gfi gfi
Percorsi:



Centrale AE Cardano - Das Technikjuwel
13.09.2005
Contenuto
Das Technikjuwel
Nacht der Soprane
Hochspannung
Touristische Attraktionen
Geschichte
Baubeschreibung

Nacht der Soprane im Kraftwerk


Life mit dabei - mit Klick auf nebenstehendes Symbol gelangen sie zum Film.

ImageDie Nacht der Soprane fand am 15. November 2003 im Kraftwerk von Kardaun statt. Die Veranstaltung wurde vom Kuratorium für technische Kulturgüter und von den Etschwerken durchgeführt. Wo sonst die Turbinen des Kraftwerks mit gewaltigem Rauschen und Heulen die Hallen füllen, ließen drei Soprane ihre Stimmen zu einem Fest der Musik und des Lichts erklingen: Milena Rudiferia, Sabina Willeit und Manuela Demetz belebten musikalisch und in Glamour und Erhabenheit die Motive des Wassers und der Energie. Die Glasplattenkonstruktion von Markus Scherer, die über den Turbinen installiert war, diente als nahezu schwebende Bühne der Soprane, welche High-Lights aus der Musikgeschichte vortrugen. Eine Lichtinstallation von Dieter Bartenbach rundete das Ganze als Schauspiel der hohen Töne und raffinierten Lichtspiele ab.

ImageEin suggestiver Ort kultureller Spurensicherung

Die künstlerische Installation am Schauplatz von Kardaun fordert zum Hinsehen auf. Gerade die besondere Auseinandersetzung mit der Geschichte der Jahrhundertwende drückt sich in der musikalisch und gestalterischen Bespielung des Ortes aus.

ImageIm Glühen und Erglimmen der Lichtinstallation Dieter Bartenbachs wird die Kraft der Elektrizität wachgerufen und wiedergespiegelt.
Dabei strahlt das Licht über Aluminiumreflektoren blendungsfrei auf die Zuseher und erzeugt eine Wahrnehmung und ein psychologisches Bewusstsein, wo Raum und Zeit zurücktreten. "Was bleibt, ist Licht, Farbe und Musik." (Dieter Bartenbach)

Was hat ein Elektrizitätswerk mit Musik zu tun?

Hubert Stuppner (Komponist und Musikkritiker)

Das gebotene Programm, Gesangstücke aus Klassik und Romantik, tat gewiss nichts zur Sache, doch war dieses musikalische Happening an einem unüblichen Ort und vor dem Hintergrund eines maschinellen Environments dazu angetan, die Frage unserer Einstellung zu technischen Kulturgütern zu definieren, uns sinnlich und damit ästhetisch zu sensibilisieren, nicht nur im Bezug auf die Interaktion von Elektrizität und Musikinstrumenten, sondern auch im Hinblick auf die von Metall und rotierender Mechanik erzeugten Neuorientierung der Musik "im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit" (Walter Benjamin).
(...)
Auf diese Weise werden wir der Wechselwirkung von Kunst und Künstlichkeit, von Maschine und Machwerk, von Energie und Bewegung inne, die bis heute die Musik im Zeitalter der Technik positiv oder negativ kennzeichnet.
Image"Für die Turbinen, die im Kraftwerk von Kardaun aus ökonomischen Gründen erneuert werden sollen, war das Konzert am 15. November ein Abgesang mit Aufbruchstimmung; für die Zuschauer jedoch, die sich mit Respekt vor der überholten Technik und mit interesse für die drei Soprane einfanden, ein Augenblick der Neudefinition von Kunst im Umgang mit Technik, die zum alten Eisen gehören." (Hubert Stuppner)

Image Die an Drahlseilen aufgehängte Glasplatte trägt die Soprane mit dem Pianisten und dem Flügel über Publikum und Turbinen. Der dadurch erzeugte Schwebecharakter soll im Gegenzug zu den schweren, gewaltigen Turbinen stehen und ein Spannungsverhältnis erzeugen.

