Festschrift |
29.11.1997 | |
Festschrift zur Einweihung des neues Kraftwerkes (1998) Elektrogenossenschaft St. Leonhard-Gomion m.b.H. 25 Jahre im Dienste der Stromversorgung Vom ersten E-Werk Langwies bis zur Gründung der Genossenschaft. Es sind bereits 43 Jahre vergangen, seit die im Kleinkraftwerk Langwies an der Mündung des Saldernbaches erzeugte elektrische Energie erstmals die Stuben der Gomioner und Breitebner Bevölkerung erhellte. Bis dahin hatten Kerzenlicht, Petroleumlampen und Gasbrenner als Lichtquellen gedient, und Pferdekraft, Dampf und Wasser die Arbeit erleichtert. Man erkannte alsbald die praktische Anwendbarkeit des elektrischen Stromes und begann sich auch im Passeiertal mit den Möglichkeiten seiner Nutzung auseinander zu setzen. Das erste Langwieser Werk wurde im Jahre 1955 von Josef Gufler, Unterlangwieshof, erbaut, danach vom Bruder Alois übernommen, der es mit viel Mühe vergrößerte und mit Sorgfalt betrieben hat. Eine Gomioner Bauerninteressentschaft errichtete die notwendigen Stromleitungen von Silbernagl zur Alpenrose, zum Obersteinhof und nach Waldheim. Anfangs ging?s recht gut, doch bis zum Jahr 1976 blieb der Strom schwankend und schwach und wirkte sich katastrophal auf die Arbeit mit Maschinen und Elektrogeräte aus. Sowohl das bereits vergrößerte E-Werk des Alois Gufler/Silbernagl wie auch die veraltete und mit 5 km zu lange Niederspannungsleitung konnten eine ausreichende Stromlieferung nicht mehr gewährleisten. Um die Stromversorgung in Gomion zu verbessern, entschlossen sich einige Bürger von Gomion eine Interessengemeinschaft zu gründen und das Problem selbst in die Hand zu nehmen. Am 22. Juli 1973 wurde auf Anraten des damaligen Bürgermeisters von St. Leonhard in Passeier, Herrn Josef Tschöll, im Einvernehmen mit den Bürgern von Gomion eine Versammlung einberufen, Dabei wurde die Rechtsform einer Genossenschaft erläutert und die Gründung beschlossen. Diese Genossenschaft setzte sich den Bau einer Mittelspannungsleitung von St. Leonhard nach Gomion zum Hauptziel, um den dortigen Bürgern in naher Zukunft genügend Strom zu liefern. Für die Finanzierung dieser Leitung sollte bei der Landesverwaltung um einen Beitrag angesucht werden. Anfänglich erklärten sich 26 Bürger von Gomion bereit, dieser Genossenschaft mit dem heutigen Namen ?Elektrogenossenschaft St. Leonhard ? Gomion Gen.m.b.H.? beizureten. Bereits damals wurde aus den Reihen der Gründungsmitglieder Josef Gögele vom Murhof als Obmann gewählt. Erster Obmannstellvertreter war Hermann Eschgfäller vom Unterpichlhof, zu weiteren drei Vorstandsmitgliedern wurden Josef Gufler vom Neulandhof und die Brüder Franz und Johann Pichler ernannt. Als Aufsichtsräte wurden Franz Alber vom Gasthof Alpenrose (Vorsitzender), Josef Gufler Oberstein und Franz Kofler vom Schramerhof (effektive Aufsichtsräte), sowie Georg Marth vom Schildhof und Pixner Leonhard vom Wiesgut (Ersatzräte) gewählt. Bei der 2. Vollversammlung am 10. August 1973 konnte die Elektrogenosssenschaft notariell gegründet werden. Neubau der Mittelspannungsleitungen und des Kraftwerkes Langwies. Erstes Anliegen war die Planung der Mittelspannungsleitung und den zugehörigen Elektrokabinen. Einen wichtigen Schritt wagten die Mitglieder bei der 5. Vollversammlung am 1. Dezember 1874, wo die Mehrheit den Erwerb des alten Langwieser Elektrowerks samt Verteilerlizenz beschloss, um nach der Fertigstellung der Mittelspannungsleitung Strom ankaufen und verteilen zu können. Zwischen 1975 und 1979 traten der Genossenschaft auch Mitglieder aus den umliegenden Fraktionen Hinteregg, Christl, Breiteben, Glaiten und Schlattach bei. Diese Stromabnehmer hatten vorher großteils eigene, jedoch veraltete und auch zu schwache Kleinkraftwerke. Mit dem Bau und der anschließenden Inbetriebnahme der Mittelspannungsleitung von St. Leonhard nach Schramach konnte die Stromversorgung 1976 erstmals entscheidend verbessert werden. Die Stromlieferung besorgte das Landesamt für Stromversorgung. In den Jahren 1978 und 1979 ging man daran, in Eigenregie die gesamten Niederspannungsfreileitungen in Gomion, Glaiten und Schlattach gründlich zu erneuern. Im angeschlossenen Versorgungsgebiet in der Gemeinde St. Martin wurden die Stromnetze auch in dieser Zeit mit Landesmitteln und unter der tatkräftigen Führung des damaligen Vizebürgermeisters der Gemeinde St. Martin, Herrn Alois Gufler/Schnittler gebaut. Nicht zuletzt aus finanziellen Erwägungen wagten die tatkräftigen Vorstandsmitglieder 1978 einen weiteren, entscheidenden Schritt nach vorne: Beim Wasserbauamt der Autonomen Provinz Bozen ersuchte man um die Konzession der Wasserableitung vom Saldernbach und bei der