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Benko-Shopping-Center in Bozen: Projekt soll überdacht werden
12.03.2013

Kuratorium regt eine möglichst breite und qualifizierte Bürgerbeteiligung an.

 Das Benko-Projekt zum Bau eines Grosskaufhauses am Busbahnhof in Bozen  veranlasst zum Nachdenken und zu einigen Überlegungen. Eine urbanistische Neugestaltung dieses Stadtteils ist sicher sinnvoll, vorausgesetzt dass der Eingriff städtebauliche Qualität und Funktionaliät aufweist. Das vorliegende Shopping-Center- Projekt des Star-Architekten Chipperfield scheint diesen Ansprüchen jedoch nicht in allen Punkten  gerecht zu werden.  Das beginnt bei der nicht vorhandenen Massstäblichkeit und der fehlenden Abstimmung mit den baulichen Gegebenheiten im örtlichen Kontext. Unter diesen Umständen scheint es dem Kuratorium für technische Kulturgüter sinnvoll,  das vorliegende Projekt zu überprüfen und den vorgetragenen Bedenken Rechnung zu tragen. Im Vordergrund soll ein ausgewogenes Nutzungsverhältnis (Hotelbetten, Wohn- Büroräume und  Verkaufsflächen) stehen, sowie  ein qualitätsvolles Miteinander  von alter (Hotel  Alpi, einem Ronca-Bau aus den 1950er Jahren) und neuer Bausubstanz . Auch Bürgermeister Luigi Spagnolli spricht von der Notwendigkeit, das historische Gedächtnis der Stadt an die 50er Jahre nicht zur Gänze zu verlieren. Überdies ist es selbstverständlich, dass die angedachten Lösungen für die Mobilität wie den im Benko-Projekt geplanten Busbahnhof im Tiefgeschoss mit dem Podrecca-Projekt zur Bahnhofsverbauung, welches ebenfalls einen Busbahnhof vorsieht, abgestimmt werden müssen. Darüber hinaus regt das Kuratorium eine möglichst breite und qualifizierte Bürgerbeteiligung an, zumal eine lebendige  Stadt nicht nur aus Gebäuden besteht, sondern vor allem aus den Menschen, die in diesen Gebäuden auch wohnen.

  P.S.  zum Hotel Alpi : Die Bauten des Armando Ronca bestechen durch Geschmeidigkeit und Komplexität. Ronca schafft dadurch so etwas wie eine Bozner Nachkriegsmoderne eigener Prägung. ‚Durch den spielerischen Umgang mit vertikalen und horizontalen Linien knüpft er an den Rationalismus der dreißiger Jahre an, versetzt jedoch dessen geometrische Strenge in rythmische Bewegung.       (Architektur in Südtirol, Edition Raetia, Bozen 1993)

Das Ensemble ‚Perathonerstrasse’ belegt das auf einzigartige Weise, weil es Ronca an dieser Stelle vergönnt war, den städtebaulichen Rahmen zu schaffen und durch eigene Bauten seinen architektonischen Stempel aufzudrücken. Städtebaulich schafft er mit der Randbebauung entlang der Garibaldi Straße eine geschlossene Stadtkante zu Bahn und Fluss: Für die kurze Anbindung an die Innenstadt bricht er die Stadtkannte auf und setzt an dieser Stelle mit dem von ihm entworfenen Eckgebäude einen unübersehbaren architektonischen Akzent. Das vorgezogene auf V-Stützen aufgeständerte Eckgebäude bildet einen deutlichen Blickfang für die Ankömmlinge aus Richtung der Loreto- und Drususbrücke und führt in elegantem Schwung in die Südtiroler Straße. Den Abschluss bildet das Hotel Alpi.

Das Hotel hat als Kopf der Eckbebauung eine Schlüsselrolle in dem architektonischen Konzept. Ronca übernimmt für das Hotel Höhe und Fassadencharakter des Eckgebäudes, fängt aber dessen bewegten Schwung mit einem einfachen Gebäudekubus und einer ruhigen, rationalistisch anmutenden Fassade auf. Das Ganze erhält dadurch den notwendigen eindeutigen Abschluss.

Die zentrale Stellung im Gesamtensemble und die damit verbundene enge Korrespondenz mit dem ebenfalls schützenswerten und von Ronca als dreiseitiger Blockrandbebauung entworfenen Wohn- und Geschäftshaus an der Dr Julius Perathoner Straße (siehe Blatt Nr.89, Architektur in Südtirol, Edition Raetia, Bozen 1993) ist ein weiterer Grund dafür, dass der Hotelbau für die Wirkung des Gesamtensembles unverzichtbar ist.

Ein Abriss des Hotels würde das einzigartige Ensemble im Kern treffen und das für Bozen typische Stadtbild der 1950er Jahre unwiederbringlich zerstören.