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Parcours:



Max Valier - Genie oder Spinner?
12.10.2005
Inhalt
Genie oder Spinner?
Die Biografie
Technik, die bleibt
In memoriam Max Valier
Hommage
Valiers von heute
Weiterschmokern

Valiers von heute


Vordenker sein heißt einen Traum haben, eine gewisse Art von Naivität und Vertrauen an den Tag legen, und es bedeutet, stur genug sein im konsequenten Verfolgen der eigenen Ideen. Diese Fähigkeiten besaß Max Valier und wie er auch andere herausragende Persönlichkeiten, auch der Gegenwart. So die hochkarätigen Experten, die an der Gedenkveranstaltung im Mai 2002 in Bozen teilnahmen.
Image Gabriele Peraldo Bertinet Gabriele Peraldo Bertinet, der erste designierte Astronaut aus Italien, Codirektor der Gesellschaft Telespazio, berichtete von den italienischen Plänen im Weltraum, von der Zusammenarbeit mit den Amerikanern und dem nicht mehr wegzudenkenden Einsatz der Satelliten – als Beispiel jüngerer technischer Errungenschaften – in der Telekommunikation. Anwendungen finden diese in der Übertragung von Fußballspielen oder der Vorhersage des Wetters und in der Beobachtung von Umwelteinflüssen auf die Erde – alles Selbstverständlichkeiten im modernen Alltag, in Forschung und Entwicklung, aber bis vor kurzem unrealistische Visionen einzelner „Spinner“.
Image Giorgio Capra Giorgio Capra, Admiral des Flugzeugträgers Garibaldi, Berater des Verteidigungsministeriums für Forschungsprogramme im Bereich der Abwehr von Raketensystemen, sprach von technischen Innovationen in Kriegs- und Friedenszeiten. ImageKlaus Peter Heiss Klaus Peter Heiss ist Südtirols Paradebeispiel eines erfolgreichen Pioniers, der auszog, um zu lernen und das Lernen und Erforschen zu seinem Beruf und damit international Karriere machte. Der heutige Nasa-Experte wurde 1941 in Brixen geboren, ging am Franziskanergymnasium zur Schule, studierte in Wien, dann an der Bocconi in Mailand und schließlich in Princeton/USA. Bis 1973 war er der Leiter der mathematischen Forschungsabteilung der Universität Princeton unter Professor Oskar Morgenstern. (Der aus politischen Gründen in den USA emigrierte Ökonom Oskar Morgenstern und der herausragende Mathematiker und Physiker John von Neumann schrieben 1944 gemeinsam das Standardwerk "Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten" und schufen damit die Grundlage für die Anwendung der Spieltheorie in den Wirtschaftswissenschaften.) Heute ist Heiss Weltraumexperte von internationalem Ruf, war Leiter der ersten amerikanischen Space-Shuttle-Pläne und Mitbegründer der Wissenschaftler-Vereinigung „High Frontier“, des „Columbus 500 Space Sail Cup“ sowie weiterer Weltraum-Pionierprojekte. Er ist auch beteiligt an SPARX, der ersten privaten Fernerkundungsgesellschaft für Weltraumsonden. Der gefragte Berater der NASA erhielt 1981 den Nasa Public Service Award.

Sein Traum? Er hat sich dem Gedanken an bemannte Weltraumexpeditionen zum Mond verschrieben, will den Mond als Fernbeobachtungsstation der Erde nutzen, für Umweltmessungen, Ozonbeobachtungen und genauere Wettervorhersagen, aber vor allem als Energielieferant für die Erde mit Hilfe von Solaranlagen. Die Sonne liefert nämlich in nur zehn Tagen so viel Energie auf dem Mond wie alle fossilen Reserven auf der Erde zusammen. Diese Art der Energiegewinnung durch eine saubere Fusion an der Mondoberfläche wird allerdings nur rentabel sein, sobald man in der Lage sein wird, Rohmaterial vom Mond dafür zu verwenden. Mittels Mikrowellen soll die Energie zur Erde gesandt werden, wo sie dann in Elektrizität umgewandelt wird. Auch glaubt der Brixner Weltraumpionier, dass menschliches Leben auf dem Mond auf lange Sicht möglich ist, und zwar unabhängig von der Erde. Heute eine Vision und morgen? Im Moment arbeitet Heiss an einem Modell für eine erste Mondbasis.

