Weitere fünf neue Doku-Filme beleuchten Südtirols Vergangenheit. Die Spurensicherung im Bereich der Technischen Kulturgüter wird um das Kapitel der Südtiroler Siedlungen in Österreich erweitert. Die Kurz-Filme des Kuratoriums für Technische Kulturgüter unter der Regie von Gerd Staffler, Kamera Max Ruggera und Schnitt Videocap, bestechen durch ihre Prägnanz und direktes Eintauchen in die Thematiken. Die Reihe der Drehmomente, die von Wittfrida Mitterer 2006 ins Leben gerufen wurde, besteht mittlerweile aus 55 Kurzfilmen, die von der Stiftung Sparkasse und Rai Südtirol sowie in der italienischen Variante vom Kulturzentrum Trevi und Rai Tre unterstützt werden. Seit kurzem sind sämtliche Filme auf einem eigenen Youtube-Kanal des Kuratoriums zu sehen. https://www.youtube.com/@kuratoriumBZ/featured Der wertvolle Fundus steht somit über das Internet allen zur Verfügung und kann jederzeit und jederorts abgerufen werden. Das Kuratorium steht Sponsoren und UnterstützerInnen offen, welche die Anliegen und Initiativen zur Erhaltung und Aufwertung der technischen Kulturgüter mittragen und teilen. Hier im Überblick die neuen fünf Sendefolgen: 51.„Südtiroler Optantensiedlungen in Österreich“ Millionenfache Vertreibungen, Umsiedlungen und ethnische Flurbereinigungen kennzeichneten das 20ste Jahrhundert in Europa. Auch Südtirol war davon betroffen. Mit dem Optionsabkommen von 1939 zwischen Hitler und Mussolini hatten 86 % der Südtiroler für die Abwanderung in das deutsche Reich gestimmt. 76.824 verliessen in den ersten Jahren auch wirklich ihre Heimat. Der Kriegseintritt Italiens verhinderte ihre totale Abwanderung. In Österreich wurden in Rekordzeit Siedlungen für die Südtiroler an über 130 Standorten gebaut. Es entstanden Häuser im „Heimatstil“, auch als „Blut- und-Boden“-Architektur kritisiert, mit Stilelementen, Erkern, Fensterläden und Wandfresken aus Südtirol. Über 50 Tausend Südtiroler kehrten nach dem Krieg nicht mehr in ihre Heimat zurück. Ihre Nachkommen leben noch heute in den Optantensiedlungen in Tirol, Vorarlberg und Kärnten. Eine Bestandaufnahme aus Reutte im Tiroler Ausserfern. Dort blieben die Südtiroler-Siedlungen weitgehend erhalten 52. „Cornelius Hintner“ Er war der erste Bergfilmer aus Südtirol. Der Bozner Cornelius Hintner . 20 Jahre vor Luis Trenker, drehte er bereits Spielfilme in den Dolomiten. Cornelius Hintner wurde 1875 in Bozen geboren, widmete sich zunächst der Malerei, war fasziniert vom Motorsport und nahm 1910 mit einem selbstgebauten Flugzeug an einer Flugschau in Berlin teil. Als einer der ersten Piloten Deutschlands erhielt er 1911 die offizielle Lizenz des Deutschen Luftfahrer-Verbandes. Daneben pflegte er seine Leidenschaft für das neue Medium, den Film. Die k.u.k. Südbahngesellschaft hatte die Werbewirksamkeit der laufenden Bilder erkannt und beauftragte ihn, Bergfilme aus den Dolomiten zu drehen. Es entstanden die Dokumentarstreifen „Von Toblach bis zum Misurinasee“ , „Evas Rosengartentour“ sowie „Unter Palmen und ewigem Eis.“ Dazu sein einziger noch erhaltener Spielfilm „Die Würghand“. Cornelius Hintner ist in Vergessenheit geraten. Fast alle seiner Filme gingen verloren. Der Südtiroler Filmhistoriker Paolo Caneppele hat ihm eine Biographie gewidmet. 