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Parcours:



Kraftwerk Kardaun - Das Technikjuwel
13.09.2005
Inhalt
Das Technikjuwel
Nacht der Soprane
Hochspannung
Touristische Attraktionen
Geschichte
Baubeschreibung

Geschichtlicher Hintergrund


Nicht nur ein Großteil der Wasserversorgung wird seit mehr als 100 Jahren mit dem Wasser aus dem Eggental gespeist und funktioniert nach wie vor noch über das technische Meisterwerk der Eggentaler Wasserleitung. Auch die Versorgung von Energie aus eben diesem Eggentalerbach geht auf die Jahrhundertwende zurück, wo der Wasserreichtum und das natürliche Gefälle eine vorteilhafte Voraussetzung für den Fortschritt durch die Elektrizität boten und in Kardaun die ersten Anlagen für den Kraftwerkbau ermöglichten.
Image Das Kardaunerwerk zur Beginn des Jahrhunderts
Image Zur Zeit der Jahundertwende erzeugten 4 Turbinen bis zu 2250 PS Strom
Es ist Teil der Südtiroler Technikgeschichte, dass gerade Oskar von Miller, der spätere Gründer des Deutschen Museum, den Auftrag der Bauleitung für das Gesamtprojekt der Etschwerke von Bozen und Meran innehatte. Noch 1882 hatte er nachzuweisen versucht, „dass bei entsprechend hoher elektrischer Spannung eine beliebig große Leistung auf beliebig weite Entfernung mit beliebig dünnem Draht übertragen“ werden könne.
Schon am 16. September 1882 glückte in München ein noch unsicher geglaubtes Experiment und die ersten Glühfäden begannen zu glimmen: Die erste elektrische Kraftübertragung zwischen Erzeuger und räumlich weit getrenntem Verbraucher war erfolgt.
Es ließ Südtirol nicht lange auf sich warten: In Kardaun, am Eingang des Eggentals, sollte schon zur Jahrhundertwende die erste Energie aus Wasserantrieb gewonnen werden und damit schloss sich Südtirol dem Zeitalter der modernen Technik an.

Image Glühlampenkandelaber in Gries

1901/1902 ließen die Gemeinden Gries und Zwölfmalgreien am Eingang des Eggentals das erste Kraftwerk Südtirols erbauen – und es sollte das „Kardaunerwerk“ schlechthin bleiben, das bereits im August 1901 Energie ins Spannungsnetz schickte. Da die an der Brücke von St. Anton aneinander grenzenden Gemeinden Zwölfmalgreien und Gries gemeinsam im Eggental ein Wasser- und Elektrizitätswerk gebaut hatten, wurde 1901 zur Aufnahme der Leitungen der sogenannte „Kreuzersteg“ abgebrochen und die heutige St.-Anton-Brücke errichtet.
ImageWährend in Tirol meist Unternehmen der Monarchie mit den elektrischen Arbeiten beauftragt wurden, übergab man die Arbeiten für Kardaun der Schweizer Maschinenfabrik von Oerlikon. Für die Energieverteilung wurden zwei Hochspannungsmasten aus Holz errichtet, einer zur Licht-, der andere zur Stromversorgung; einen Teil des Stromnetzes verlegte man unter hohem Kostenaufwand verlegte unter die Erde.

Mit dem doppelten Stromversorgungsnetz, dem komplizierten Wasserkraftwerk sowie dem weit verzweigten unterirdischen Stromnetz stellte die damalige Energieanlage eine höchst ambitionierte und luxuriöse Einrichtung dar, die mitunter gar die Ressourcen der kleinen Gemeinde von Zwölfmalgreien sprengte.

Image1905 kam das damalige Werk von Zwölfmalgreien zur Gemeinde Gries, und damit verbunden war eine wesentliche Entlastung der finanziellen Auflagen; die Zusammenlegung von Bozen und Meran, wie sie der Bozner Bürgermeister Julius Perathoner 1912 vorgeschlagen hatte, blieb allerdings nur ein kurzlebiger Wunsch.

Im Jahr 1925 wurden die Gemeinden Zwölfmalgreien und Bozen zusammengelegt und mit dem 1. Januar 1928 ging das Kardaunerwerk auf die Etschwerke über, die fortan auch AEC (Azienda Elettrica Consorziale delle Città di Bolzano e Merano) heißen sollten.
1928 produzierten die Etschwerke insgesamt 5.930.000 KW, und im Jahr darauf waren es schon 3.270.000 KW. Am 23. März 1931 wurden die Etschwerke vom Minister der Öffentlichen Arbeit bevollmächtigt, die Leistungskapazität auf 1.068 Liter pro Sekunde bis zu 1.800 Liter und mit den neuen Turbinen auf 3.043 PS zu erhöhen.

Image1937 entschied sich die AEC für die Errichtung einer Absperrung im Eggental, mit welcher Ingenieur Marco Semenza beauftragt wurde. Die Pläne des Mailänders sahen einen 18 Meter hohen Damm vor sowie ein Auffangbecken, welches wöchentlich bis zu 100 000 Kubikmeter des übertretenden Gletscherwassers fassen sollte. Im August wurden die Arbeiten der Firma Fratelli Mondelli aus Bozen übergeben und 1939 fanden alle Arbeiten einen Abschluss.

Die Bau- und Renovierungsarbeiten, welche die AEC in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts vorgenommen hatten, haben die grundlegende und wesentliche Grundstruktur des Kraftwerks von Bozen/Kardaun gelegt, die bis heute das gleiche Gesicht trägt.
In den 60er und 70er Jahren wurden die technischen Anlagen und Vorrichtungen verbessert oder geändert. Die Produktion liegt zwischen 18 und 20 kWh.
Image Hochspannungsleitungen, die aus der Zentrale nach draußen führen
Image Apparatenanlage
Hochspannungsleitungen, die aus der Kraftzentrale nach außen führen, und Apparatenanlage zur Zeit der Jahrhundertwende