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Parcours:



Bahnlandschaften, Ausstellung in der Festung Franzensfeste (5.8.2015 - 31.10.2016)
28.07.2015
Der Südtirolzug durchquert die Festung
Der Südtirolzug durchquert die Festung

Die Baugeschichte der Eisenbahnen in Tirol  wird erstmals in einer Zusammenschau von Nord und Süd nacherlebt. Über  120 historische Wegmarken in Bildern geben Einblick in die ingenieurtechnischen Meisterleistung im Zeitfenster von 1850 bis heute.  Die Ausstellung  „Bahnlandschaften“ will die zukunftsweisenden  Standortvorteile der Bahn aus einem vertieften historischen Verständnis heraus vermitteln.

Mit der Ausstellung soll das Bewusstsein für die Bahnlandschaft in Gesamttirol gestärkt werden. Südtirols und Tirols Bahnhöfe aus der altösterreichischen Ära bilden in dieser Geschlossenheit ein einmaliges Ensemble, das weltweit ein Unikat darstellt. Für diese Zeit der stürmischen Bahnentwicklung ist europaweit und auch weltweit kenzeichnend, dass es eine starke Regionalisierung der Bautypologien und Architekturstile gab, die auch daraus resultierte, dass prominente Ingenieure und Architekten nicht nur einzelne Objekte, sondern ganze Streckenzüge und Teilnetze als Aufgabenstellung erhielten. Kennzeichend war, dass auch relativ kleine, betrieblich eher unbedeutende Anlagen wie Bahnwärterhäuschen, Güterschuppen, Lokschuppen in einer sehr speziellen Architektur gestaltet wurden. Der Stolz der Investoren auf ihre neuen Bahnprojekte manifestierte sich in der weit über die jeweiligen funktionalen Erfordernisse hinausgehenden Gestaltung, beispielhaft ablesbar an den Tunnelportalen, Wassertürmen, oder Drehscheiben. Stets wurden die Anlagen bewusst geschmückt (im Sinne eines spezifischen Designs). Zudem gab es in dieser Zeit ein klares Bewusstsein für die Differenzierungen in der Bedeutung der jeweiligen Anlagen im Sinne einer Hierarchie der Orte nach Zentralität oder Ortsgrösse. Angesichts des Strukturwandels der Bahn sind einschneidende Veränderungen und Entscheidungen von grösster Tragweite mittlerweile eine Realität. Das Grossprojekt Brennerbasistunnel und die Automatisierung der Bahn haben der Frage nach pfleglicher Erhaltung und Neunutzung der historischen Bahnhofsarchitektur neue Brisanz verliehen. Aus einer gesamtheitlichen Betrachtung heraus macht es Sinn, die Zeugnisse der Technik und Architektur, die immer wichtiger für die Besonderheit einer Region und die Identifikation der Menschen mit ihrem Lebensraum sind, zu erhalten und im öffentlichen Kontext aufzuwerten. Attraktive Bahnhöfe verbunden mit gutem Service tragen zu mehr Lebensqualität bei. Die Ausstellung mit Schwerpunkt auf die Brennerlinie ist ereignisgeschichtlich und multiperspektivisch aufgebaut und wird durch Bauaufnahmen der Bahnhofsbauten sowie eine umfangreiche Fotodokumentation ergänzt. Hervorgehoben werden soll auch der Standortvorteil, der sich durch eine effiziente Vernetzung von Bahn und Strasse ergibt. Attraktiv gestaltet werden Themenräume, in denen die Bergbahnen Vorzeigecharakter haben. Um persönliche Anknüpfungspunkte zu bieten, die jeden Besucher berühren, werden die Themen Warten und Werben als besonderer Schwerpunkt behandelt. Das Warten, ursprünglich in Bahnhöfen mit eigenen Räumlichkeiten ausgestattet, war mit einer Reise unweigerlich verbunden. Es war Teil der Verortung und nicht zwangsläufig unliebsame Begleiterscheinung. Durch den massiv gewandelten Umgang mit Zeit, den individuellen Möglichkeiten und Horizonten und die medialen Bewertungen, haben sich gravierende Änderungen eingestellt. Keine Minute ist zu vergeuden, sondern Konsum und Effizienz durchdringen die durchgestalteten Räume des neuen Schienenverkehrs. Werbung am Bahnhof hat eine Vorreiterrolle eingenommen und gezielt die verfügbare Aufmerksamkeit in Richtung einer Ökonomisierung genutzt. Heute finden wir uns an Bahnhöfen in Shopping- und Unterhaltungs-Malls wieder, die fast beiläufig Anschluss an ein Verkehrsnetz bieten. Im nicht urbanen Tiroler Kontext war der Bahnhof nicht nur Schleuse in ferne Gegenden, sondern auch eine fremde Welt für sich: die ungekannten Anlagen und Maschinen, die eigenen sozialen Umstände der Transit-Orte und eben die Präsenz von Werbe-Welten. Aus einer Reminiszenz an die technischen Entwicklungen der Vergangenheit soll eine Überprüfung der heutigen Realitäten entstehen, die individuelle Betrachtungen anregen und aufmerksam machen auf eingeschlagene Richtungen und deren Haltbarkeiten. Im Fokus der Ausstellung stehen neben zahlreichen Objekten aus der Bahnära der Stunde null unter anderem ausgewählte exklusive Fotodokumente der Brennerbahn des international bekannten Fotografen Walter Niedermayr, der die Hochbauten im Streckenabschnitt von Brenner bis Bozen zwischen 1991 und 1994 festgehalten hat. Der Nordtiroler Abschnitt von Brennersee bis Innsbruck wurde vom renommierten Architekturfotografen Christof Lackner fotografiert. Ziel war es, Räume zu erschliessen, Dimensionen und Stimmungen einzufangen und Objekte der Alltagskultur in das Blickfeld der öffentlichen Auseinandersetzung zu rücken.