53. „Tempelarchitektur in Bozen“ Warum der Münchner Klassizismus in Bozen mehr Spuren hinterließ, als die k.u.k. Architektur aus Wien. Im 19. Jahrhundert wurde die Bozner Stadtplanung stark von München aus beeinflusst. Auf Weisung des bayrischen Königs Max Joseph I wurde vor 1809 der heutige Waltherplatz als früheste stadtplanerische Erweiterung der engen Altstadt anstelle der bestehenden Weingärten geplant. 1857 wurde der Münchner Architekt Sebastian Altmann zum Bozner Stadtarchitekten berufen, Auch seine Nachfolger Johann Bittner und Gustav Nolte kamen aus München. Heraus- ragendes Beispiel dieser spätklassizistischen Phase war das 1918 vollendete Bozner Stadttheater mit seinem imposanten Säulenvorbau. Es wurde im zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört und nicht wieder aufgebaut. 54. Kavernenkraftwerk St. Anton Als im Jahr 2021 das neue Wasserkraftwerk von St. Anton bei Bozen seinen Betrieb aufnahm, war für die Südtiroler Unternehmer Hellmuth Frasnelli und Karl Pichler ein Traum in Erfüllung gegangen. In nur 29 Monaten Bauzeit hatten sie das modernste Kavernenkraftwerk Europas verwirklicht. Das fünftgrösste Kraftwerk in Südtirol. 280 Tonnen Dynamit wurden benötigt, um die unterirdische 60 Millionen Euro Anlage zu verwirklichen. 18 Tausend LKWs förderten das Aushubmaterial zu Tage. Zukunftsweisend ist die Sicherheit des E-Werkes St. Anton. Gab es in der Vergangenheit mehrmals Tote, wenn Menschen am Uferrand der Talfer von den Wassermassen mitgerissen wurden, die immer dann auftraten, wenn die Turbinen ihren Betrieb aufnahmen, so wurde diese Schwallgefahr nun gebannt. Zwei unterirdische Ausgleichbecken mit 100 Tausend Kubikmeter Fassungsvermögen sorgen für einen gleichmässigen Abfluss in die Talfer. 55. „Eisenbahnmuseum Lienz und Baudirektor Ferdinand Pichler". Als im Jahr 1871 die „Südbahnstrecke“ von Lienz nach Franzensfeste in Betrieb ging, bedeutete dies für das Pustertal einen enormen Modernisierungsschub. Der Fremdenverkehr erlebte einen ungeahnten Aufschwung auch die Wirtschaft wurde durch die neue Möglichkeit des Gütertransports belebt. Dampf- Diesel und Elektrolokomotiven aus der Vergangenheit, sind im Eisenbahnmuseum von Lienz auf einer Gesamtfläche von 18 Tausend Quadratmetern zu bewundern, untergebracht in einem Heizhaus, das bereit 1871 gebaut wurde. Neben Signalanlagen und historischen Lokomotiven erinnern in Lienz auch noch Hinweisschilder an die Zeit der Korridorzüge, als direkte Züge zwar Osttirol mit seiner Landeshauptstadt Innsbruck verbanden, auf italienischem Territorium in Südtirol freilich niemand aus- oder zusteigen durfte. Ferdinand Pichler war neben Luigi Negrelli und Josef Riehl der wohl bekannteste Eisenbahnpionier des 19ten Jahrhunderts in den Alpen. Geboren 1843 in Klagenfurt war er jahrelang Baudirektor der k.u.k. Südbahn und damit auch verantwortlich für die Pustertalbahn von Franzenfeste nach Lienz . Nach den schweren Hochwasserschäden des Jahres 1882 war Ferdinand Pichler zuständig für den Neubau der Brennereisenbahn im Abschnitt Blumau – Atzwang und Bau des zweiten Geleises von Bozen nach Innsbruck. Mehrere Lagerhallen und Gebäudeerweiterungen am Bozner Bahnhof tragen seine Handschrift. Seine berufliche Laufbahn beendete er als Oberbaurat, bevor er 1897 zum Vizebürgermeister von Innsbruck ernannt wurde. Seine Umbaupläne für den Bozner Bahnhof aus der Negrelli-Zeit sind in der Dauerausstellung des Kuratoriums im Foyer des Aufnahmegebäudes im Bahnhof Bozen zu sehen. |