Was bisher nur wenige Eingeweihte wussten: Klaus Heiss war in den frühen 80er Jahren öfter in Südtirol auf geheimer Mission, bei Treffen der „European Defense Initiative“. Unter absoluter Geheimhaltung und Bewachung fanden mehrere internationale Besprechungen in Castel Freiberg/Meran und auf Kematen/Ritten statt. Hier wurde auch das SDI (the Strategic Defense Initiative) konzipiert, das 1983 gegründet wurde. In diesen und anderen Treffen wurden neue Weltraumfahrtprogramme erdacht und vor allem Abrüstungspläne geschmiedet, die später das Ende des Kalten Krieges, den Fall der Mauer und den Zusammenbruch der Sowjetunion antizipierten. 2001 trat Russland dem SDI-Programm bei, einem Pakt, dem wir heute die Abrüstung auf 1500 nukleare Köpfe verdanken. Lokalkolorit am Rande: Christoph Ammon half beim Organisieren der Südtiroler Geheimtreffen mit.
Anlässlich der Valier-Gedenktage zeigte Heiss bisher zum Teil unveröffentlichte Weltraumbilder der Nasa, um die Geschichte der Weltraumfahrt vorzuführen. Von den ersten Shuttle-Versuchen 1970/71/72 und 73 (mit Feststoff und nicht mit Wasserstoff, wie Heiss geraten hatte) über die erste Landung 1981, die unter Heiss‘ Leitung geplant und durchgeführt wurden bis zu den bemannten Raumfahrten. Dabei ließ er auch die Verteidigungsanwendungen nicht aus, kommentierte ironisch die dreidimensionalen und vielfach multispektralen Aufnahmen von der Erde und dem All, die Astronautenbilder, Satellitenbilder und vielen Perspektivenwechsel, die Krater (auch den, der vermutlich vom Asteroiden verursacht wurde, durch dessen Hand die Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren ausstarben und der sich heute im Golf von Mexiko nördlich der Yukatan-Halbinsel befindet)... die menschliche Geschichte eines Traums. Heiss‘ Meinung nach hatte Max Valier die zündende Idee, ist der Ursprung der Raumfahrt maßgeblich von Valier beeinflusst worden; das beweisen auch einige Valier-Zeichnungen, die später der amerikanische Weltraum-Guru Wernher von Braun in einem Memorandum an den amerikanischen Präsidenten verwertete und die im Prinzip schon die ersten Shuttle-Missionen andeuteten.
Image Mexico fires around vulcano st

In Heiss‘ bebilderten Erzählungen wird die Sonne als Hauptverursacher des Wetters und des Klimas gezeigt, ihr magnetisches Feld ist laut Heiss für die Erderwärmung verantwortlich; die Kenntnisse darüber sind allerdings noch zu vertiefen. Den Mond sieht Heiss als Grundlage der Macht im Weltall, denn die Theorie vom unabhängigen Leben auf dem Mond und des Mondes als Energiequelle der Zukunft wird die Menschheit die nächsten Jahrzehnte beschäftigen. Daneben auch die Frage, wie man mit wenig Ressourcen gut leben kann, ein Dilemma, das sich nur am Mond in der Praxis lösen lässt. Als zweite Vision der heutigen Weltraumfahrt nannte Heiss das Verlassen des Sonnensystems mit einem Sonnensegel (mit Ionenantrieb), das Durchbrechen unserer bisherigen menschlichen Wissensgrenzen.

Die Umsetzung der meisten technologischen Innovationen bedarf einer Vielzahl, oft Tausender von Wissenschaftlern und PCs, das hat die Geschichte gezeigt. Doch die Ideen zu den Großtaten und –erfindungen der Technik stammten immer schon und stammen heute noch von Individuen, Menschen wie Max Valier.

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Sternbetrachtung am Dach des Franziskanergymnasiums; von links Elisabeth Baumgartner und Wittfrieda vom Kuratorium, Klaus Peter Heiss Mitte, Gottfried Mumelter rechts