Image Auf dem musikalischen Programm standen Stücke von Giuseppe Verdi, Alfredo Catalani, Jacques Offenbach, Vincenzo Bellini, Franz von Suppè, Emmerich Kàlmàn und Johann Strauss.

Klar und linear antwortet die Bühneninszenierung der Geometrie und funktionalen Schlichtheit der Kraftwerkarchitektur.Image


Kardaun stand bei diesem Event unter einem besonderen Gesichtspunkt im Rampenlicht: Als Teil des Themenparcours der Technikkulturmeile gehört es zu den ausgewählten technikgeschichtlich interessanten Objekten Südtirols, welche die Bereiche Elektrizität und Transporte sowie Pioniersbauten umfassen.
Die Objekte der Technikkulturmeile spielen teilweise innerhalb von Veranstaltungen und kulturellen Ereignissen eine zentrale Rolle, genauso aber können sie auch besichtigt werden, und sind zugleich an einem einzigen Ort, nämlich im virtuellen Technikmuseum im Internet zusammengefasst.

Unmittelbarer Anlass für Kardaun sind die umfangreichen Sanierungsarbeiten, die mit dem kommenden Frühjahr beginnen und das funktionierende Kraftwerk wieder effizient machen sollen. Im Anschluss daran ist geplant, im Kraftwerk , dem ältesten im Bozner Raum, besucherorientierte Akzente zu setzen.

Daher wurde bereits bei der Gestaltung der Inszenierung auf die Besuchertauglichkeit des Werks Rücksicht genommen. So wird der Maschinenpark im Inneren, aber auch Teile der Außenfassade durch besondere Lichteffekte und Lichtspiele beleuchtet und soll so das Ereignis der Nacht der Soprane weiterhin präsent halten.
ImageImage
Es geht also in erster Linie um das Technik-Juwel, das zum Mittelpunkt eines Ereignisses wird und so als Kulturgut in unser Bewusstsein eindringt.
Somit soll die Veranstaltung selbst Anlass dazu sein, das Technik-Juwel zu dokumentieren, in einen aktuellen und zeitkritischen Kontext zu stellen, es neu zu erleben und ihm einen besonderen Stellenwert einzuräumen.
Der Ort steht nicht als ausgefallene Location einer Veranstaltung im Brennpunkt, sondern wird als Technikobjekt und Kulturgut thematisiert.

Ein erster Schwerpunkt in dieser Art wurde anlässlich des Kraftwerkskonzerts im Kavernenkraftwerk in Schluderns 2001 gesetzt. Für viele Vinschger erstmals Gelegenheit das ehemalige Edison-, heute Sel-Edison-Werk, zu betreten. Entdeckt wurde damals auch ein unbekanntes Plattnerfresko, das die Anlage im Schnitt nachzeichnet.
Die Landesregierung hat das Kuratorium mit der Einrichtung des Technikmuseums beauftragt, das im Winter online gehen wird.

Image Das Kraftwerk und sein Umfeld boten eine Veranstaltungsarena, die gekonnt mit Licht inszeniert eine suggestive Atmosphäre und gelebte Geschichte vermittelt. Die Bespielung durch Lichteffekte will den nachhaltigen Ereignischarakter unterstreichen.

Image Während im Kraftwerk die Lichter und der Gesang zu einem Gesamtwerk verschmelzen, wird das Ganze nach außen projizert; damit wird ein Bogen zwischen Architektur, Landschaft und musikalischem Ereignis gespannt.


Licht, Kraft und Musik als Leitthemen für eine Besucherkraftwerk – die Idee

Dieter Bartenbach (Lichtplaner)

ImageAls wir mit dem Kuratorium die Idee zu dem Event der „Nacht der Soprane“ hatten, wollten wir auf keinen Fall etwas machen, das in Konkurrenz zu dem Gebäude und seinem historischen Wert treten sollte. Vielmehr war das Technikjuwel als solches Schwerpunkt und Inhalt der Veranstaltung. Die Idee war nunmehr, dass die Inszenierung für den Augenblick gemacht sein und den Raum sozusagen entmaterialisieren sollte: Das Ziel war also eine Bewusstmachung und eine vollkommene Umschaltung des Raummilieus.

