gfi gfi
Parcours:



9. April 2014 Einweihung Strompromenade „Oskar von Miller“ Marling
28.03.2014

Der landesweite Technikparcours, der Technikdenkmäler längs der Südtiroler Fahrradwege  erschließt und zugänglich macht,  wird um einen Baustein  erweitert. In der Gemeinde Marling  und darüber hinaus in Vernetzung mit den Nachbargemeinden wird über ein innovatives Leitsystem die Stromlandschaft aus der Stunde Null  erlebbar gemacht.  Entlang des  Themenwegs, der dem Strom  und der Technikkultur gewidmet ist,  erzählen 12 Stationen über die Anfänge der Stromproduktion aus Wasserkraft.

Die Strompromenade, dem Erbauer der Töll-Werke und Begründer des Deutschen Museums Oskar von Miller gewidmet, beginnt im Dorfkern von Marling an der Litfasssäule und führt weiter zu den verschiedenen Technikdenkmälern, die im Abstand von mehreren hundert Metern als Orte der Entdeckung und Auseinandersetzung dargestellt werden. Highlights sind unter anderem: das Erdkabel, das bereits 1905 die Städte Bozen und Meran mit Strom belieferte, die Düse einer historischen Pelton-Turbine, die  Wasserkammer des Marlinger Kraftwerks von 1925,  Isolator und  Sperrdrossel, eine Turbine vom Schnalser Kraftwerk, ein Druckrohr-Segment in Realdimension.  Außerdem führen Abzweigungen zu zwei Technikjuwelen: das Etschwerke-Kraftwerk auf der Töll, 1898 vom Münchner Strompionier Oskar von Miller erbaut, erreichbar über den St. Felix Weg mit Abzweigung zum Waalweg Richtung Töll und das nach Plänen des Regime-Architekten Angelo Omodeo 1925 errichtete Kraftwerk von Marling an der Etsch, erreichbar über den Kirchweg.

Länge Promenade 3 km

Wanderzeit:  1h zirka        

Oskar von Miller ( 7.5.1855 / 9.4.1934)

Der Pionier der Energiewirtschaft und Begründer des Deutschen Museums in seiner Heimatstadt München hatte zu Südtirol ein Nahverhältnis.  Nicht nur die Sommerferien auf Schloss Karneid, sondern auch später die Aufträge für die Planung der Kraftwerke auf der Töll,  in Kardaun am Eingang ins Eggental und in Sand in Taufers führten Oskar von Miller nach Südtirol.  Der Pioniergeist hat Miller schon sehr früh erfasst. Er war bereits deutlich spürbar  in der väterlichen Erzgiesserei am bayrischen Hof von König Ludwig I..  Den Prinzipien der Tüchtigkeit und Einfachheit verpflichtet, „muss für die Allgemeinheit Nützliches geleistet werden“.  

Protagonist der Energiewirtschaft

Von Miller war Praktiker und Systembauer und ist spätestens  nach der aufsehenerregenden 1891 geglückten Drehstromübertragung über weite Distanzen  und dem damit entscheidenden Durchbruch in der Energieversorgung  zu einer Schlüsselfigur der deutschen Elektrotechnik avanciert.  Die Kraftübertragung über eine Entfernung von  170km, von Lauffen nach Frankfurt,  im Vorfeld der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt war sicher der zündende Funke für das Konzept des „sozialen Stroms“.  Die flächendeckende Energieversorgung durch ein breit angelegtes Netz sollte der gesamten Bevölkerung zu Gute kommen. Egal ob kleine Handwerker, Haushalte oder Grossabnehmer, der Strom an sich brachte den wirtschaftlichen Quantensprung und verbesserte Lebensqualität, davon war Miller überzeugt.  Erster Höhepunkt der steilen Karriere des gelernten Bauingenieurs, der u.a. mit Siemens, Lesseps, Edison und Ford  Kontakte unterhielt, war das  Kraftwerk in Fürstenfeldbruck. Dann ging es Schlag auf Schlag: es folgten das Werk in Hermannstadt, heute Sibiu, in Siebenbürgen, das Bayernwerk und das  Walchenseekraftwerk, das mit dem Kardauner Grosskraftwerk starke Ähnlichkeiten aufweist. Und wieder  waren es die Triebfedern der technischen Machbarkeit und wirtschaftlichen Rentabilität, mit denen Miller die grossen Widerstände gegen den Bau vom Walchensee-Kraftwerk vom Tisch räumte. 

Lebenswerk Deutsches Museum

Politisch der bayrischen Monarchie verpflichtet, beruflich der technischen Innovation mit sozialem Ansatz,  konzipierte er  das Deutsche Museum als integrale, fachübergreifende und volksnahe Bildungsinstitution, in der Technik und Wissenschaft in enger Verbindung dargestellt und ständig neu erforscht werden. Während eines rauschenden Festes  hat Kaiser Wilhelm II 1906  den Grundstein für das Deutsche Museum auf  der Münchner Museumsinsel gelegt.  Der „engineer-entrepreneur  Miller“, wie ihn Thomas Hughes bezeichnete,  setzte  weiterführend auf die Dokumentation und Bewahrung Technischer Kulturdenkmäler. Während dem Nationalsozialismus  wegen seiner Linksorientierung zum „roten Oskar“ abgestempelt, musste Miller die internationale Ausrichtung des Deutschen Museums immer wieder verteidigen, was im erfolgreich gelang, bis zum Schluss. Sein „grosser Plan“, das Deutschen Museum  ist in Erfüllung gegangen. Das Konzept mit seinem Alleinstellungsmerkmal der Interdisziplinarität, ist heute weltweit Magnet für Wissenschaft und Technikkultur.

ge}