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Parcours:



Die Brennerautobahn / Gebaute Landschaft in Bewegung
26.06.2014
Lueg-Brücke bei Gries am Brenner. Stahlskelett und Pfeiler bilden die Tragstruktur der Fahrbahn
Lueg-Brücke bei Gries am Brenner. Stahlskelett und Pfeiler bilden die Tragstruktur der Fahrbahn
Die Baugeschichte der Alpentransversale wird erstmals in einer Zusammenschau von Nord und Süd nacherlebt. In einer Ausstellung in der Festung Franzensfeste geben historische Wegmarken in Bildern Einblick in die ingenieurtechnischen Meisterleistung im Zeitfenster von 1964 bis 2014. 
Als eine der ersten Gebirgsautobahnen der Welt verbindet die Brennerautobahn seit April 1974 „ in Frieden und Freiheit die Völker Europas“. Die Autobahnstrecke, die über den Brenner als niedrigstem Alpenpass den Norden mit dem Süden verbindet, ist als zentrale Infrastruktur ein komplexes Beziehungsgeflecht, das erheblich zum wirtschaftlichen und soziokulturellen Quantensprung der Alpenregion beigetragen und mit innovativen Bautechniken neue Massstäbe gesetzt hat.  
Der erste Spatenstich der Verbindung Brenner-Verona erfolgte am 26. März 1964 in Trient. Das erste Baulos Bozen Süd - Trient Nord wurde vier Jahre später, 1968 für den Verkehr frei gegeben. Im April 1974, zehn Jahre nach Baubeginn, waren sämtliche anspruchsvolle Kunstbauten, Brücken, Viadukte und Tunnels fertiggestellt. Bereits 1963 hatte auf Nord-Tiroler Seite die zu ihrer Zeit höchste Pfeilerbrücke der Welt, die Europabrücke, neue Akzente im Straßenbau gesetzt.
Die Ausstellung dokumentiert die ingenieurtechnische Leistung des Autobahnbaus der am meisten befahrenen Verbindung von Nord und Süd und gibt Einblick in die Vorgeschichte der Planung mit zeitaktuellem Bezug.
Idee und Konzept
Bereits am Vorplatz der Festung wird der Besucher von echten, den Stützpfeilern der Autobahn nachempfundenen Säulen begrüsst  und zu den Casematten im unteren Teil der Festung hingeleitet. Beim Vorbeigehen neigen sich einige der Säulen. Kommuniziert werden soll damit die Metapher der Technik, die sich als Dienst am Mensch versteht. Interaktive Klänge und Geräusche stimmen in das Ambiente  ein. Roter Faden in den Casematten ist die historische Fotodokumentation, die mit den einzelnen Ortschaften der  am Boden aufgedruckten Autobahn-Trasse korrespondiert. In über 56 historischen Wegmarken wird die Baugeschichte der Brennerautobahn im Abschnitt von Innsbruck bis Modena nachgezeichnet. Anhand von mehr als 200 Großbild-Aufnahmen, denen weitgehend unerschlossenes, sehr wertvolles Archivmaterial zugrunde liegt, wird die spannende Bautätigkeit der Alpentransversale nacherlebt. Die Ausstellung zeigt Meisterfotografien der wichtigsten Fotoateliers aus der Region, darunter Archivmaterial von Pedrotti, Eccher, Chiolini & Pavia, Vecchi, Gorzegno, Frass, Albrecht und andere.
Auf der Zeitreise mit Start in den goldenen Sechziger Jahren werden die ersten Kapitel der Baulose im Abschnitt Innsbruck-Brenner,  Brenner-Sterzing-Franzensfeste mit den technisch sehr aufwendigen Viadukten über Pontigl, Gossensass und dem Stausee bei der Franzensfeste ausgeleuchtet. Gezeigt werden lückenlos auch die weiteren Streckenabschnitte von Brixen bis in die Po-Ebene. Ingenieurbaukunst der Superlative sind die Brückenhighlights Bergisel, Europa,  Gschnitz, Nösslach und Lueg. Die Dokumentation des 360 km langen Autobahnabschnittes von Innsbruck bis Modena zeigt jeweils ortsbezogene Fotodokumente aus der Bauzeit und parallel dazu in Farbaufnahmen eine Panoramaansicht vom Ist-Zustand, um so dem Betrachter eine bessere geographische Zuordnung zu ermöglichen. Die zeitaktuellen Bilder stammen vom jungen Architektur- und Landschaftsfotographen Oliver Jaist.
An verschiedenen Stellen der Ausstellung wird es akustische und Video-  Installationen geben, an denen Zeitzeugen, die mit dem Autobahnbau gewonnen oder verloren haben, ihre ganz persönliche  Lebensgeschichte erzählen. Ebenfalls gezeigt werden historische Filme, die das Strassenbauprojekt zum Inhalt haben. So u.a. der Hörmann-Film über die Sicherheit im Tunnel 1972, die Einweihung der Europabrücke mit Politikern und der Besuch von Königin Elizabeth II., der verheerende Schneefall am Brenner von 1982 mit Einsatzmannschaften vor Ort, die Geländeverschiebungen in Vahrn, die Enteignungen in Klausen, RAI-Berichte von 1967,  Zeitzeugenaussagen von den Baustellenleitern Gildo Pergher, Gino Vigna, Nello Costa, Kurt Jacobs u.a.
Europa-Brücke im Bau
Europa-Brücke im Bau
Autobahnviadukt bei Atzwang im Bau
Autobahnviadukt bei Atzwang im Bau