Das sollte folgendermaßen realisiert werden: Wenn das Gebäude von außen betreten und betrachtet wird, sollte das gesamte Gebäude noch vollkommen unkompliziert beschienen sein, die Maschinen sollten noch laufen, der gewohnte alltägliche Verlauf in Gang sein; im Grunde sollte die natürliche, relativ kalte Stimmung vorherrschen, wie sie das Gebäude selbst in diesem momentanen Zustand vorgibt.

Sobald man das Gebäude dann betritt, treten die Turbinen allmählich zurück, sie verstummen, und das Licht von außen wird langsam zurückgeregelt, während sich aber zeitgleich die Intensität der Lichtspiele verstärkt und bis zum Glühen verdichtet. Dieser Prozess aber tritt in Gang, während die drei Soprane eine über den gewaltigen Turbinen schwebende Glasbühne betreten. Es erfolgt also ein kompletter Stimmungswechsel: Die drei Sängerinnen betreten die schwebende Bühne, die eine Art Glasbrücke auf hängenden Konstruktionen ist. Das ist sehr wichtig: ein Glasboden, der sozusagen unberührt im Raum bleibt, nur an Seilen hängt. Dann wird über einen großen Reflektor, der selbst entmaterialisierend wirkt, Licht in seiner ganzen Breite wiedergegeben. Der Reflektor ist eine Art Aluminium von großer Tiefenwirkung, der selbst wiederum keine Materialidentität besitzt. Vielmehr spiegelt sich einfach die Umgebung darin und erzeugt die Beleuchtung sowie die Lichtstimmung. Das farbige Licht, das durch den Reflektor wiedergegeben wird, steigert sich innerhalb einer halben Stunde etwa vom Rot allmählich hin zum bunten Bereich. Sobald dann der Gesang einsetzt, verdichtet sich die Intensität des Lichtes nochmals hin zum Purpurbereich.
Aber die Konzeption ist gewissermaßen die, dass man eine enorme Lichtintensität auf die Zuschauer reflektiert und in dem Moment, in dem die Lichtfülle kommt, treten in der Wahrnehmung und im psychologischen Bewusstsein sowohl Raum wie auch Zeit zurück. Was bleibt, ist Licht, Farbe und Musik.

Image Markus Scherer: „Glasschaukel“ für drei Sängerinnen und ein Klavier

Markus Scherer (Architekt)

Das Kraftwerk als Konzertschauplatz war eine sehr große Herausforderung, weil man sich auf unbekanntes Gebiet begab. Im Speziellen war die Herausforderung bei diesem Kraftwerksprojekt die, mit minimalem Aufwand einen Gegenpol zu dem Hallenbau zu setzen, der eigenständig und präsent im Raum steht, ohne in diesen einzugreifen und ihn zu verändern.
Eine Bühne transparent wie Wasser
Die Umsetzung wurde folgendermaßen vom gesamten Planungsteam als Teamwork konzipiert. Die Lichtwand als Hintergrund sollte den Raum entmaterialisieren und die Sängerinnen sollten vor diesem Hintergrund in Erscheinung treten. Gerade dieses In-Erscheinung-Treten wurde als schwebendes Element verstanden und um das zu erreichen, haben wir eine Art Glasschaukel als Bühne erbaut, die über den Turbinen schwebt. Über den Turbinen, die sich unter dem Druck des Wassers zur Stromgewinnung drehen, -eine Bühne, transparent wie Wasser im Raum.

Die schwebende Bühne hat ein Ausmaß von 6x4 m und besteht aus einem Rahmen aus Stahl, der die Glasscheiben trägt. Diese Glasplatten haben eine Stärke von 4 cm und müssen das Gewicht der Sängerinnen und des Klaviers tragen, wobei allein das Klavier 370 kg wiegt. Die Glasplatte hängt an 4 Stahlseilen, die jeweils einen Durchmesser von 10 cm haben. Für die Statik zeichnete Giulio Lavoriero verantwortlich, die Metallarbeiten wurden von Metallbau Larcher, Lana, durchgeführt.