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Parcours:



Abbruch 24 altösterreichische Straßenlaternen an Bozner Wassermauerpromenade
17.05.2004
historische Lampen auf der Bozner Wassermauer
historische Lampen auf der Bozner Wassermauer
Originale von anno 1898 werden ab dieser Woche durch 24 lichtstärkere Imitate ersetzt Kuratorium will Originale zumindest im oberen Abschnitt der Bozner Promenade retten Die Straßenbeleuchtung in Bozen und Meran stammt aus der Stunde Null des elektrischen Stroms: Das älteste Kraftwerk der Etschwerke auf der Töll wurde 1898 eröffnet und hatte in den aufstrebenden Fremdenverkehrsstädten Bozen und Meran die Ära der Elektrifizierung mit Straßenbeleuchtung, Straßenbahnen und Bergbahnen eingeleitet. Die Straßenlaternen an der Wassermauerpromenade haben sich nahezu vollzählig im Original erhalten. Das Kuratorium für Technische Kulturgüter findet es daher unverständlich, dass diese Originale jetzt durch Imitationen ersetzt werden. 24 Kandelaber sind geplant, sie sollen ab dieser Woche ans Netz gehen. Die historischen Laternenständer werden abgebrochen. Dieses erste Baulos betrifft den Südabschnitt der Promenade von der Talferbrücke bis zur Talfergries-Stiege. Die Bogenlaternen mit ihren eleganten Profilen und Dekors aus Gusseisen haben Bozen und Meran seit Kaisers Zeiten ihren Stempel aufgedrückt. Die Laternen im derzeit betroffenen Abschnitt haben sich ? bis auf die Leuchtkörper im Stil der Siebzigerjahre ? weitgehend im Original erhalten. Bei den Nachgüssen handelt es sich hingegen um ein bereits in anderen Teilen der Altstadt verwendetes Kandelaber-Modell, das mit den altösterreichischen Bogenlampen wenig gemeinsam hat. Bisher gab es an der Talferpromenade nur zwei historische Kandelaber ? sie tragen das Gusszeichen des Faschismus. Gemeinde Bozen verweist auf ?Sicherheitsgründe? und Beschwerden Die Promenade muss heller und sicherer werden, lautet die Begründung aus dem Bozner Rathaus. Ing. Ivan Moroder verweist auf Beschwerden von Fitnesssportlern und anderen Promenadenbenützern über die unzureichende Beleuchtung speziell im Winter. Die Gesamtkosten der Laternen-Erneuerung im ersten Baulos werden mit 100.000 Euro angegeben. Die Nachgüsse tragen den Stempel der Firma Neri, Longiano, Italia. Die wie alt aussehenden Laternen hätten mehr Strahlkraft und einen besseren Rostschutz. Auch die Grieser Seite soll jetzt neu bestückt werden, und dann die Talferpromenade bis Sankt Anton. Hier haben sich 17 Laternen aus der Stunde Null wie durch ein Wunder lupenrein erhalten. Wassermauer-Laternen nicht denkmalgeschützt Das Landesdenkmalamt sei betreffend Laternen-Abbruch von der Gemeinde Bozen weder informiert noch zu Rate gezogen worden, erklärt die Leiterin des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler, Waltraud Kofler Engl. Auch ohne Denkmalschutz des Landes wären die Laternen aber - weil öffentliches Eigentum und älter als 50 Jahre - vom Staatsgesetz automatisch geschützt. Seitens der Gemeinde liebäugelt man sogar mit einem Abverkauf historischer Laternen an Nostalgiker. Dies wegen der großen Nachfrage, bestätigt der zuständige Sachbearbeiter der Gemeinde Bozen das Interesse an historischen Wassermauer-Laternen für den privaten Garten. Beton-Laternen an der Italienallee Zur Erhaltung der Laternen aus den 30-iger-Jahren liegen hingegen bereits amtliche Zusicherungen vor. Trotz des teilweise bröckelnden Betons sollen die Originale möglichst erhalten bleiben. Deren Zustand wird jetzt Laterne für Laterne unter dem Gesichtspunkt der Technik und Sicherheit überprüft. Wegen der Höhe dieser unter dem Faschismus errichteten Laternenmaste und wegen des dichten Baumbestandes entlang der Italienallee sollen Gehsteige und Radweg durch niedrigere neue Laternen mehr Licht erhalten, verlautet seitens der Gemeinde Bozen.