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Parcours:



Max Valier - Genie oder Spinner?
12.10.2005
Inhalt
Genie oder Spinner?
Die Biografie
Technik, die bleibt
In memoriam Max Valier
Hommage
Valiers von heute
Weiterschmokern

ImageTechnik, Mittel zum Zweck


Plakat der Schüleraktion, gestaltet von Ludwig Thalheimer/Die Lupe, BZ Max Valier war ein Raketenpionier der ersten Stunde. Er gilt heute als einer der Ersten in Europa, der Raketenmotoren mit flüssigen Treibstoffen testete. Mit dem Start des ersten Raketenflugversuchs (11. Juni 1928), dem Bau eines Raketenschienenwagens, Raketenautos und eines Raketenschlittens konnte er seine Theorie vom Rückstoßprinzip beweisen.

Nach diesem Prinzip werden heute noch Raketen und andere Weltraumfahrzeuge angetrieben. Es handelt sich bislang um das einzig verwirklichbare Prinzip: Der Rückstoß von Gasen gibt Anschubkraft. Valiers Hauptverdienst sind die Arbeit an den Raketenaggregaten und die Errechnung von Schub und Leistung unter verschiedenen geometrischen Konfigurationen. Heute sind kleine Raketendüsen als „Valiers“ bekannt, z.B. auf den sowjetischen Raketen; ihre Aufgabe ist die Flugkontrolle. Valiers Arbeit bildet so die theoretische Grundlage für die heutigen Anwendungen.
Um die Raketentechnik in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, versuchte man Raketenmotoren mit damals üblichen Verkehrsmitteln zu demonstrieren: Valier experimentierte mit Raketenantrieben an Flugzeugen, Autos, Schlitten und Schienenfahrzeugen, mit verschiedenen Antriebsarten und Brennstoffen. Dabei erzielte er beachtliche Fortschritte, die für die damalige Zeit als revolutionär gelten. Diesen Zweck hatte auch der RAK-7 (im Bild mit Max und seiner Frau). Mehrmals umgebaut diente er zuletzt der Vorführung eines kleinen Motors mit flüssigem Sauerstoff und Alkohol. Bei einem Prüflauf in seinem Labor in Berlin explodierte er und verursachte Valiers Tod.

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Rak-7; Quelle: Deutsches Museum München Bereits in der Schule hatte sich Max Valier mit dem Rückstoßprinzip beschäftigt und kleinere Versuche mit Raketenantrieben gewagt. Einer Anekdote nach - dem heutigen Amateurastronomen Siegfried Steinegger erzählt von Walter Amonn und Georg Innerebner, Freunde Valiers - soll sich Max einer Tages mit Zuschauern zum Kalterer See begeben haben: „Eines Tages befestigte er eine Rakete an einem Boot und fuhr damit auf den Kalterer See hinaus. Dort zündete er die Rakete – das Boot explodierte und sank. Valier salutierte, während er unterging – er konnte ja schwimmen – und sagte: Aber meine Damen und Herren, ihr habt gesehn, es funktioniert!“

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Hermann Oberth; Quelle: Oberth Museum Die Grundprinzipien der modernen Raumfahrt gehen auf Hermann Oberth zurück (Anfang der 20er Jahre), auch Konstantin Ziolkowski in Russland und Robert Goddard in den USA waren neben Valier Väter des Weltraumflugs. Im Unterschied zu den anderen hat Valier allerdings nicht nur mathematische Berechnungen und Theorien aufgestellt, sondern auch selbst experimentiert, hat den Mut und die Ausdauer gehabt zu riskieren und ist daran gestorben.
Hermann Oberth, ein deutscher Gymnasiallehrer für Physik und Mathematik, hatte 1924 ein Büchlein mit dem Titel „Die Raketen zu den Planetenräumen“ herausgegeben. Es handelte sich um einen Essay, der heute noch als Standardwerk der Raumfahrttechnik gilt, den Valier berauscht las und der ihn dazu leitete, gleich mit Oberth in Kontakt zu treten. Es begann ein reger Briefwechsel. Doch Oberth, der sich weltweit vielleicht als erster in einer Dissertation mit der Raumfahrt befasst hatte (1922/23), missfielen Valiers Vortragstätigkeit und seine populärwissenschaftlichen Bücher. Er stoppte in der Folge die Pläne der gemeinsamen Unternehmungen, die Ansichten der beiden über die Vorgangsweise gingen ziemlich auseinander, Valiers Experimente waren Oberth zu gefährlich.
Max Valier hat in dieser Zeit einen Aufsatz geschrieben, „Vom Flugzeug zum Weltraumschiff“, in dem er das vierstufige Entwickungsprogramm seines Raketenflugs vorstellt:

    * 1. Prüfstandsuche für die Weiterentwicklung der bekannten Pulverraketen und Modellversuche
      2. Erprobung des Raketenantriebs an Landfahrzeugen (Raketenauto, Raketenschlitten, Raketenschienenwagen)
      3. Entwicklung eines Flüssiggasraketentriebwerks für den Einsatz in Flugzeugen
      4. Bau von Stratosphärenflugzeugen und später von Weltraumraketen

Valier kam bis zu Punkt 3.
Im Deutschen Museum München zu sehen: Der Raketenschlitten und der Raketenwagen von Max Valier aus dem Jahr 1929 sind seltene und sehr wertvolle Exponate aus der Pionierzeit der Raketenentwicklung. Ein Nachbau zeigt die Flüssigkeitsrakete des Amerikaners Robert Goddard (1926), die erste, mit der ein Flug gelungen war, sowie die erste in Europa gestartete Flüssigkeitsrakete von Johannes Winkler (1931).
Volkssternwarte Max Valier In Südtirol gibt es seit 1998 den Verein der „Amateurastronomen Max Valier“. An die 130 Vereinsmitglieder haben es sich zum Ziel gesetzt, die Kenntnisse der Astronomie zu fördern, sich mit der Geschichte Valiers auseinanderzusetzen und sein Wissen zu verbreiten. Vor wenigen Jahren haben sie die Idee einer Sternwarte erfolgreich voran getrieben und es geschafft, auf 1.350 m Höhe in Obergummer/Gemeinde Karneid am Eingang des Eggentals die erste und einzige Sternwarte Südtirols zu errichten (Baubeginn 2000/Inbetriebnahme 12. September 2002). Die „Volkssternwarte Max Valier“ wurde mit der finanziellen Unterstützung der Südtiroler Landesregierung und der Stiftung Südtiroler Sparkasse erbaut und wird vom Verein geführt (wöchentliche Beobachtungsabende für die Öffentlichkeit, rege Vortrags- und Kurstätigkeit).

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Was wenige wissen, ist die Tatsache, dass einige der handelsüblichen drehbahren Sternkarten von Valier entwickelt wurden. Er hatte die Idee, eine praktische Sternkarte zur Orientierung am Himmelszelt zu schaffen, mit der man sich zeitlich und räumlich auf 360° beim Betrachten des Sternenhimmels zurecht finden sollte, und er wollte diese auch kommerziell verwerten.