ALTÖSTERREICHISCHE LATERNEN AN BOZNER WASSERMAUER ABGEBROCHEN |
23.05.2004 |
neu nachgegossener Kandelaber im Vordergrund
Restaurierungen von Technikobjekten im Rahmen von Schulprojekten könnten Vorbild sein
Die altösterreichischen Laternen im südlichen Abschnitt der Bozner Wassermauerpromenade sind abgebrochen worden. An ihrer Stelle spenden jetzt die neugegossenen Kandelaber Licht. Doch dieses historisierende Modell hat mit den typischen Bogenlaternen von 1898 nichts gemeinsam. Nahezu lückenlos noch erhalten ist das Originalensemble hingegen im oberen Abschnitt der Bozner Wassermauerpromenade. Wenigstens hier gilt es nun, den willkürlichen Abbruch zu verhindern. Denn in der Denkmalliste des Landes scheinen die Laternen nicht auf, obwohl sie ? weil öffentlicher Besitz und mehr als 50 Jahre alt ? vom Gesetz automatisch geschützt wären. Das Landesdenkmalamt betont, vom zuständigen Amt der Gemeinde Bozen im Vorfeld des Laternenabbruchs weder in Kenntnis gesetzt noch zu Rate gezogen worden zu sein. Der zuständige Projektleiter der Gemeinde, Ing. Ivan Moroder, hatte dem Kuratorium erklärt, dass in einem dritten Baulos auch die Laternen im oberen Abschnitt der Talferpromenade durch lichtstärkere Modelle ersetzt würden. Auf unsere Anfragen, wonach laut Medienberichten nur die bereits beschädigten Originale ersetzt werden sollten, kam von Ing. Moroder keinerlei Rückmeldung. Restaurierungen von Technikobjekten im Rahmen von Schulprojekten könnten Vorbild sein Die auch in anderen Teilen der Bozner Altstadt aufgestellten Kandelaber-Nachgüsse mit dem Gussstempel der Firma ?Neri, Longiano, Italia? sind ortsfremd und daher ein Fremdkörper im nahezu lupenrein erhaltenen Ensemble der alten Gusseisen-Laternen an der Talferpromenade. Die historischen Laternenständer sind stabil, an einigen Emailleschirmen bestehende kleinere Rostprobleme erfordern eine sensible Restaurierung. Schülerprojekte auf Initiative des Kuratoriums könnten Vorbild sein. Eine historische E-Lok des Bahnensembles Lana-Meran-Burgstall wurde durch eine Restaurierung von Schülern gerettet und steht als Wahrzeichen am Dorfplatz von Lana. Jüngstes Beispiel ist eine Edison-Turbine aus Marling, die von Gewerbeoberschülern des Istituto Tecnico Industriale ITI in Bozen restauriert wurde. Diese Turbinen-Installation wird jetzt als erstes Technikdenkmal in Südtirol ? übrigens in Zusammenarbeit des Kuratoriums mit der Gemeinde Bozen - am 4. Juni eingeweiht. Um so unverständlicher wäre die endgültige Zerstörung des Laternen-Ensembles an der Bozner Wassermauerpromenade. Das Kuratorium appelliert in diesem Sinn an Stadtgemeinde, Denkmalamt und Heimatschutzverbände.
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