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Parcours:



Pilotprojekt Bahnhof Klausen vorgestellt
09.11.2009
Die Freunde der Eisenbahn mit Prässident Walter Weiss, die Gemeindevertreter von Klausen mit Bm A.Scheidle und Gemeindereferent H. Gasser sowie W. Mitterer vom Kuratorium während der Besichtigung im Klausner Bahnhof
Die Freunde der Eisenbahn mit Prässident Walter Weiss, die Gemeindevertreter von Klausen mit Bm A.Scheidle und Gemeindereferent H. Gasser sowie W. Mitterer vom Kuratorium während der Besichtigung im Klausner Bahnhof
Das Piolotprojekt "Revitalisierung Bahnhof Klausen" ist fast zur Gänze umgesetzt. Für die Freunde der Eisenbahn wurden die Arbeiten in einer Vorschau erläutert.
Im Zuge der Bahnhofsbesichtigung, an der eine Delegation der Freunde der Eisenbahn angeführt von Präsident Walter Weiss sowie der Klausner Bürgermeister Scheidle, Gemeindereferent Gasser sowie Wittfrida Mitterer vom Kuratorium teilnahmen, wurde das Klausner Pilotprojekt ausdrücklich gelobt. Sinnvoll sei insbesondere die Verbindung von Alt mit Neu, die teilweise Musealiserung in Verbindung mit der Medienstation, die zeitaktuelle Informationen mit öffentlichem Nutzungscharakter dem Fahrgast darbietet.
Die Projekt- und Baugeschichte der Lokalbahnen in Tirol und Welschtirol gibt Einblick in ein ungewöhnlich interessantes Zeitbild. Wirtschaft, Politik und Kultur der ausklingenden Donaumonarchie prägen die Eisenbahn- und Fremdenverkehrsgeschichte im altösterreichischen Tirol. Das Tauziehen zwischen der Wiener und Tiroler Eisenbahnpolitik, der Konkurrenzkampf mit dem Fremdenverkehrsaufsteiger Schweiz, die nationale Konfliktsituation im mehrsprachigen Grenzland des südlichen Tirols machen die altösterreichische Eisenbahnlandschaft von Kufstein bis zum Gardasee zu einem heissen Pflaster, das zu technischen Pionierleistungen angespornt hat. In diesem Kontext wurde die 1867 Alpen querende Brenner-Bahn mit einem Low-Budget gebaut. Sie ist jedoch gleichzeitig ein Gesamtkunstwerk ingenieurtechnischer Meisterleistungen. Zahlreiche Hochbauten nach Plänen von Wilhelm v. Flattich, darunter auch der Klausner Bahnhof, zeugen heute noch von aussergewöhnlicher baulicher Qualität, essentieller architektonischer Eleganz sowie know how der zum Grossteil aus dem oberitalienischen Raum stammenden Bahnarbeiter. In wenigen Jahren Bauzeit wurde die gewundene Trassenführung über die Passhöhe des Brenners nach dem Projekt von Ingenieur Karl von Etzel verwirklicht. Die Technikjuwele aus der Stunde null sind heute dank ihrer Geschlossenheit ein historisches Erbe, das weltweit ein Unikat darstellt. Besonders die Bahnhöfe aus der altösterreichischen Ära der k.u.k.Südbahn-Gesellschaft bilden ein in dieser Dichte einmaliges Ensemble.
Das Projekt Brennerbasistunnel verleiht dem Thema Brennerbahn und der trotz aller bisherigen Modernisierungen und Automatisierung noch weitgehend original erhaltenen Bahnhofs-Meile von 1867 eine absolut neue Dimension.
Aus einer gesamtheitlichen Betrachtung heraus macht es Sinn, die Zeugnisse der Technik und Architektur, die immer wichtiger für die Besonderheit einer Region und die Identifikation der Menschen mit ihrem Lebensraum sind, zu erhalten und im öffentlichen Kontext aufzuwerten. Attraktive Bahnhöfe verbunden mit gutem Service tragen zu mehr Lebensqualität bei.

Vor diesem Hintergrund wurde der Bahnhof Klausen als Pilotprojekt jetzt neu konzipiert. Der Bahnhof Klausen wurde vorerst im Innenbereich baulich saniert. Das Technikjuwel, das wie auch die übrigen Hochbauten der Brennerbahn aus der altösterreichischen Monarchie (1867) die Handschrift des k.k.Architekten Wilhelm von Flattich trägt, wurde von „Altlasten“ befreit und originalgetreu renoviert.
Die Grundidee stützt sich darauf, die Identifikation des Bahnhofs mit einfachen Mitteln möglichst kompakt zu erhalten und diesen dabei nicht seiner Zeugnisse der Alltagskultur zu berauben.

