Seite 1 von 7 "UNSER MITSCHÜLER MAX VALIER" Der Bozner Max Valier hat mit der Entdeckung des Rückstoßprinzips der Raumfahrt den Weg geebnet. In Erinnerung an den Raketenpionier fanden vom 15. bis 17 Mai die Memorial-Days mit dem Namen "Unser Mitschüler Max Valier"statt. Das Event wurde vom Franziskanergymnasiums, dem Kuratorium für technische Kulturgüter und der Stadt Bozen veranstaltet.
In diesen drei Tagen konnte man im Franziskanergymnasium an Führungen durch die historischen Lehrmittelräume für Naturkunde und Physik teilnehmen, es wurde der Film "Der Flug von Max" von Lino Signorato und Giorgio Mezzalira vorgeführt, es gab eine Diskussion mit internationalen Raumfahrtexperten und die Möglichkeit, einen Blick durch die Teleskope der Amateurastronomen "Max Valier" zu werfen.
Neugierig? Dann steigen sie ein... Genie oder Spinner? Max Valier Heute – über 70 Jahre nach seinem Unfalltod – gilt er als einer der Väter der Raumfahrt, als Vorreiter der großen Weltraumabenteuer des späten 20. Jahrhunderts und der heutigen Zeit. Das war nicht immer so.
Früher betrachteten viele Zeitgenossen seine Idee von der Fahrt zum Mond als „Spinnerei“, nahmen ihn nicht ernst, fanden seine Projekte nicht finanzierungswürdig und stempelten ihn als „Träumer“. Seine Visionen titelte man Hirngespinste, reine Schimären. Die Geschichte gab allerdings ihm recht, seiner Zukunftsorientiertheit, seinem missionarischen Eifer bei der Entwicklung des Raketenbaus, seinem Enthusiasmus bei der Suche nach theoretischen und praktischen Lösungen seiner vielen Fragen. So bildet seine Arbeit zum Rückstoßprinzip den Grundstein für die spätere Raumfahrt.
Was ihn aber umso mehr zum Held macht, ist sein früher Tod während eines waghalsigen Experiments; ein Fehler, der ihn zu einem der ersten Opfer der Raumfahrt macht. Vom Zeitzeugen Walter Boeltz stammt die vielsagende Aussage: "Max Valier unterscheidet sich grundlegend von anderen Männern der Rakete: er war Astronom - nie hat er im Sold eines Kriegsministeriums und nie für kriegerische Zwecke an der Rakete gearbeitet; er glaubte, dem Frieden auf Erden zu dienen, indem er den Blick der Menschen in die Weiten des Weltalls lenkt; dadurch, so hoffte er, werden sie Zank und Krieg vergessen; in seinem tatenfrohen Idealismus Otto Lilienthal vergleichbar, stirbt er für die große Idee, der er sein Leben geweiht hat."
Der Weg zu den Sternen sind die Raketen. „Troubadour der Sterne“ nennen ihn seine Studienkollegen an der Universität. Doch Valier geht tatsächlich daran, ein Raketen-Konstrukteur zu werden. Elfriede Gugler Pollmann, Tochter des Bozner Feinmechanikers, bei dem sich Max das Rüstzeug für seine Experimente holt und bei dem er noch während seiner Gymnasialzeit die ersten Versuche macht, berichtet davon, dass ihre Mutter es gewohnt war, ihren Mann spät zum Mittagstisch zu begrüßen. Sie sprach sogar öfter davon, dass der junge Valier mit ihrem Mann bastele und sie daher nicht mit seiner Anwesenheit beim Essen rechnen könnten. „Essen wir, die basteln noch. Eines Tages werden Sie uns mit ihren Basteleien noch in die Luft jagen“ soll sie mehrmals geäußert haben. Gottfried Mumelter, Freund des Neffen von Max, mit Wittfrieda Mitterer vom Kuratorium für technische Kulturgüter
Die (verwehrte) Popularität. Der Zeitzeuge Gottfried Mumelter, Mitschüler und Freund des Neffen von Max, Willy Valier, hingegen erinnert sich daran, dass der heute prominente Bozner Valier als Erfinder von seiner Heimatstadt früher gänzlich unterschätzt war. In der Lokalpresse gab es kein Echo auf seine Erfolge, und es waren keine von Valiers Veröffentlichungen zugänglich. Mumelters Wissen über Valiers Raketenexperimente habe er allein aus den Erzählungen seines Schulfreunds Willy Valier. Heute noch ist Max Valier in Südtirol weniger bekannt als im Ausland. Nach ihm benannt sind nachweislich Straßen in Bozen, Meran, Lana, Seis, Glurns und Auer, darüberhinaus die Gewerbeoberschule Bozen und der Verein der Amateurastronomen Südtirols. Eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Bozen (heutiger Sitz der Südtiroler Marketing Gesellschaft) macht ihn zum berühmten Stadtbürger. In München, wo Valier nach dem Studium lebte und in Berlin, wo er starb und begraben ist, gibt es Straßen und Gedenktafeln, und einige seiner Raketenmodelle sind im Deutschen Museum München ausgestellt. Was ihn abermals zum Sonderling unter den Erfindern und Astronomen stempelt, ist die Verwendung seines Namens im Weltall, als Anerkennung für sein Lebenswerk: 1970 hat die Internationale Astronomische Union, Dachverband der Astronomischen Gesellschaften von 42 Staaten, einem Krater auf der erdabgewandten Seite des Mondes den Namen Max Valier gegeben. Siegfried Steinegger von den Amateurastronomen Realitätsfremd – nein! Max Valier war alles andere als ein vergeistigter Forscher. Seinen feurigen Eifer im Ergründen von astronomisch-technischen Geheimnissen paarte er mit einem ausgeprägten Sinn fürs Geschäft, mit einem Wissen um Werbeeffekte und Marketingstrategien. Später hat er, wenn auch vom Pech verfolgt, immer wieder Sponsoren für seine Unternehmungen gefunden. Und als junger Mann soll er in Bozen Geld für Bücher und Experimente durchs Schreiben und durch originelle Marktideen verdient haben: Er habe des öfteren am Waltherplatz ein Teleskop aufgestellt, Passanten zu den Sternen hinauf schauen lassen und dafür 20 Heller kassiert. (Zeitzeugenaussage, notiert von Siegfried Steinegger) Nicht nur Vordenker, auch Mann der Tat. Was Max Valier von vielen anderen seiner zeitgenössischen und späteren Weltraumforscher aber letztlich unterscheidet ist sein Mut zum Risiko und das Vereinen von Theorie und Praxis: Er rechnete, zeichnete und plante, er setzte seine Ideen aber auch in Tests um. Was in Europa Valier, versuchten beinahe zeitgleich in den USA Robert Goddard und in Russland Konstantin Ziolkowski. Die Motivation war für alle dieselbe, in den Weltraum vorzudringen. Doch Valier versuchte sich unter abenteuerlichen Bedingungen im Umsetzen der Idee und war mit seiner Flüssigstoffrakete ganz nahe am Durchbruch, an der Verwirklichung seiner Träume.
Ein Träumer war er somit tatsächlich, aber im positiven Sinn: ein unbändiger Idealist voller Tatendrang, der die Sterne erreichen wollte und ihnen ein Stück näher kam, indem er durch seinen Raketenbau in den Weltraum vorpreschte.
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