gfi gfi
Parcours:



Zum Jubilaeum der Kohlerer Bergschwebebahn blaues Licht in Seilbahngondel
26.06.2018

Am 29. Juni feiert die Kohlerer Seilbahn ihren 110. Geburtstag. Bereits vor 10 Jahren, zum 100. Jubiläum wurde vom Kuratorium in Kampill ein Technikschauplatz errichtet, an dem die an 9 Meter hohen Stützen abgehängte Gondel auf die gegenüber liegende Talstation hinweist. Pünktlich zum 110. Jubiläum erstrahlt die Seilbahnkabine jetzt des Nachts im blauen Licht. Der notwendige Solar-Strom kommt aus einem Photovoltaikpaneel, das auf dem Dach der Gondel liegt. Möglich gemacht hat die Installation die Firma Elpo, Südtiroler Vorreiterin im Bereich der erneuerbaren Energien.

Damit wird der Technikschauplatz zum eyecatcher im Nachtmilieu. Auf Initiative der Seilbahngesellschaft und der Gemeinde Bozen sowie in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung  erscheint ausserdem eine Neuauflage der Kuratoriumsbroschüre in den drei Sprachen, Deutsch, Englisch (neu) und Italienisch, die am 29. Juni vorgestellt wird. Damit wird das öffentliche Bewusstsein verstärkt, dass die Seilbahn das Primat der weltweit ersten für den Personenverkehr zugelassenen Bergschwebebahn innehält.

 

Am 29. Juni, am Peter- und Paultag, findet um 16 h an der Bergstation eine Feierstunde zum 110. Jubiläum statt. Die Festrede über die historischen Zusammenhänge wird Gerd Staffler halten, ein Nachfahre des Erbauers der Bahn.

 

Kleine Seilbahngeschichte

Kohlern - Bozen  Kohlern ist ein Renner für Insider und besonders während der Hitzemonate ein idyllisches Ausflugsziel für die einheimische Bevölkerung,  aber auch der Urlauber. Nach knapp fünf Fahrminuten mit der Seilbahn genießt man den Panoramablick auf die Talferstadt. Als der Bozner Gastwirt Josef Staffler 1899 in Kohlern ein Herrenhaus in bester Aussichtslage erwarb und zum Panorama- Gasthof umbaute, war Kohlern nur in zweistündigem Fußmarsch über einen steilen Karrenweg zu erreichen. Staffler plante deshalb von Anfang an eine Bergbahn zu seinem Gastbetrieb. Aus Kostengründen entschied er sich für einen elektrischen „Drahtseilaufzug”. Dieser wurde 1906 zunächst als Materialseilbahn gebaut, aber schon nach zwei Jahren beharrlicher Verhandlungen mit dem k. k. Eisenbahnministerium in Wien für den Personenverkehr adaptiert.  Als die Kohlererbahn am 29. Juni 1908 den Betrieb aufnahm, war sie die erste offiziell für den Personenverkehr zugelassene Bergschwebebahn der Welt. Einen Monat später folgte erst der Wetterhornaufzug in Grindelwald. Zur Überwindung von rund 800 Höhenmetern und einer schrägen Länge von 1640 Metern benötigte die Kohlererbahn 14 Minuten. Die Seilbahngondeln, die sechs Fahrgästen Platz boten, wurden vom Bozner Wagnermeister Thomas Peer in Leichtbauweise gebaut, da sich die von der Simmeringer Waggonfabrik gelieferten Kabinen als zu schwer erwiesen hatten. Ein Nachbau der Seilbahngondel von 1908 steht heute nahe der Bergstation der Kohlererbahn. Der Ansturm auf die „elektrische Schwebebahn” nach Kohlern übertraf alle Erwartungen. In zwei Jahren beförderte sie unfallfrei über 100.000 Fahrgäste. Trotzdem musste der Betrieb im Jahr 1910 eingestellt werden, da inzwischen strengere Sicherheitsbestimmungen in Kraft getreten waren. Deshalb beschloss Staffler den Bau einer modernen und größeren Bahn, mit Kabinen, die auf zwei Tragseilen liefen und die 16 Fahrgästen sowie einem Wagenführer Platz boten.  Diese zweite Kohlerer Bahn wurde im Mai 1913 in Betrieb genommen und verkehrte bis zum 2. Dezember 1943, als sie bei einem Luftangriff der Alliierten zerstört wurde. Die dritte Auflage der Kohlerer Seilbahn erfolgte am 18. Jänner 1965, nachdem sich Josef Rössler, der damalige Obmann der Kohlererbahngesellschaft, intensiv um die Wiederherstellung bemüht hatte. Bei dieser Zweiseilpendelbahn, die nur noch vier Stützen brauchte, wurde das Fahrzeug durch ein Zugseil auf Tragseilen im Pendelbetrieb bewegt. Aber auch diese dritte Seilbahn wurde wegen strengerer gesetzlicher Bestimmungen am 12. Jänner 1985 stillgelegt. Eine Bürgerinitiative bemühte sich jedoch um einen Umbau und im Juli 1986 konnte die Schwebebahn schließlich ihren Betrieb wieder aufnehmen. Im Jahr 2006 wurde die Kohlerer Seilbahn rundum erneuert und die Talstation vollautomatisiert. In den neuen Kabinen finden nun 20 Personen Platz und eine Fahrt dauert nur mehr 5 Minuten statt der früheren 7,5 Minuten. Die Talstation der Kohlerer Bahn erreicht man durch die Unterführung der Brennerautobahn an der Kampiller Brücke, zu der man entweder über den Bozner Boden oder über die Eisackuferstraße kommt.

 

 

Presseaussendung Kuratorium für Technische Kulturgüter

Bozen, 26.6.2018