Technikjuwele sollen erhalten werden Remise der Überetscher Bahn in Kaltern vor dem Aus |
16.05.2025 |
Die am 16. Dezember 1898 eröffnete und am 1. August 1963 (Personenverkehr) bzw. am 1. Mai 1971 (Güterverkehr) eingestellte Überetscherbahn verband den Bahnhof Bozen über Sigmundskron und Eppan / Girlan mit der Marktgemeinde Kaltern. Von Kaltern, damals in der k.k. Zeit bereits ein Mobilitätszentrum, konnte man mit der Bahn weiter nach St. Anton und von dort mit der Standseilbahn bereits ab 1902 auf die Mendel fahren.
Knapp 11 Kilometer lang stellte die Überetscherbahn nach Projekten von Eisenbahnvater Josef Riehl für Jahrzehnte den Lebensnerv des Überetscher Gebietes dar. Im Rahmen der Bauausführungen unter der Leitung von Oberingenieur Andreas Schlör wurde in Kaltern auch eine Remise (Wagenhalle) mit der Werkstätte für die Fahrzeuge errichtet. Sie steht heute noch als Originalbau aus dem Jahre 1898 an Ort und Stelle, lediglich eine neue Dachdeckung erfolgte vor Jahren.
Im Inneren sind die Originalgleise der normalspurigen Lokalbahn genauso erhalten wie eine sehr interessante Werkzeugwand.
Nun plant die Gemeinde Kaltern den Abriss dieses einigermaßen gut erhaltenen und für das Abstellen von Bussen verwendeten Baus und die Errichtung von Neubauten an deren Stelle.
Aus der Sicht des Kuratoriums sollte vielmehr die Remise als Eckpfeiler des Kalterer Bahnhofensembles als charakteristisches Beispiel der Baukultur erhalten bleiben. Das neue Bauen im Bestand bedeutet sicherlich eine grössere Herausforderung als ein reiner Neubau, bietet jedoch eine Aufwertung des gesamten Areals.
Abgesehen von der Wiederverwertung dieser Halle als Supermarkt und Markthalle, oder Refunktionalisierung als Teil eines Parkhauses oder gar beim möglichen Wiederaufbau einer "Überetscherbahn Neu" als Abstellhalle, soll die Remise als ein eisenbahntechnisches Industriedenkmal der Gründerzeit erhalten bleiben. Es handelt sich dabei um die älteste, noch im Urzustand bestehende Eisenbahn-Remise innerhalb der Europaregion Tirol. Alle anderen Wagenhallen, sowohl der Haupt- als auch der Nebenbahnen, wurden entweder in späterer Zeit um- oder neu gebaut oder abgerissen. Laut dem neuen Südtiroler Kulturgütergesetz von 2023 haben Bauten, die älter als 70 Jahre sind, automatischen Schutzstatus.
Darüber hinaus ist es wichtig, dieses industrielle nachhaltige Kulturdenkmal mit seiner unwiederbringbare Atmosphäre für die kommenden Generationen zu erhalten. Nur die gebaute Realität transportiert alle Informationen.
(Klaus Demar)
Kuratorium für technische Kulturgüter
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