1993.

Siehe auch:
Günther ENNEMOSER, ?La storia di Colle Isarco con particolari riguardi agli anni 1850 ? 1914, tesi di laurea?, Padova, 1974/75.
Günther ENNEMOSER; Südtiroler Gebietsführer, Nr.39, Bozen, Athesia Druck, 1984.
Alois TRENKWALDER, ?Brenner ? Brennero, Gemeinde?, Gemeinde Brenner-Gossensass (Hrsg.) 1999.
Hans-Jürgen und Carl ROSENBERGER ?Die Eisenbahnen in Südtirol? Athesia; 1993.

Auskunftspersonen:
Radames PANDINI, Bauabteilung der FS, Bahnhof Bozen, Planarchiv.
Rudi PLANK Vorsitzender des Eisenbahner-Freizeitvereins Dopolavoro FS, Bahnhof Sterzing
Erscheinungdatum: 00-00-0000