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Parcours:



Drehmomente - Das Kavernenwerk in Waidbruck
15.07.2022

https://youtu.be/HSsrBFfwlCA

Ein weiteres Highlight  der Kraftwerksgeschichte, mit dem gleichzeitig die Ära der grossen architektonischen  Krafthausbauten zu Ende geht,  ist das  Kavernen-E-Werk   in Waidbruck mit einer Leistung von 75.000 kW  und einer Produktion von 240 Mio kWh.  Der Strom wurde in die Bozner Industriezone (Aluminium) und nach Sinich  geliefert. Nur noch ein monumentales, strassenseitig gelegenes Portal   kennzeichnet den Zugang  zum Werk.  Duilio Torres8, Architekturprofessor an der Universität in Venedig, hat sich bei diesem Projekt von seinem Freund, dem Wiener Architekten Richard Neutra9,  beeinflussen lassen   (wie aus einer Privatkorrespondenz  zwischen den beiden Architekten hervorgeht „Progetti per la città veneta 1926 – 1981 Vicenza, Neri Pozzi). Der Rationalismus findet auch in der Innenraumausgestaltung  ausreichend Niederschlag.   Der Turbinenraum  ist von einem „lusso autarchico“ gekennzeichnet:  Ton in Ton im subtilen  Farbenspiel  im Wechsel mit verschiedenen Materialien – nussfarbener Marmor und einheimischer rosa Porphyr  als Wandverkleidung, Zementstützen und Travertin,  himmelfarbenes Glasmosaik im  Deckenbereich, Keramikmosaik für den Fussboden -  sollen nach dem Willen des Architekten  jeden auch nur leiseste Anflug von   Klaustrophobie   im Keim ersticken.  Geländer, Gitter und andere metallene architektonische Details  sind aus Aluminium –wie übrigens auch die gesprengte Mussolini-Reiterfigur auf dem Vorplatz-  und wurden in den Betrieben der Bozner Industriezone gefertigt.  Das Kraftwerk selbst ist eine technische Meisterleistung: das Wasser vom  Eisack   fliesst durch einen 7,5 km langen Stollen im Berg und trifft dort in der Kaverne auf drei vertikal gelagerte Francis-Turbinensätze. Diese innovative Lösung war damals (1938)  aus strategischen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt als Umweltgründen die einzig mögliche.