Typische Elemente wie der aufgelassene Fahrkartenschalter und die Gepäcksaufbewahrung, aber auch andere Erinnerungsstücke wie Fahrpläne oder Stellwerke wurden durch Einziehen einer vandalensicheren Glaswand gesichert und zugänglich gemacht. Im Fahrgastraum biete eine Medienwand zeitaktuelle Informationen, die in Verbindung mit Kulturtips aus dem Gemeindegebiet besonders attraktiv ist.
Durchgeführt wurde die Renovierung der Innenräume des Bahnhofs Klausen. Im Wartesaal wurde die in den 70er Jahren errichtete Fahrkartenausgabe abgebrochen und in den Originalzustand rückgeführt. Die verschiedenen Entwertungsautomaten sowie Automaten für die Fahrkartenausgabe wurden versetzt und bündig mit dem Wandverlauf vandalensicher auf einer Wandtafel untergebracht. Anstelle der Fahrkartenausgabe wurde die Öffnung mit einer Glasschiebetür abgeschlossen, die in den musealisierten Nebenraum (ehemals Fahrdienstleitung) Blickkontakt bietet. Bei Führungen kann die Glasschiebetür geöffnet werden. Die bestehenden Terrazzo-Böden wurden erhalten, in den Ausstellungsräumen wurde ein neues Lichtsystem angebracht, Wände und Decken entsprechend den Ergebnissen der Farbuntersuchungen neu gestrichen. Fenster und Türen wurden im Bestand, nur wo notwendig, funktionsgemäss ausgebessert. Die Heizungs- und Elektroinstallationen wurden an den heutigen Standard angepasst. Die bestehenden Einrichtungsgegenstände (Bänke, Tische, ecc.) wurden renoviert und nutzergerecht wieder verwendet.
Durch diese pfleglichen Sanierungsmassnahmen konnte ein ruhiges Ambiente mit geordnetem Erscheinungsbild geschaffen werden, das auch für andere Bahnhöfe Beispielcharakter hat.
Die Arbeiten, die vom Land finanziert wurden, sind vom Kuratorium für Technische Kulturgüter in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Klausen koordiniert und abgewickelt worden.
In enger Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt wurden für die Renovierungsarbeiten die detaillierten stratigrafischen Farbuntersuchungen der verschienen Holzkonstruktionen genutzt, die bereits am Bahnhof von Waidbruck wichtige Erfahrungswerte gebracht haben und in der Farbauswahl besondere Berücksichtigung fanden. Freigelegt wurde im Deckenbereich auch ein Fresko-Ausschnitt , der dekorative Seerosenmotive zeigt und auf die Gründerzeit (1867) zurückgeht.

Ausstellung Grödnerbahn

Als im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg hereinbricht und die alte Grödnerstraße nicht geeignet war, den Nachschub für die österreichischen Truppen an die Dolomitenfront sicherzustellen, beschloss die k.k. Heeresleitung kurzfristig den Bau der Jahre zuvor projektierten Schmalspurbahn ins Grödental und trieb 1915 fieberhaft den Bau dieser Strecke voran. In einer Rekordzeit von nur 4,5 Monaten konnte die 31 km lange Strecke unter Einsatz russischer Kriegsgefangener provisorisch fertig gestellt werden. Die offizielle Eröffnung der dampfbetriebenen 760-mm-Schmalspurbahn erfolgte am 6. Februar 1916.
„Die Fortsetzung der Bahn auf dem linken Eisackufer bis Klausen ist nicht weniger einfach als die Strecke von Brixen bis zur Brücke. Unter den meist schon vollendeten Bauten sind zu erwähnen: eine schiefe, 30 Fuß weite eiserne Brücke für den Affersbach, ein 15 Fuß breiter gewölbter Aquädukt für den Schneckenbach, eine 34 Fuß weite eiserne Brücke für den Villnöserbach, ein 34 Fuß weiter Durchlaß für den Zickerbach und eine 18 Fuß weite gewölbte Durchfahrt zum Schloß-Anger. Größere Felsabsprengungen und Korrektionen des Eisacks kommen am Todtenkofel, bei den montanärarischen Holzrechen bei Glarz, in der 'Klamm' und bei Schloß Anger vor. Der Stationsplatz für Klausen liegt wenig oberhalb der Stadt. Über den Löchelbach ist neben der Brücke für die Bahn auch eine neue Straßenbrücke erbaut, der Verkehr mit Griesbruck wird durch einen Nieveauübergang hergestellt“, berichtet der „Bote für Tirol und Vorarlberg“ am 18. Juni 1866.
1960 wurde die Grödnerbahn eingestellt.