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IMMER AUF DRAHT - SEILBAHNEN VERNETZEN
30.03.2018

Mit der Ausstellung Immer auf Draht, Seilbahnen vernetzen,  verbunden mit dem Schülerwettbewerb Kennst du deine Heimat?, soll das Bewusstsein für die technischen Pionierleistungen in der Europaregion Tirol gestärkt werden. Und da hat Südtirol schon zu Kaisers Zeiten mit der ersten öffentlich zugelassenen Personen-Bergschwebebahn der Welt 1908 von Bozen nach Kohlern für Aufsehen gesorgt.  1912 folgte die Vigiljochbahn bei Lana, an der bereits der spätere Südtiroler Seilbahnpapst Luis Zuegg mitarbeitete. Der 1. Weltkrieg bereitet dem Ausflugstourismus ein jähes Ende. An der Front wurden hunderte von Materialseilbahnen eingesetzt. Dies führte zu einem regelrechten Innovationsschub. Luis Zuegg konnte als Landsturmingenieur bereits 1915 mit dem Bau einer Seilbahn auf das Stilfser Joch beweisen, dass seine Theorien zur strafferen Seilspannung geringere Baukosten und höhere Fahrgeschwindigkeit ermöglichten. Er meldete seine Erfindungen zum Patent an und konnte nach dem Krieg mit der Firma Bleichert aus Leipzig weltweit nicht weniger als 35 Bergschwebebahnen verwirklichen. Nach dem System Bleichert-Zuegg wurde 1937 auch die Seilbahn von St. Ulrich auf die Seiser Alm gebaut. Mit dem aufstrebenden Wintersport hatten sich in den 1930er-Jahren auch in Südtirol die "Slittovie", Schlittenlifte, als Aufstiegshilfen in Corvara, in Wolkenstein und auch auf der Seiser Alm durchgesetzt. Einen weiteren Qualitätssprung gab es mit der Erfindung des Sessellifts nach dem 2. Weltkrieg. 1947 bauten Erich Kostner und Karl Hölzl mit dem heutigen Weltleader Leitner im Gadertal den ersten kollaudierten Sessellift auf den Col Alt. Es sollten allerdings noch einige Jahre vergehen, ehe aus den bescheidenen Anlagen im Dolomitenraum das größte Skikarussel der Welt entstand. Der Tarifverbund wurde unter Gianni Marzola zum High-Tech-Unternehmen mit inzwischen mehr als 460 Anlagen und einer Gesamtförderlesitung von 580.000 Personen pro Stunde.  Die Projekt- und Baugeschichte der Bergbahnen in Alt-Tirol gibt Einblick in ein ungewöhnlich interessantes Zeitbild. Die Aufbruchstimmung in Wirtschaft, Politik und Kultur der ausklingenden Donaumonarchie prägen die Eisenbahn- und Fremdenverkehrsgeschichte im altösterreichischen Tirol. Das Tauziehen zwischen der Wiener und Tiroler Eisenbahnpolitik, der Konkurrenzkampf mit dem Fremdenverkehrsaufsteiger Schweiz, die nationale Konfliktsituation im mehrsprachigen Grenzland des südlichen Tirols, machen die altösterreichische Bahnlandschaft von Kufstein bis zum Gardasee zu einem heißen Pflaster, das zu technischen Pionierleistungen angespornt hat. Das vielfach unwegsame und steile Gelände der Alpenregion Tirol hat es Planern, Ingenieuren, Bauherren und Arbeitern bei der technischen Erschließung nicht gerade leicht gemacht. Doch gerade diese widrigen topographischen Bedingungen, die Höhenunterschiede und die wilden, noch ungezähmten Wasserressourcen waren Herausforderung und Chance zugleich. Bergbahnen und Kraftwerke hierzulande zählen weltweit zu den technischen Highlights des vorigen Jahrhunderts. Der geniale Lösungsansatz und das vorhandene Kreativitätspotenzial haben zu Meisterleistungen der Technik geführt. Der Fremdenverkehr ist eines der bedeutendsten Phänomene des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Entwicklung des Tourismus geht einher mit der technischen Entwicklung. Das 19. Jahrhundert wird deshalb zu Recht als ein ausgesprochen technisches Zeitalter bezeichnet. Die Eisenbahn wurde für Tirol nach der Jahrhundertmitte zu einem festen Begriff, und die Seilbahnen sorgten für die Erschließung der Berge. Seilbahnen und Schienenwege gehören zum Verkehrsmittel der Zukunft im Alpenraum, und eröffnen gerade in einer Zeit des unerträglich und immer teurer werdenden Individualverkehrs ganz neue Perspektiven der Mobilität, und damit auch der Sicherung von Beschäftigung an weiter abgelegenen Arbeitsplätzen. Nicht von ungefähr sind gerade die beiden Weltleader-Betriebe im Seilbahnwesen in Tirol bzw. Südtirol angesiedelt.