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Jahrestreffen Kuratorium Technische Kulturgüter im Kloster Muri Gries (27.5.24)
01.07.2024
Das weit gespannte Netzwerk des Kuratoriums der Technischen Kulturgüter, dem unter anderem auch der Umweltwissenschaftler und Politiker Ernst Ulrich von Weizsäcker, Berthold Burkhardt von ICOMOS Deutschland und der ehemalige Bahnchef Carlo De Vito aus Rom angehören, findet auch in Südtirol immer größeren Zuspruch. Immer mehr wird bewusst, wie wichtig die technischen Kulturgüter als Orientierungs- und Identifikationspunkte für die Menschen in unserem regionalen Lebensraum sind. Allein der Bezug zur Mobilität, die in Südtirol über wertvolle historische Infrastrukturen verfügt, oder zum Thema Strom, der nachhaltig aus Wasserkraft gewonnen wird, ist die Rekultivierung von Objekten und Bauten eine wichtige Arbeit. Begrüßt wurden die Versammelten heute im Benediktsaal des Klosters Muri Gries, durch Hausherrn, Abt Peter Stuefer. Er erinnerte an das heute hochaktuelle Ora et Labora des Ordensgründers, dem sich die Klostergemeinschaft verpflichtet fühlt. Die zahlreichen Projekte des Kuratoriums, teileweise jahresübergreifend, zeugen von einem landesweiten Einsatz mit einer Spannweite vom Brenner bis Salurn und von Reschen bis nach Welsberg. Besondere Schwerpunkte sind im Eisacktal die Musealisierung des Bahnwärterhauses und die Sanierung der Hängebrücke in Mauls, die Wiedergewinnung der alten Militärstraße alternativ zum bestehenden Radweg, das Energiedach am Parkplatz vom BHF Franzensfeste, die Ausstellung Grenze Brenner Pass im ACI Haus, in Klausen die Sanierung vom Grödnerbahnviadukt mit Tunnelöffnung und Umwidmung des Wasserspeichers in ein Memorial für die beim Bahnbau gestorbenen russischen Kriegsgefangenen. Die weltweit einzigartige Beförderungsanlage, die Laaser Schrägbahn, soll in ihrer Funktion als Mobilitätsinfrastruktur ertüchtigt und erhalten werden. Oswald Angerer, Präsident der Eigenverwaltung sprach sich Eigentümer der Bahn für ein neues Nutzungskonzept aus, in dem die Mobilität und die Attraktivität der Bahn für den Tourismus einen gemeinsamen Nenner finden. Die Schrägbahn wurde bereits seit 2021 in die Liste der schützenswerten Bauten und Objekte Südtirols aufgenommen. Weitere Themen waren die Ideenschmiede Hans Trojer in Algund, dem Technikschauplatz der Südtiroler Industriekultur, die Sanierung und Rückführung der Lokomotiven der Lana Burgstall Bahn, die virtuelle Girlaner Kellertour, die Ausstellungen „Zugluft“ am Bozner Bahnhof sowie die Projekte zur Requalifizierung des Grieser Platzes und des unter Schutz gestellten Barock-Stadels von Kloster Muri Gries. Besonders dringend ist die Sanierung des Daches des Stadels, das seit wenigen Tagen nach dem Starkregen im Bereich einer bereits vermorschten Gaupe eingebrochen ist. In der bis 10. Juni laufenden Ausstellung im Schaufenster des Lichtstudios Eisenkeil am Grieser Platz können die Projektskizzen der Architekturstudenten eingesehen werden. Besondere Beachtung fand der Euregio Sonderpreis für vorbildlichen Umgang mit wertvoller Bausubstanz, der vom Kuratorium und dem ehemaligen Tiroler Landeshauptmann Wendelin Weingartner angeregt und vom Dreierlandtag im Juni 2023 institutionalisiert wurde. Für den Preis wird eine Skulptur vom Gadertaler Bildhauer Lois Anvidalfarei entworfen. Der heute anwesende Künstler hat sein letztes Kunstwerk in St.Martin de Tor präsentiert und zu seinem von Arch. Spitaler sanierten Wohnhaus die Türen geöffnet. Dabei ist der fließende Übergang von Alt mit Neu, von Architektur zur Bildhauerei und Kunst deutlich geworden. Begrüßt wurde vom Kuratorium schließlich der Grundsatzbeschluss der Landesregierung, wonach die baufälligen Werkhallen am Bahnhof Meran langfristig als Lager zur Verfügung gestellt werden sollen, doch eben erst in den kommenden Jahren. Jedoch aktuell ist das Kuratorium auf der Suche nach geeigneten Archivflächen und Büroräumen. Ausweichort ist für das Kuratorium die Remise der Rittnerbahn hinter der Talstation der Seilbahn in Bozen. Die Halle, nach Plänen von Josef Riehl errichtet, wurde bereits seit 1994 nach der ersten Landesausstellung vom Kuratorium als Lager genutzt. Derzeit ist leider nur eine eingeschränkte Nutzung möglich, da die STA Eigenbedarf angemeldet hat. Neu gewählt wurde auch der Vorstand des Kuratoriums. Ihm gehören an: Arthur Scheidle, der als Präsident in seinem Amt wieder bestätigt wurde, wie auch Josef March, Ezio Facchin, Gerd Staffler, Ewald Moroder, Franz Staffler, und Stefan Moser. Neu in der Runde sind der Meraner Ingenieur Daniel Hartmann und die ehemalige Rai Journalistin Sandra Bortolin, gebürtig aus Agordo. Mit neuem Wind in den Segeln, wird das Kuratorium auch im Tätigkeitsjahr 2024 die Erhebung der technischen Kulturgüter nach Kräften fortsetzen und den Bestand ergänzen, auch in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunstgeschichte der Universität Innsbruck. Weitergeführt wird die Serie der Dokufilme „Drehmomente“ auf Deutsch und Italienisch. Insgesamt wurden bisher 55 Kurzfilme produziert. Nach der Abwicklung der Formalien hat Archivar Pater Plazidus die bewegte Geschichte des Klosters Muri Gries Revue passieren lassen. Kellermeister Manfred Bernard hat abschließend durch die Klosterkellerei geführt und bei einem Gläschen Grieser Lagrein einen Exkursus in die Weinbautechnik gemacht