Vollversammlung vom 18. März 1982 wurde beschlossen, ein neues Wasserkraftwerk in Langwies zu bauen. Ing. Ernst Troyer wurde mit der Projektierung beauftragt. Die Finanzierung des Werkes, das ein neues Krafthaus mit zwei Maschinensätzen, eine 1 km lange Druckleitung sowie eine unterirdische Mittelspannungsleitung nach Schramach vorsah, wurde über ein Darlehen bei der Raiffeisenkasse Passeier sichergestellt, wobei die einzelnen Mitglieder als Bürgen unterschrieben. Die Arbeiten wurden innerhalb kürzester Zeit in Eigenregie durchgeführt und am 20. Juli 1983 konnten alle Abnehmer wieder mit eigenem Strom versorgt werden. Nachdem im Jahr darauf der zweite Maschinensatz in Betrieb ging, wurde das ersehnte Ziel einer sicheren Stromversorgung und einer völligen Eigenständigkeit erreicht. Das Vertrauen der Mitglieder hat sich gelohnt: seit 1986 erhalten sie eine bestimmte Menge verbilligten Strom und der Schuldenberg von rund 400 Millionen Lire konnte trotzdem in kürzester Zeit abgebaut werden, Nach Abschluss der Bauarbeiten wurde die Genossenschaft 1986 im Zuge einer Statutenänderung in einen Dienstleistungsbetrieb umgewandelt, da nunmehr die Produktion und Verteilung von elektrischer Energie als Hauptzweck im Vordergrund standen. Trotz der aufgezeigten Vorzüge ließ die Produktionsstatistik immer deutlicher eine Schwachstelle erkennen. Im Zeitraum vor der Schneeschmelze sowie bei Trockenheit im Sommer konnte die Stromversorgung die stetig steigenden Tagesspitzen nicht mehr abdecken. Im Jänner 1986 wurde vom E-Werk der Gemeinde Moos eine Verbindungsstromleitung von Stuls nach Schramach hergestellt, somit konnte die Stromversorgung auch im Hinterpasseier einigermaßen gesichert werden. Zur zeitgemäßen Bewältigung der Buchhaltung und Stromverrechnung wurde im Jahre 1989 eine EDV-Anlage angekauft. Um eine optimale Steuerung der Kraftwerkanlagen und Übergabekabinen sowie eine wesentliche Arbeitserleichterung zu erreichen, wurde 1992 durch die erfahrene Firma ?Turbinenbau Troyer? eine komplette Steuer- und Überwachungsanlage eingebaut. Bau des Pumpspeicherkraftwerkes Gomion. Da von Seiten der Gemeindeverwaltung Anfang der 90-er Jahre das Bauprojekt einer Trink- und Löschwasserleitung von den Schlattacher Mahdern nach Gomion vorlag, nutzte der Vorstand mit dem Obmann Josef Gögele an der Spitze die Gunst der Stunde und ließ von Ing. Ernst Troyer eine Studie zur Energienutzung des Raffein- und Übelseebaches durch ein Pumpspeicherwerk erstellen. Die Trink- und Löschwasserleitung und die Kraftwerksdruckleitung sollten möglichst die gleiche Trassenführung haben. Nach eingehender hydrogeologischer Untersuchung konnte bereits im Oktober 1992 die Wasserableitungskonzession aus den genannten Bächen erhalten werden. Nachdem alle Genehmigungsverfahren durchgestanden waren, ging es im Februar 1993 eiligst an die Arbeit, um mit dem Bau der Trinkwasserleitung der Gemeinde wettzuhalten. Die in Eigenregie vergebenen Arbeiten zur Verlegung der 3 km langen Druckleitung, der 1,2 km langen Zuflussleitung, sowie der Bau des 1400 qm ? Speichers samt Fassungen, das Auffangbecken und das darauf stehende Krafthaus wurden bis Ende 1993 großteils fertiggestellt. Dieser Zeitplan konnte nur Dank des ausgezeichneten Arbeitseinsatzes aller vorwiegend ortsansässigen Firmen und der eigenen Mitarbeiter bewältigt werden, Mitte März 1994 montierte die Firma ?Turbinenbau Troyer? die komplette Hochdruck-Peltonturbine samt Elektroanlagen. Dank der ersehnten Inbetriebnahme des ENEL-Umspannwerkes in St. Leonhard konnte das neue Spitzenkraftwerk im Oktober 1994 mit der Produktion beginnen. Im Jahr darauf vervollständigte man diese umfangreiche technische Anlage mit dem Einbau der Hochdruckpumpe, durch deren Betrieb zusätzlich wertvolle Spitzenenergie gespeichert bzw. erzeugt werden kann. Im Jahre 1996 beschloss die Vollversammlung, das Kraftwerk Langwies um einen Lager- bzw. Werkraum zu erweitern. Zukünftige Vorhaben und kurzer Ausblick Die Zukunftspläne sehen vor, das bestehende Stromverteilernetz großteils zu erneuen bzw. zu verstärken, indem möglichst viele Leitungen unterirdisch verlegt werden. Leider herrscht derzeit (1998) auf nationaler und gesamteuropäischer Ebene im Stromsektor eine große Unsicherheit, denn wir stehen vor einer völligen Freistellung des Strommarktes. Daher ist es unklar, wie sich die Strompreise entwickeln werden und wie sich Kleinerzeuger in diesem freien Markt behaupten können. Inwieweit Gas- und Dampfturbinenanlage die Wasserkraft als sauberste und erneuerbare Energie zur Stromerzeugung verdrängen können, wird sich zeigen. Der Mitgliederstand ist von 26 im Jahre 1973 auf 150 im Jahre 2000 angestiegen. |